Im Gedenken all der zahlreichen "Geretteten", die gerettet wurden, um umzukommen, weil sie in Panik und Angst entliefen und nie mehr gefunden wurden.....
Freiheit die Angst macht
Schon seit einiger Zeit mache ich mir immer mehr Gedanken um die Freiheit, die Freiheit der Tiere, die aus schlechten Verhältnissen befreit werden, im besonderen die Befreiung von Angst- und Panikhunden aus dem Ausland.
Immer wieder werde ich damit konfrontiert, wie sie sich fühlen, was sie denken und was sie erleben, immer wieder flüchten sie aus den aus Menschensicht nun endlich glücklichen Lebensverhältnissen.,....warum?
Wurden sie gefragt oder vorbereitet, wie ihr neues Leben aussehen soll?
Sie sind oftmals ihr Leben lang auf der Straße gewesen oder in einem Lager, kennen nichts außer Zwinger, Welpen, fressen, schlafen .....usw..
Oftmals sind sie abgeschottet von jeglichem Leben drumherum...haben noch wenig bis gar keine Natur gesehen...wissen nicht, was Bäume sind...was Vögel....kennen wenige Geräusche außer Bellen und die Stimme des sie fütternden Menschen.....das ist ihr Leben, ihr Erleben.
Es ist als wenn ein Autist die Umgebung um ihn wahrnimmt.......wie ein Gefngener, der seit seiner Geburt in Gefangenschaft ist, oder wie ein Eingeborener lebenslang seit Geburt in Freiheit mit seinenArtgenossen im Busch ....er kennt die wenigen Seinesgleichen... die Freiheit unter dem Himmel.... mehr nicht.
Weiß er wie die Welt aussieht?
Welche Geräusche sie macht?
Welche Farben sie hat?
Manche Hunde leben nach ihrem Erleben dort...innerlich abgeschottet ähnlich einem Komapatienten.....einem Wachkoma....
Nun.....der über Jahrzehnte Gefangene wird entlassen...man sagt ihm, das vorher nicht....holt ihn aus seiner Zelle...fährt ihn irgendwohin, setzt ihn bei wildfremden Menschen ab die ihn bestaunen und ihn voll quasseln.....sich freuen ....wie mag er sich fühlen?
Schon alleine die Fahrt dorthin...er sieht Dinge die er noch nie sah.....und dann so viele auf einmal......kaum ein Einzelnes kann er schnell genug mit den Augen erfassen.....sein Hirn versucht verzweifelt es irgendwie zuzuordnen, schon fliegen10 andre neue Dinge an ihm vorüber......psychischer Kollaps.
Nun...auch bei den neuen Menschen ist alles neu.- ...wirklich alles......wenn wir jemanden besuchen wissen wir zumindest... das ist ein Tisch....das ist ein Haus... es mag ein wenig anders aussehen als bei uns...doch wir haben eine Struktur in uns, die zuordnen kann.......die Hunde...oder auch der Gefangene haben nichts...gar nichts das sie vorher erlebt hätten.....es ist als würde man im Alter von drei Jahren...in Menschenjahren sagen wir mal 30 Jahren einfach auf die Erde geworfen....und man hat keine Ahnung, was was ist......
Von nun an soll der Gefangene in kürzester Zeit einfach alles erfassen... alles kapieren und erkennen...und am besten sich darüber freuen......denn wenn nicht... was dann?
Was, wenn er aus lauter Kollaps einfach losläuft...und überall wo er hinläuft ist es gleich neu...gleich laut-....gleich bunt....er läuft und läuft und möchte nur noch Ruhe.......am liebsten seine Zelle die er kennt.....und die findet er nicht
Oder er versucht sich zu verkriechen....einfach verstecken vor allem Neuen... das ihm Angst macht.
Nun...wenn er lange genug Zeit hat, wird er vielleicht irgendwann herauskriechen....und gaanz langsam die Welt betrachten.....vielleicht schottet er sich aber auch ab... versucht sich einfach irgendwie an die Regeln zu halten...sich leiten zu lassen und ja nicht mehr in sich aufzunehmen als diese Struktur die ihm gegeben wird....
So erleben Hunde...die befreit werden ihre Befreiung...vielleicht ist der eine oder andre psychisch relativ stabil und schafft es mit der Zeit, die Freiheit gerne zu spüren....manch einer wird sie nur über sich ergehen lassen und weiterleben... doch noch viel zu viele verstecken sich oder flüchten....
Wie könnte es anders laufen?
Langsamer...den Bedürfnissen der Hunde angepasst?
Der Mensch denkt, er macht das Tier glücklich, wenn es sofort die ganz Freiheit haben darf......es hat ja nix erlebt... also viel erleben lassen......das Tier freut sich sicherlich und ist dankbar dafür.....
Und ist mit der Freiheit fast erschlagen.....sehnt sich nach seiner erlebten Sicherheit zurück...die aus dem Blickwinkel der Menschen so schrecklich war.
Und kaum hat er sich an die neue Umgebung gewöhnt... endlich die Angst ein wenig verloren, freut sich der Mensch und sagt...nun kann er zu seinen neuen Besitzern......wie mag sich das anfühlen?
Die Freiheit wurde nicht langsam gelernt und in ihm selbst angenommen... sie ist noch immer verknüpft mit diesen ersten Menschen....und nun?
Das gleiche Spiel von vorne... er fühlt sich dafür bestraft, dass er keine Angst mehr hatte....dass er Fortschritte machte...denn er wird wieder getrennt
Warum das alles so Hauruck und schnell?
So unbedacht?
Hauptsache viele gerettet?
Doch um welchen Preis in den Seelen der Tiere
Warum nicht langsam aufbauen...wie würden wir es mit dem Gefangenen tun?
Ein langsames Darangewöhnen...langsames Kennenlernen.....stellen wir uns vor, ein Koma Patient erwacht nach 20 Jahren...und er weiß fast nichts mehr von der Welt...würden wir ihn rausstellen und sagen... freu dich?
Ich denke die Hunde sollten zuerst in einem für sie sicheren Bereich untergebracht werden, der langsam vergrößert werden kann.....gut gepflegt mit am besten immer mal wechselndem Bezugspersonen.....damit die Freiheit nicht mit einem Menschen verknüpft wird, sondern einfach selbst erlebt werden kann
Darauf kann man langsam aufbauen....den Wirkungskreis langsam vergrößern...Vertrauen aufbauen nicht zu einer Familie sondern zum Menschen generell.....immer mehr Freiheit ...die Dosis Freiheit, Freude, Vertrauen langsam erhöhen....bis die Hunde in sich sicher sind und die Freiheit keine Angst mehr macht.
Das kostet natürlich, Zeit, Geld und Energie.....und vielleicht kann man auf diese Weise nicht so viele Hunde „retten“....aber die wenigeren wirklich Tier gerecht?
Denn...was ist wichtiger...Quantität oder Qualität?
Ihnen wirklich den Schritt in ein neues Leben ermöglichen so sanft wie möglich und für das TIER so leicht wie möglich...oder sich selbst sagen können, wow ich habe hunderte Hunde gerettet...?
Welche Schrecken mutet man den Hunden zu, um sie in ein glückliches Leben zu retten... nach dem sie nicht gefragt haben?
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