Freiheit, die Angst macht

  • Zitat

    Original von Yaban38 Und so hat manches Entlaufen doch seinen noch tieferen Sinn.

    Regina, ich danke Dir für all Deine Liebe zu den Tieren.


    Ach Maria, wir nehmen uns ja nichts mit unserer Liebe zu den Tieren... besonders der zu den Entlaufenen.
    Aber wir wissen auch, dass nichts ohne Grund geschieht.... und wenn das Schicksal all der nie wieder Gefundenen einen Sinn macht, dann den, dass die Menschen lernen umzudenken, dann ist ihr Schicksal nicht umsonst gewesen.....

    Ich wünsche es ganz arg...

    Schöne Grüße
    Regina

    muss leider öfter editieren, weil bei mir das "o" klemmt.

  • Zitat

    Original von Amigo
    Liebe Regina,

    Deinen Text sollte man auf jeder Website, jedem Flyer und jedem Vermittlungsformular finden.

    Manuela

    Und manch ein "Tierschützer" sollte ihn sich jeden Tag aufs neue durchlesen, bevor er über ein Tierleben entscheidet :evil:

  • ich finde den Beitrag von Regina auch sehr gut, aber die Betonung sollte hier wirklich auf den Angst und Panikhunden liegen, um die es ja hier geht(wenn ich es richtig verstanden habe)
    . Ich kann mich nach wie vor an den vielen geretteten Hunden freuen, die in ihren neuen PS oder ES angekommen sind und jetzt ein glückliches Leben führen. Ich denke diese überwiegen zumindest hier im Forum nach wie vor.

  • Danke Regina für Deine wirklich tollen und treffenden Zeilen!
    Ich hatte schon einige Pflegehunde hier, auch ängstliche Hunde... Aber erst seit ich April hier habe weiß ich, was es bedeutet einen "Angsthund" zu haben, der völlig in sich gefangen scheint...
    Ich musste mich anfangs sehr verteidigen, weil ich April einfach im Wohnzimmer gelassen habe, nicht versucht habe sie nach draußen zu bringen mittels Geschirr etc....
    Diese Hunde brauchen Sicherheit.. sie brauchen einen Ort um sich in aller Ruhe neu sortieren zu können. Jedes Bedrängen ist zuviel und sei es noch so gut gemeint von uns Menschen. April fühlt sich sicher in ihrem Zimmer, mittlerweile bleibt die Tür offen, sie geht nicht raus, aber sie akzeptiert es und geht auch so frei durchs Wohnzimmer. Und ein Kater von mir besucht sie häufig und legt sich zu ihr hin. Aber spielen tut sie nur, wenn sie alleine ist. Die Anwesenheit von Menschen ist ihr nach wie vor nicht so geheuer. Sie ist jetzt 2 Monate hier und einige sagen, sie habe keine Fortschritte gemacht, sie war noch kein einziges Mal im Garten, sie ist noch nie an einer Leine gewesen.. Aber sie macht Fortschritte, auch wenn diese winzig klein sind. Wichtig ist, sie macht diese Fortschritte von sich selbst aus.

    Freiheit ist ein schönes Wort, aber was bedeutet es denn eigentlich im Bezug auf diese Hunde? Es sollte doch bedeuten, dass diese Hunde die Freiheit haben selbst zu bestimmen, wie weit sie Kontakt zulassen wollen. Das Risiko, dass es Monate dauert ehe der Hund das tun will, sollte jede Orga und jede PS einkalkulieren

    Andrea und ihre vierpfotige Bande

    Erfahrung ist der Name, den die Menschen ihren Irrtümern geben.
    Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Andrea Freiheit ist ein schönes Wort, aber was bedeutet es denn eigentlich im Bezug auf diese Hunde? Es sollte doch bedeuten, dass diese Hunde die Freiheit haben selbst zu bestimmen, wie weit sie Kontakt zulassen wollen. Das Risiko, dass es Monate dauert ehe der Hund das tun will, sollte jede Orga und jede PS einkalkulieren


    Ja Andrea, so sehe ich das auch.... daher nannte ich meinen Beitrag bewusst "Freiheit, die Angst macht". Das ist nämlich die aufgezwungene "Freiheit" - Hund muss raus, Hund muss dies, Hund muss jenes, weil er soll ja die Freiheit ausserhalb des vorherigen Zwingers /Lagers genießen müssen. Ich sage bewusst müssen, weil wir diesen Tieren etwas aufstülpen, womit sie nicht klar kommen können in dem Tempo, was wir meinen vorgeben zu müssen.

