Freiheit, die Angst macht

  • Im Gedenken all der zahlreichen "Geretteten", die gerettet wurden, um umzukommen, weil sie in Panik und Angst entliefen und nie mehr gefunden wurden.....

    Freiheit die Angst macht

    Schon seit einiger Zeit mache ich mir immer mehr Gedanken um die Freiheit, die Freiheit der Tiere, die aus schlechten Verhältnissen befreit werden, im besonderen die Befreiung von Angst- und Panikhunden aus dem Ausland.
    Immer wieder werde ich damit konfrontiert, wie sie sich fühlen, was sie denken und was sie erleben, immer wieder flüchten sie aus den aus Menschensicht nun endlich glücklichen Lebensverhältnissen.,....warum?

    Wurden sie gefragt oder vorbereitet, wie ihr neues Leben aussehen soll?

    Sie sind oftmals ihr Leben lang auf der Straße gewesen oder in einem Lager, kennen nichts außer Zwinger, Welpen, fressen, schlafen .....usw..

    Oftmals sind sie abgeschottet von jeglichem Leben drumherum...haben noch wenig bis gar keine Natur gesehen...wissen nicht, was Bäume sind...was Vögel....kennen wenige Geräusche außer Bellen und die Stimme des sie fütternden Menschen.....das ist ihr Leben, ihr Erleben.

    Es ist als wenn ein Autist die Umgebung um ihn wahrnimmt.......wie ein Gefngener, der seit seiner Geburt in Gefangenschaft ist, oder wie ein Eingeborener lebenslang seit Geburt in Freiheit mit seinenArtgenossen im Busch ....er kennt die wenigen Seinesgleichen... die Freiheit unter dem Himmel.... mehr nicht.

    Weiß er wie die Welt aussieht?

    Welche Geräusche sie macht?

    Welche Farben sie hat?

    Manche Hunde leben nach ihrem Erleben dort...innerlich abgeschottet ähnlich einem Komapatienten.....einem Wachkoma....

    Nun.....der über Jahrzehnte Gefangene wird entlassen...man sagt ihm, das vorher nicht....holt ihn aus seiner Zelle...fährt ihn irgendwohin, setzt ihn bei wildfremden Menschen ab die ihn bestaunen und ihn voll quasseln.....sich freuen ....wie mag er sich fühlen?

    Schon alleine die Fahrt dorthin...er sieht Dinge die er noch nie sah.....und dann so viele auf einmal......kaum ein Einzelnes kann er schnell genug mit den Augen erfassen.....sein Hirn versucht verzweifelt es irgendwie zuzuordnen, schon fliegen10 andre neue Dinge an ihm vorüber......psychischer Kollaps.

    Nun...auch bei den neuen Menschen ist alles neu.- ...wirklich alles......wenn wir jemanden besuchen wissen wir zumindest... das ist ein Tisch....das ist ein Haus... es mag ein wenig anders aussehen als bei uns...doch wir haben eine Struktur in uns, die zuordnen kann.......die Hunde...oder auch der Gefangene haben nichts...gar nichts das sie vorher erlebt hätten.....es ist als würde man im Alter von drei Jahren...in Menschenjahren sagen wir mal 30 Jahren einfach auf die Erde geworfen....und man hat keine Ahnung, was was ist......

    Von nun an soll der Gefangene in kürzester Zeit einfach alles erfassen... alles kapieren und erkennen...und am besten sich darüber freuen......denn wenn nicht... was dann?

    Was, wenn er aus lauter Kollaps einfach losläuft...und überall wo er hinläuft ist es gleich neu...gleich laut-....gleich bunt....er läuft und läuft und möchte nur noch Ruhe.......am liebsten seine Zelle die er kennt.....und die findet er nicht


    Oder er versucht sich zu verkriechen....einfach verstecken vor allem Neuen... das ihm Angst macht.

    Nun...wenn er lange genug Zeit hat, wird er vielleicht irgendwann herauskriechen....und gaanz langsam die Welt betrachten.....vielleicht schottet er sich aber auch ab... versucht sich einfach irgendwie an die Regeln zu halten...sich leiten zu lassen und ja nicht mehr in sich aufzunehmen als diese Struktur die ihm gegeben wird....

    So erleben Hunde...die befreit werden ihre Befreiung...vielleicht ist der eine oder andre psychisch relativ stabil und schafft es mit der Zeit, die Freiheit gerne zu spüren....manch einer wird sie nur über sich ergehen lassen und weiterleben... doch noch viel zu viele verstecken sich oder flüchten....

