ZitatAlles anzeigenTierschützer wollen streunende Katzen kastrieren
In Deutschland werden immer mehr Katzen von ihren Besitzern ausgesetzt. Weil die streunenden Tiere oft krank, verletzt und hungrig sind, überlegten die Verantwortlichen in Paderborn schon vor geraumer Zeit, wie dem Missstand zu begegnen sei.
Immerhin können Katzen bis zu dreimal im Jahr Nachwuchs bekommen. Jetzt nimmt sich ein Ausschuss des Bundestags des Problems an. Paderborn erließ bereits 2008 die Bestimmung, dass Freigängerkatzen kastriert werden müssen. Das sind die Tiere, die sich nicht ausschließlich in der Wohnung ihrer Halter aufhalten. Diese Regelung hat sich nach Auffassung von Karl-Heinz Borchmeier vom Paderborner Ordnungsamt sehr bewährt: "Die Bürger nehmen das gut an."
Den Erfolg führt Borchmeier darauf zurück, dass die Stadt es nicht beim Kastrationsgebot beließ, sondern die Bürger zudem ausführlich über die Not herrenloser Katzen informierte. Weil die Tiere nachtaktiv seien, tauchten sie im Alltag der meisten Bürger nicht auf: "Wenn die Leute aber erfahren, dass die streunenden Tiere krank und verelendet sind, hat niemand etwas gegen die Kastration."
Kastrationspflicht lässt auf sich warten
Schon im Frühjahr bat der Tierschutzbund Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) – sie ist für den Tierschutz zuständig – per Verordnung eine Kastrationspflicht einzuführen. In ihrem Antwortschreiben an den Tierschutzbund lobte Aigner zwar das Engagement vieler Tierfreunde für streunende Katzen. Zur Sache selbst äußerte sie sich aber nicht.
Jetzt greifen SPD und Grüne die traurige Lage verwilderter Katzen auf. Am 1. Dezember berät der zuständige Ausschuss im Bundestag Anträge beider Fraktionen. Die Sozialdemokraten fordern die Regierung auf, einen "Vorschlag zur verpflichtenden Kennzeichnung, Registrierung und Kastration von Katzen mit Freilauf und freilebenden Katzen vorzulegen."
In diesem Sinne argumentieren auch die Grünen. Zudem schlagen sie einen Hilfsfonds für Tierheime vor. Viele Heime, so die Abgeordnete Undine Kurth, seien nicht mehr in der Lage, sich um all die Tiere zu kümmern, die bei ihnen abgegeben würden. Mit dem Fonds will Kurth sicherstellen, dass Heime genug Geld haben, um streunende Katzen versorgen und deren Kastration bezahlen zu können.
Neben der Politik seien aber auch die einzelnen Bürger gefordert. Um zu vermeiden, dass Tiere ausgesetzt werden, müsse sich jeder gut überlegen, ob er eine Katze auf Dauer versorgen könne: "Gerade jetzt in der Adventszeit muss man sich klar machen, dass sich Tiere nicht als Weihnachtsgeschenk eignen."
Quelle: Badische Zeitung vom 29.11.2010