    Ich finde es gut, dass April die Freiheit hat, zu entscheiden, wemsie vertraut und in welchem Temp sie die neue Welt erobern möchte. Die wenigsten dieser Hunde kann man mit Zwangskuscheln überzeugen.

    Wir haben nun von unseren eigentlich vier genehmigten Hundeplätzen in unserem kleinen Tierheim vier belegt mit solchen Hunden. Die "Normalos" kommen dann ins Büro, die Küche und unser Kaffeestübchen. Ich bin unendlich glücklich über die geduldigen und einfühlsamen Mitarbeiter, die diese Hunde ins nach unserem Verstand normle Leben führen.

    Wenn Interesse besteht, erzähle ich gern ein wenig von ihrer Geschichte und zeige euch auch Fotos.

    Schöne Grüße
    Regina

    muss leider öfter editieren, weil bei mir das "o" klemmt.

  • ja es dauert Monate und manchmal Jahre und ganz normale Kommandos wie ein Sitz im Feld heißt für diesen Hund, er macht Sitz und damit kann er nicht mehr so schnell flüchten.
    Also können sie das erst dann tun, wenn sie mit sich selbst und der Umwelt wieder ihre "alte" Sicherheit zurückgefunden haben. Also sich sicher sind, dass sie eben "sicher" sind, dass wenn Du als Mensch dieses Kommando gibst, nichts in "Reichweite" ist, was sie bedrängen/bedrohen könnte.

    Und April - ist das die April die entlaufen war? dann ist es doch für sie doppelt schwer mit den Menschen. Denn die ersten Kontakte hießen doch Behandlung der Hautkrankheit - also aus Sicht des Hundes Mensch fügt Schmerzen und Unangenehmes zu und das ständig und immer wieder. Und dass eben nicht jeder Mensch jetzt wieder Schmerzen zufügt, dass muss sie ja erst mal aufnehmen können. Noch bedeutet wahrscheinlich jeder Mensch genau das. Ein bisschen "helfen" den Weg zum Menschen finden zu können sollte man schon, aber wohl dosiert und genau überlegt.

    Und Freiheit, Glücklich sein, doch, dass können diese Hunde auch. Es dauert zwar, aber sie werden soweit sie das können, glücklich werden wenn man ihr Leben ihren "Ansichten" und "Möglichkeiten" entsprechend gestaltet. Manches wird nie gehen, andere Dinge können sie schaffen, und welche, sind halt immer individuell sehr unterschiedlich und auch die Wege dorthin. Die muss man immer auf den einzelnen Hund abstimmen, was er anbietet, über welche seiner Signale man was tun kann und die Zeit spielt halt eben auch eine große Rolle. Man darf sich Ziele setzen ohne zeitliches Limit. Und was auch ganz wichtig ist, es wird immer wieder Stillstände geben, wo einfach das, was sie gelernt haben, sich setzen muss, richtig setzen, damit es für die nächsten Jahre "hält" auch in "Gefahrenmomenten", denn die weder immer wieder mal auftreten. Irgendwer tut etwas und der "Schalter" kippt und nichts geht mehr; alles was da war ist wie weggeblasen und da hilft dann Ruhe, Ruhe, Ruhe und Zeit und Geduld.
    Und die schönsten Momente sind die, wenn sie einen anstrahlen und anlachen und einfach "Freude am Leben" haben.