    Wie könnte es anders laufen?

    Langsamer...den Bedürfnissen der Hunde angepasst?

    Der Mensch denkt, er macht das Tier glücklich, wenn es sofort die ganz Freiheit haben darf......es hat ja nix erlebt... also viel erleben lassen......das Tier freut sich sicherlich und ist dankbar dafür.....

    Und ist mit der Freiheit fast erschlagen.....sehnt sich nach seiner erlebten Sicherheit zurück...die aus dem Blickwinkel der Menschen so schrecklich war.

    Und kaum hat er sich an die neue Umgebung gewöhnt... endlich die Angst ein wenig verloren, freut sich der Mensch und sagt...nun kann er zu seinen neuen Besitzern......wie mag sich das anfühlen?

    Die Freiheit wurde nicht langsam gelernt und in ihm selbst angenommen... sie ist noch immer verknüpft mit diesen ersten Menschen....und nun?

    Das gleiche Spiel von vorne... er fühlt sich dafür bestraft, dass er keine Angst mehr hatte....dass er Fortschritte machte...denn er wird wieder getrennt


    Warum das alles so Hauruck und schnell?

    So unbedacht?
    Hauptsache viele gerettet?
    Doch um welchen Preis in den Seelen der Tiere

    Warum nicht langsam aufbauen...wie würden wir es mit dem Gefangenen tun?

    Ein langsames Darangewöhnen...langsames Kennenlernen.....stellen wir uns vor, ein Koma Patient erwacht nach 20 Jahren...und er weiß fast nichts mehr von der Welt...würden wir ihn rausstellen und sagen... freu dich?

    Ich denke die Hunde sollten zuerst in einem für sie sicheren Bereich untergebracht werden, der langsam vergrößert werden kann.....gut gepflegt mit am besten immer mal wechselndem Bezugspersonen.....damit die Freiheit nicht mit einem Menschen verknüpft wird, sondern einfach selbst erlebt werden kann

    Darauf kann man langsam aufbauen....den Wirkungskreis langsam vergrößern...Vertrauen aufbauen nicht zu einer Familie sondern zum Menschen generell.....immer mehr Freiheit ...die Dosis Freiheit, Freude, Vertrauen langsam erhöhen....bis die Hunde in sich sicher sind und die Freiheit keine Angst mehr macht.

    Das kostet natürlich, Zeit, Geld und Energie.....und vielleicht kann man auf diese Weise nicht so viele Hunde „retten“....aber die wenigeren wirklich Tier gerecht?

    Denn...was ist wichtiger...Quantität oder Qualität?

    Ihnen wirklich den Schritt in ein neues Leben ermöglichen so sanft wie möglich und für das TIER so leicht wie möglich...oder sich selbst sagen können, wow ich habe hunderte Hunde gerettet...?


    Welche Schrecken mutet man den Hunden zu, um sie in ein glückliches Leben zu retten... nach dem sie nicht gefragt haben?

    © Regina Buchhop

    Schöne Grüße
    Regina

    muss leider öfter editieren, weil bei mir das "o" klemmt.

    3 Mal editiert, zuletzt von Regina (3. Juli 2011 um 03:06)

  • ja, kaum einer ist gewillt, sich wirklich in diese Hunde reinzuversetzen. Auch deshalb bleibt mein Zwinger im Garten, wenn hier mal wieder so ein Kandidat ankommt und nur das Zwingerleben kennt, darf er die erste Zeit sich dort erstmal heimisch einrichten, das kennt er und ist nicht sofort mit den Alltagsgeräuschen und -abläufen in einem Haushalt überfordert.

    Und nicht das einer denkt, ich will Hunde im Zwinger halten. Meine beiden sind ansich nur dort, wo ich bin, und wollen jetzt ab und an freiwillig mal in ihren Zwinger, in ihre Hütte. Aber um den Kulturschock zu verkraften, ist das eine gute Lösung. Wenn Hunde jahrelang nur den Zwinger kennen, sind sie mit einer 24/365 Rundum-Ansprache am Anfang meist überfordert, erst jahrelang kaum Menschenkontakt, und jetzt plötzlich von hier auf gleich in einem Wohnzimmer - das kann gutgehen, muss aber nicht.