    LG Maria

    Nicht die, die die gleiche Sprache sprechen sondern die gleichen Gefühle teilen, können sich verstehen (Mevlana, türkischer Gelehrter)

  • Ich kann keine Pflegestelle sein, ich kann nur den Hunden ein Zu Hause auf lebzeiten bieten, die ich bei mir habe. Wenn einer gehen muss, darf ein anderer wieder nachkommen.
    Gerade für einen Angsthund finde ich es wichtig, ihm Zeit zu geben die er auch braucht ! Das bedeutet Geduld, Geduld und nochmals Geduld.
    Wenn ein Angsthund sich dann endlich eingelebt hat, sollte dieser meiner Meinaung nach nicht mehr umplatziert werden.
    Auch find ich wichtig, dass Angsthunde insbesondere Strassenhunde nicht an PS oder ES gelangen wo kein weiterer Hund vorhanden ist.
    Ebenso wichtig finde ich, dass im selben Haushalt mindestens 1 "normaler" stabieler Hund vorhanden ist.

    Ich bin dankbar, dass ich Irina bekommen habe, sie war mein zweiter Angsthund und ich würde es wieder so machen


    Irina ( ehem."Großer Transport bei BrunoPet")

    Einmal editiert, zuletzt von Krümel (4. Juli 2011 um 09:25)

  • Zitat

    Original von Regina

    Wenn Interesse besteht, erzähle ich gern ein wenig von ihrer Geschichte und zeige euch auch Fotos.


    Wäre sehr schön, wenn Du uns daran teilhaben lässt. :)

  • Zitat

    Original von Strups


    Wäre sehr schön, wenn Du uns daran teilhaben lässt. :)

    Da stimme ich zu:-)

    LG
    Sabine

    Ein Hund ist immer das Spiegelbild seines Menschen.
    © Oliver Jobes, (*1966), Erziehungs- und Verhaltensberater

  • Ja, Geduld, Geduld und nochmals Geduld, so ist es auch bei unserer Rumänin Kaya. Sie ist jetzt 3 Jahre bei uns und am Anfang konnte man sie nicht anfassen. Trotz der vielen Aussagen ich solle jetzt einfach mal ein Geschirr anziehen oder Halsband und solle sie einfach mal nehmen.... nein ich höre auf mein Bauchgefühl, auch wenn es schon 3 Jahre her sind, aber mittlerweile kommt sie aufs Sofa wenn ich sie rufe, ich kann sie dann sehr gut ttouchen, gibt Leckerli zwischendurch, ich kann sie rufen um Leckerli abzuholen, sie sitzt beim Frühstück viel neben mir, sie kommt auch zu fremden Menschen die sie hockend rufen und ihr Leckerli anbieten, sie ist im Garten glücklich - was fehlt ist der Mut um ein Geschirr anzuziehen und mitzugehen auf den Spaziergang - aber ich hatte bis heute Geduld und gebe ihr auch weiterhin die Zeit die sie braucht. Durch die Jahre habe ich sie auch energetisch behandelt was auch immer wieder einen Millimeter brachte. Ich weiss, irgendwann gehen wir zusammen mit den anderen auf den Spaziergang, aber sie sagt mir wann. Ich hatte sie damals nach einem Jahr auch übernommen, fest, ich gebe sie nie mehr her. Wenn ich zurückdenke was für ein Bild sie am Anfang gab und jetzt, das sind für mich himmelhoche Unterschiede, der Tag wird kommen und sie sagt mir "Yes we can" darauf freue ich mich.

    Regina, einfach wahre Worte und so super geschrieben. Danke dafür.

    Liebe Grüsse
    Anita

    Anita mit

    Bardo, Joya und Kaya im Herzen

  • Zitat

    Original von Kenjo nein ich höre auf mein Bauchgefühl, auch wenn es schon 3 Jahre her sind, aber mittlerweile kommt sie aufs Sofa wenn ich sie rufe, ich kann sie dann sehr gut ttouchen, gibt Leckerli zwischendurch, ich kann sie rufen um Leckerli abzuholen, sie sitzt beim Frühstück viel neben mir, sie kommt auch zu fremden Menschen die sie hockend rufen und ihr Leckerli anbieten, sie ist im Garten glücklich - was fehlt ist der Mut um ein Geschirr anzuziehen und mitzugehen auf den Spaziergang - aber ich hatte bis heute Geduld und gebe ihr auch weiterhin die Zeit die sie braucht. Durch die Jahre habe ich sie auch energetisch behandelt was auch immer wieder einen Millimeter brachte.


    Anita mit deinem Bauchgefühl bist du mit Sicherheit auf dem richtigen Weg. Was du Kaya energetisch zukommen lässt, wird sie aufsaugen wie ein Schwamm und damit glücklich sein, wie schn andere hier beschriebene Hunde, die einfach ihren Weg wohl behütet und geliebt gehen dürfen.
    Ich sage oft bei unseren Hunden im Tierheim - sie leben ihre Welt im Döschen und stupsen selbst den Deckel immer ein bischen mehr auf, bis sie ganz raus kommen mögen. Wir geben nur Hilfestellung, wenn der Deckel mal klemmt.... ;)

    Schöne Grüße
    Regina

    muss leider öfter editieren, weil bei mir das "o" klemmt.

  • warum der Mensch das immer wieder tut?

    Weil er sonst seinem Allmachtsbedürfnis nicht nachkommen könnte.

    Natürlich finde ich, daß jeder Hund eine Chance verdient hat, ich finde jedoch nicht, daß wir bestimmen sollten, worin diese Chance besteht.

    Wer sagt denn, daß ein "Angsthund" überhaupt jemals etwas anderes will, als den vertrauten Garten? Das sind doch unsere Vorstellungen von "Hundeglück". So wie wir glauben nur ein bespaßter Hund ist ein glücklicher Hund. Viel zu oft projeziert der Mensch doch nur das eigene Bedürfnis auf das Tier. Mit Tierschutz hat das ganz oft dann nichts zu tun.

    **Dieser Beitrag unterliegt dem Urheberrecht, forenfremdes Zitieren, Kopieren und Weiterverbreiten auch von Auszügen ist nicht erlaubt.**
    "Lasst uns nicht um Schutz vor Gefahren beten, sondern um Furchtlosigkeit, wenn sie uns begegnen"(Rabindranath Tagor)
    "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht" (V. Havel)

  • Liebe Regina !

    Mich hat dein Beitrag zutiefst ergriffen - ;( ich muss wirklich mühsam um Worte ringen.

    Vor zwei Jahren haben mein Mann und ich hautnah das Schicksal eines aus Spanien "geretteten" Hundes miterlebt.

    Diesem Hund wurde aus falsch verstandener Tierliebe so viel an seelischer Grausamkeit ( hauptsächlich stundeslanges Alleinesein in einer viel zu kleinen Wohnung mitten in der Stadt und ständiges, überlautes "Befehle schreien" ) zugemutet, das er - der vorher ein freundlicher und sehr menschenbezogener Hund war - zu einem Angstbeißer wurde und aus diesem Grund von seiner Besitzerin an einen Hundetrainer abgegeben wurde.

    Auch hier war seine Verweildauer nur sehr kurz - angeblich ließ er sich nicht "erziehen" - und so wurde er mehrfach weitergereicht.

    Bitte nicht missverstehen - aber wir hoffen, das er nicht mehr lebt, weil sein Leben hier in Deutschland für ihn nichts anderes als eine Qual ohne Ende war.

    Ehrlich gesagt - mir ist der Gedanke daran, das er einen sanften Tod hatte, fast lieber als der Gedanke, das dieser Hund sein Dasein bei Menschen fristen muss, die sich auf Kosten seiner zutiefst verletzten Seele profilieren und ihm somit ein frag- und unwürdiges Leben aufzwingen wollen.

    :bluemchen: Danke für deinen Beitrag - Du hast mir aus dem Herzen gesprochen !