    Ich vergleiche Hunde immer mit der Adoption von Kindern aus Rußland, Rumänien, Brasilien.... Habe dies bei Bekannten miterlebt, vom Jugendamt werden die neuen Eltern geschult, und für die erste Zeit gilt: keine großartigen Verwandtenbesuche, erstmal Bindung zu den neuen Eltern / Geschwistern aufbauen, sich in der Wohnung sicherfühlen, keine Supermarktbesuche, geregelter Tagesablauf etc.

    Warum wird dies nicht auf Hunde übertragen? Wahrscheinlich weil es zuviel Zeit und Geld kosten würde, und Hunde gibt es ja wie Sand am Meer... :rolleyes:

  • Zitat

    Original von Mirador
    Regina. ich finde Deinen Text ganz wunderbar !!!!

    Ich auch!

    Ein Hund ist immer das Spiegelbild seines Menschen.
    © Oliver Jobes, (*1966), Erziehungs- und Verhaltensberater

  • Regina, sprichst mir aus der Seele .

    Da ich ein gutes Händchen für ängstliche Hundis habe, hatte ich bereits einige Panik-Pflegis. Habe das auch immer recht gut hinbekommen, nach einigen Wochen oder Monaten ...

    Selbst wenn man es so weit schafft, stellte sich für mich zunehmend die Frage, was man den Hunden eigentlich antut, wenn man sie dann weiter vermittelt ? Der Hund hat sich endlich eingewöhnt, hat Vertrauen aufgebaut (oft zum ersten Mal in seinem Leben!), fühlt sich im Rudel mit den eigenen Hunden sicher und geborgen - und wird von seinem geliebten Menschen "verraten" (nein, das ist nicht übertrieben, dieser Ausdruck entspricht genau meinen Erfahrungen).

    Mein persönliches Fazit aus der Arbeit mit Panik-Pflegis:

    Frederik, das kleine Angstbündel aus Mallorca, durfte in "seinem" Rudel bleiben - mein Herz hätte ich eventuell ausschalten können, nicht aber mein Gewissen, das mir sagte: dieser Hund hat es genau einmal in seinem Leben geschafft, Vertrauen aufzubauen - enttäusche ihn nicht!

    Nun, wer von den dreien ist es?

  • Zitat

    Original von SusiLustig

    Ich auch!

    Ich auch!

    Ergänzend dazu möchte ich nochmal meine Zusammenfassung vom Seminar "Strassenhunde" bei Ute Blaschke-Berthold einstellen. Ich setze mich mal selbst in die Zitatfunktion:

  • :top: das hast Du schön geschrieben.

    Eigentlich sollte einem der gesunde Menschenverstand sagen, dass so ein Hund erst langsam lernen muss, Hund zu werden, seine Umgebung wahrzunehmen, zu erfassen und ihr zu vertrauen. Und zwar ohne, dass er durch die Botanik gezerrt wird und sofort menschengerechtes Verhalten eingetrichtert bekommt.

    Danke Regina :kuscheln:

    edit:
    Sehr interessant, Barbara.
    Wir haben auch eine ängstliche Hündin, die zudem behindert ist. Herr Degen sagte auch, dass es völlig in Ordnung ist, darauf einzugehen, wenn sie sich gegen Spaziergänge sträubt. Sie hat manchmal "schlechte Tage", an denen ihr das eine oder andere Geräusch unheimlich ist. Dann gibt eben nur eine kurze Runde, oder wir gehen später noch einmal los. Wenn sie aber übermütig unterwegs in ihr Geschirr hüpft (mit einem Zicklein vergleichbar :D ) wird dieses Verhalten gelobt und belohnt. In diesem Fall freuen wir uns, dass der Hund mal an der Leine zerrt.

    .Liebe Grüße, Marion

    [font='Lucida Sans, Monaco, Geneva, sans-serif'][b][i][color=#660066]"Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast."
    Antoine de Saint-Exupéry

    Einmal editiert, zuletzt von Lieselotte (3. Juli 2011 um 10:30)

  • Toll geschrieben und dein Text wird Vielen ans Herz gehen.


    Zitat

    Was, wenn er aus lauter Kollaps einfach losläuft...und überall wo er hinläuft ist es gleich neu...gleich laut-....gleich bunt....er läuft und läuft und möchte nur noch Ruhe.......am liebsten seine Zelle die er kennt.....und die findet er nicht

    Und genau das ist es ja, was in der letzten Zeit so häufig war, die Tiere wollen flüchten ... flüchten in die ihnen bekannte Umgebung.