    Liebe Grüße
    Ursula

    "M e n s c h e n k e n n t n i s dämpft die Menschenliebe - T i e r k e n n t n i s erhöht die Tierliebe."
    (Dr. Bernhard Grzimek)

  • Weißt du, Ursula, es gibt Augenblicke, da könnte man verzagen an dem, was Menschen anrichten. Zu sehen und zu fühlen, was Menschen in ihrer grenzenlosen Dummheit anrichten und dem wehrlosen Tier antun, bis es sich endlich wehrt, kann einem selbst in der Seele weh tun.
    Ich kann zu gut deinen Wunsch auf Erlösung für ein derart "missbrauchtes" Tier verstehen.
    Ja wir Menschen sind mit unserem Gehirnkastel im Glauben, die Krone der Schöpfung zu sein, oft so grenzenlos dumm.
    Was können wir bei genauem Hinhören, Fühlen und Sehen doch alles von unseren Tieren lernen, wenn wir bereit sind, die Welt aus ihrer Sicht zu sehen.

    Schöne Grüße
    Regina

    muss leider öfter editieren, weil bei mir das "o" klemmt.

    Einmal editiert, zuletzt von Regina (11. Juli 2011 um 23:50)

  • Danke Regina :kuscheln: :oi:

    "Wenn alle Tiere, die umsonst gelitten haben,
    im gleichen Moment schreien würden,
    würde eine unglaubliche Katastrophe die Welt verwüsten,
    und die wenigen überlebenden Menschen würden taub
    und im Wahnsinn umherirren." (Oscar Graziol)

  • Da einige von euch ja baten, teilhaben zu dürfen an ein paar Geschichten unserer (Import)Hunde, will ich mal mit Chery anfangen.

    Sie irrte ängstlich mit eingeklemmter Rute in Hauptstraßennähe einer Kleinstadt hier im Landkreis umher. Groß und schwarz, natürlich furchterregend, weil auch ihr Blick sehr von Misstrauen geprägt war. Es gelang aber mit viel Zuspruch und Zurückhaltung, sie mit Futter auf ein Grundstück zu locken und dort einzufangen und ins Tierheim zu holen.

    Unsere "Angsthasen" laufen zunächst immer bei uns mit einem langen Ende Band rum. Wir haben da eine stabile Flexi Leine gekillt für diesen Zweck. Das ist dünn, nicht so schwer wie eine Schleppleine und stört den Hund weniger. Verheddern ist unter Aufsicht nicht möglich und wenn die Hunde allein sind in ihrem Raum, gibt es nichts, wo sie sich verheddern könnten.

    Diese ängstlichen Hunde kommen meist bei uns anfangs nicht in einen der Hunderäume, wo sie vielleicht zunächst im Aussenzwinger von den Nachbarn angegrätzt werden, sondern in unsere sogen. Veranstaltungsküche. Wir wissen ja nichts über ihre letzte Haltung und die Küche, eingerichtet wie eine nrmale Küche mit zusätzlich Körbchen, daneben noch eine Decke hat Wohnungscharakter und der Hund kann erst einmal in Ruhe ankommen. und in kleinen Dosen die neuen Menschen kennen lernen und am "Band" geführt schrittweise Haus und Gelände kennen lernen.

    Chery nach 3-4 Tagen auf dem Flur fotografiert

    Sie zerlegte uns in der ersten Woche komplett die Türzarge der Küchentür, sobald sie nicht bei uns sein konnte und allein war, obwhl ihr Misstrauen Menschen gegenüber auch noch nicht wirklich gewichen war.

    Uns war die Verletzungsgefahr zu groß und wir entschlossen uns doch, sie in einen der Hunderäume zu setzen. Das schien nicht wirklich eine gute Lösung, denn Nagen an der Gittertür kann auch zu Verletzungen führen.
    Hier muss ich kurz erklären, dass in den Hunderäumen die Fenster berhalb der Ausgangsschieber in den Aussenzwinger liegen. Rechts an der Wand über dem Körbchen ist ein Liegebrett, das wir bei großen Hunden hoch klappen können, damit sie nicht so viel springen. Ansnsten ist es als Liegebrett geklappt und bildet so ein Dach über dem Körbchen (Wanne) wie eine Höhle.
    einer Mitarbeiterin kam die zündende Idee, dieses Brett als Liegefläche aufzuklappen und von dem Tag an war Chery wie ausgewechselt. Sie hatte Höhle und vor allem, sie konnte auf dem Brett stehend raaus gucken, wenn der Schieber zu war und sehen, was sich draussen tut.
    Uns war klar, dass ihr das in der Küche gefehlt hat, denn dort hatte sie keine Möglichkeit wegen der Arbeitsplatte zum Fenster raus zu gucken.