    In ihre Umgebung, die sie jahrelang kannten, ihr Zuhause !!

  • Regina, ich sag einfach nur: DANKE !!! :oi:

    LG Anja

    Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gefühl ausdrücken, als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede.

    Louis Armstrong

  • Hallöchen,

    wie schön, dass ihr dem zustimmen könnt.

    Ja Taffy, in solchen Fällen mag auch der Zwinger als schrittweise Eingewöhnung ins neue Leben bei manchen Hunden hilfreich sein.
    Sie haben Jahre hinter sich, wo Begrenzung ihnen die einzige Sicherheit gab in ihrem Leben, mit dem sie sich längst arrangiert hatten.
    Immer wieder bebachte ich bei Hundesuchen, dass gerade die "Angst-/Panikhunde" sich an Zäunen orrientieren, an Bahngleisen, an Wegrändern, wenn sie eine Weile unterwegs sind. Planloses herum irren müssen versärkt ihre Ängste. Denn selbst wenn sie Straßenhunde waren hatten sie meist die Sicherheit in ihrer Hundegruppe, mit der sie unteregs waren. Einer stärkt den anderen.....

    Hier sind sie dann allein.....

    Was muss ihre Seele alles verkraften...

    Eingefangen werden sie von Freunden getrennt, kommen in irgend welche Auffanglager...

    Müssen sich neu orientieren und haben vielleicht das Glück, dass der ein oder andere Kumpel aus der Freiheit bei ihnen bleiben kann.

    Neue Freundschaften werden gebildet...

    Dann kommt der Mensch und macht Tierschutz mit Ausleseverfahren...

    Freundschaften werden erneut getrennt....

    Menschen greifen, grapschen....reden auf sie ein... vorgebeugt über sie... wie die Drohgebärde eines Hundes vor dem Angriff...

    Ab in die Enge der Box...

    Frachtraum... verladen... Stimmen...Gräusche... NICHTS ist mehr vertraut.... Ängste ohne Ende...

    Oder aber zusammen gefercht, Box an Box in einen Laderaum eines Transporters... die eigene Angst fühlen, die fremden Gerüche.... die Ängste der Artgenossen...

    Wir alle wissen, dass Hunde für unser Ohr nicht hörbar kommunizieren... leises Wimmern für uns nicht hörbar... Fahrgeräusche des Wagens und der Autos, die sie nicht sehen können, die überholen...

    Grenzübergang... neue Geräusche.... neue Ängste....

    Ausladen....neue Ängste... die über Stunden minimal aufgebaute Sicherheit des Kennels, wieder aufgeben zu müssen... Stimmen.... neue Geräusche... die Panik wächst... Hände, die es gut meinen, aber an Einfangen nach ihnen packen erinnern...

    Wie menschlich dumm ist es, zu sagen, "das ist ja nur ein Übergang ins neue Glück..."

    Der Eingeborene im Busch träumt nicht vom Luxus eines deutschen Sofas. Er wird kaum in Freudentaumel ausbrechen, wenn wir ihn gut einkleiden und im besten Hotel des Landes unterbringen...

    Tja und wenn dann der Hund scheitert an unserer Denkweise wird er u.U. eben einfach umgesetzt.... seine Ängste bleiben... wo ist er nun...neue Stimmen... neue Eindrücke... wenn es schlimm kommt... muss man das Wohnzimmer mit einer gewissen Gemütlichkeit, an die Hund gerade begann, sich etwas zu gewöhnen, mit einem Zwinger eintauschen.... Hundefreundschaften, die evtl. in der PS entstanden sind, wieder aufgeben...

    Wer möchte solch ein geretteter Hund sein.............

    Und Gert Haucke hatte Recht, als er als Gastredner bei unserer Tierheimeinweihung sagte "die Tiere brauchen uns Menschen nicht, sie kämen alle gut ohne uns aus. Wir Menschen brauchen die Tiere aus vielerlei Gründen...."

    Wir schulden ihnen mehr als nur einen Transport von A nach B, wenn wir wahrhaftige Retter sein woillen....

    Ich kann mich beim Anblick vieler "geretteter" Hunde nicht mehr freuen, sondern möchte mit ihnen weinen, um ihnen ein bischen ihrer seelischen Not tragen zu helfen....

    Schöne Grüße
    Regina

    muss leider öfter editieren, weil bei mir das "o" klemmt.

    Einmal editiert, zuletzt von Regina (3. Juli 2011 um 11:57)

  • Zitat

    Original von marzipanferkelchen
    Regina

    spricht eigentlich etwas dagegen (nicht bös gemeint), dies in den öffentlichen Bereich zu stellen?
    Ich fände es wichtig, dass es vielleicht ein paar Menschen erreicht BEVOR sie sich entschliessen, sich so einen Hund anzuschaffen.

    Das wäre mir sehr lieb, ich wusste nur nicht, wo ich es unterbringen sollte. Vielleicht findet einer der Admin ein Plätzchen dafür.

    Schöne Grüße
    Regina

    muss leider öfter editieren, weil bei mir das "o" klemmt.

  • Zitat

    Original Mirador:
    Regina. ich finde Deinen Text ganz wunderbar !!!!


    Ja, ich auch :oi:


    Zitat

    Original Robin:
    Selbst wenn man es so weit schafft, stellte sich für mich zunehmend die Frage, was man den Hunden eigentlich antut, wenn man sie dann weiter vermittelt ? Der Hund hat sich endlich eingewöhnt, hat Vertrauen aufgebaut (oft zum ersten Mal in seinem Leben!), fühlt sich im Rudel mit den eigenen Hunden sicher und geborgen - und wird von seinem geliebten Menschen "verraten" (nein, das ist nicht übertrieben, dieser Ausdruck entspricht genau meinen Erfahrungen).


    Auch ich beschäftige mich zurzeit mit solchen Gedanken.
    Mein Rauli ist so ein Kandidat. Eigentlich ist Rauli immer noch Pflegehund. Nach Monaten hat er wirklich super Fortschritte gemacht. Zuhause geht er mittlerweile auch auf die meisten fremden Menschen zu. Aber da fühlt er sich auch sicher.

    Und nun? Vermitteln? An wen? Er bräuchte noch immer Menschen, die besonders auf ihn eingehen.
    Da habe ich ernsthaft das Problem, dass ich nicht wüsste, wem ich diesen Schatz anvertrauen sollte.
    Im Grunde müssten Raulis zukünftige Menschen viel Einfühlungsvermögen, Zeit und Geduld mitbringen, bis überhaupt an einen endgültigen Umzug zu denken ist. Tja, und welcher Mensch würde das im Normalfall schon auf sich nehmen?

    Gäbe es diesen „perfekten“ Menschen für Rauli … ja, dann würde ich ihn gehen lassen. Aber auch nur dann :)


    Liebe Grüße
    Christiane

  • Zitat

    Original von Christiane Und nun? Vermitteln? An wen? Er bräuchte noch immer Menschen, die besonders auf ihn eingehen.
    Da habe ich ernsthaft das Problem, dass ich nicht wüsste, wem ich diesen Schatz anvertrauen sollte.
    Im Grunde müssten Raulis zukünftige Menschen viel Einfühlungsvermögen, Zeit und Geduld mitbringen, bis überhaupt an einen endgültigen Umzug zu denken ist. Tja, und welcher Mensch würde das im Normalfall schon auf sich nehmen?

    Gäbe es diesen „perfekten“ Menschen für Rauli … ja, dann würde ich ihn gehen lassen. Aber auch nur dann :)


    Ja, Christiane, und da liegt das Problem. Ich kann dich gut verstehen und kann dir nur wünschen, dass du PS einer Orga bist, die diesen Hund nicht irgendwann auf Biegen und Brechen vermitteln will.

    Unsere Tierheimhunde stehen oft lange Zeit gar nicht im Internet und ich stelle sie meist nur ein, weil irgend jemand drängelt. Wir haben hier eine sehr gute Presse, die alle unsere Tiere regelmässig veröffentlicht und mir ist eine Vermittlung in der Nähe lieber als das weite I-Net Umland.
    Jeder Interessent muss mind. 3 x engmaschig den Hund besuchen kommen, mit ihm spazieren gehen und anschließend wird in unserem Aufenthaltsraum mit Hund bei einer Tasse Kaffe geschwätzt. Die Menschen lernen den Hund kennen, der Hund sieht die Menschen als dazu gehörig zu den ihm vertrauten Menschen an und wir lernen die Menschen kennen. Wer nicht einsehen mag, dass das erforderlich ist, dass der Hund bei uns ein Zuhause gefunden hat, dass er nicht einfach als ware verlässt, der muss halt auf ihn verzichten.