    Die Hündin hatte einen französischen Chip, war aber nirgendwoo in D registriert. Also schickt ich ein Foto über einige Verteiler. Auf Umwegen meldete sich eine deutsche Tierschützerin einer Orga aus Frankreicch. Sie teilte mir die Chipnummer eines von ihr in der Nähe des Fundortes in Pflege gegebenen Hündin mit, da sie sicher war, es sei eine Hündin ihrer Orga. Was nun etztlich an den aussagen der PS stimmt, lässt sich nicht klären. Bei der Orga hat diese mehrere Sachschäden geltend machen wollen, weil die Hündin alles zerlegt, wenn sie allein ist, eine Katze gekillt hätte.
    Nein, eine VK hatte man nicht gemacht, die PS sei von jemand anderem empfohlen worden. (Uns war diese durchaus bekannt, aber uns hatte man ja nicht befragt, bevor man dort den Hund hin gab.)
    Die PS war parallel zu meinen Kontakten mit der Orga sogar so dreist, wir hatten die Hündin auch in der lokalen Presse, bei uns anzurufen, ihr alter Neufi sei gestorben und sie wolle einen neuen Hund haben. Sie wolle auf keinen Fall den Auslandstierschutz unterstützen und einen Hund aus einem deutschen TH. Aha....

    Ich war am Tag ihres Besuches im TH und sie glaubte dann in Chery einen Hund zu erkennen, den sie vor einiger Zeit bei einem Bekannten gesehen hätte, der den von "so einer ominösen franz. Orga in Pflege gehabt hätte". Aha...

    Einmal gesehen und sie wusste sogar den Namen der Hündin, den sie vorher hatte. Aha...

    An der Stelle sagte ich ihr auf den Kopf zu, warum sie nicht zugeben würde, dass sie selbst die PS gewesen sei. Roter Kopf und Gestammel folgten und von mir die klare Ansage, dass es diese Hündin nicht gäbe und auch keinen weiteren Hund aus unserem TH. Und tschüs...

    Chery kam im August 2010 und ist inzwischen ein fröhlicher liebenswerter Wirbelwind, der nur noch kurz verunsichert ist, wenn ein fremder Mensch da ist. Ihr Blick aber ist immer noch auf "hab Acht", wenn irgend etwas ihr nicht geheuer ist.

    Von der Orga erfuhren wir, sie habe Panik allein zu sein (das hatten wir nun bereits selbst bemerkt) und man freut sich, dass sie bei uns bleiben kann, denn man wüsste momentan keinen anderen Platz für sie. Danach riss das Interesse an ihr ab.

    Die Tür in unserem TH steht ausserhalb der nachmittägl. Geschäftszeit Sommer wie Winter den ganzen Tag auf, unsere Hunde laufen frei im Gelände mit uns rum, könne zu uns ins Haus, liegen mit im Aufenthaltsraum (nach Belieben auch auf der Eckbank), wenn Kaffepause gemacht wird und haben so ein Heim gefunden etc.

    Chery ist groß und schwarz, nicht von der Tötung bedroht, hat keinerlei Fluchtverhalten mehr bei ihr vertrauten Menschen, wird geliebt und hat alle Zeit der Welt, dass passende Deckelchen zu finden.

    Schöne Grüße
    Regina

    muss leider öfter editieren, weil bei mir das "o" klemmt.

  • Danke für den intensiven Bericht und dafür, dass wir an Cherys Werdegang teilhaben durften!

    *Dieser Beitrag unterliegt dem Urheberrecht, forenfremdes Zitieren, Kopieren und Weiterverbreiten auch von Auszügen ist nicht erlaubt*

    Einmal editiert, zuletzt von Roxana (12. Juli 2011 um 12:18)