    So interessierten sich z.B. vor ein paar Jahren sehr nette Menschen aus Aachen für einen unserer Rüden. Da Aachen nun nicht gerade vor der Haustür von Rotenburg liegt (Nähe Bremen), sagte ich ihnen, sie müsste Zeit mitbringen und sich auf einen Aufenthalt von Freitag mittag bis Sonntag nachm. einstellen, damit Oskar sie kennen lernt und gern mit ihnen geht.
    Wenn man dann solche Menschen findet, die bedingungslos mit einem solchen Vorschalg einverstanden sind, kann man glücklich sein! Und Oskar war kein Angsthund, sondern ein ganz "normaler" Wuffel.
    Das einzige Problem war dann die Heimfahrt mit ihm. Sie hatten ihr dreijähriges Enkelkind dabei, dass oft bei ihnen zu Besuch ist und auch damit sollte ja der neue Hausgenosse klar kommen. Also hätte Oskar neben dem Kind angegurtet sitzen müssen. Kinder sind Kinder und mir erschien das zu unsicher.
    Als dann von den neuen Hundemenschen kam, sie sähen es ein und brächten halt erst das Kind heim und kämen ihn dann am nächsten Tag in aller Ruhe holen, wusste ich, ER hat ein Zuhause auf Lebenszeit. Wir haben viele schöne Fotos und Briefe bekommen.

    Chrsitiane, ich fürchte, du wirst zum Pflegestellenversager *lach*, weil du Rauli gut einschätzt und ja schon von "meinem Rauli" sprichst....

    Schöne Grüße
    Regina

    muss leider öfter editieren, weil bei mir das "o" klemmt.

    Einmal editiert, zuletzt von Regina (3. Juli 2011 um 13:42)

    • Offizieller Beitrag

    Thema auf Wunsch der Verfasserin in Bereich "Infos" verschoben.

    *Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel. / Bertrand Russel*
    **Forenfremdes Zitieren, Kopieren u.Weiterverbreiten ohne Erlaubnis des Verfassers ist nicht gestattet!**

  • Liebe Regina,

    Dein Beitrag ist einfach wunderbar und aus diesen Worten heraus spricht genau das Verständnis für diese Art Hunde was vielen oftmals fehlt, weil einfach nicht erlebt, nicht nachgedacht, noch niemals erlebt.

    Regina, wir kennen uns seit vielen vielen Jahren und Du weißt um die ganzen Angsthunde bei mir und ja, ich bin so ein Mensch, der Angsthunde die Welt erlernen lässt und wenn es 2 Jahre dauert, bis dass der Hund bereit ist, den Schritt zu tun und schreie auch dazwischen um Hilfe, weil ich es einfach nicht ertragen kann, den Hund da sitzen zu sehen in seiner Freiheit gefangen, gefangen in seinem Erlebten dass ihn so sehr prägte. Regina, mir laufen die Tränen, ich kann nicht dafür, weil jeder dieser vielen vielen Angsthunde erlebt es so. Sie müssen die Welt neu entdecken und es ist so schwer für sie. Man gibt ihnen selten die Zeit die sie brauchen und noch viel weniger gibt man ihnen die Natur und auch die Ruhephasen die sie brauchen um das Erlebte zu verarbeiten und nach und nach Neues aufzunehmen.

    Und irgendwann ist dann einfach die Pflegestelle für scheue Hunde zu, weil man diese letzten scheuen Hunde einfach nicht vermitteln kann und ich liebe sie alle heiß und innig und jeder hat sich für sich toll entwickelt.

    Und so hat manches Entlaufen doch seinen noch tieferen Sinn.

    Regina, ich danke Dir für all Deine Liebe zu den Tieren.

    Maria Bader

    Nicht die, die die gleiche Sprache sprechen sondern die gleichen Gefühle teilen, können sich verstehen (Mevlana, türkischer Gelehrter)

  • Regina, das hast du sehr treffend beschrieben, danke dafür!
    Man sollte deinen Text an die diversen Orgas übermitteln!
    Haben dann viele Angst, dass sie ihre Hunde nicht vermitteln können, da vielleicht die Leute mal nachdenken, was passieren könnte?

    Liebe Grüße von Angelika und Pino aus Rumänien und Tommy <3 , Julchen <3 und Wuschel <3