Hey! Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Josh. Ich bin ein kleiner, laut der Organisation etwa ein- bis zweijähriger schwarzer Mischlingsrüde (meine Mama hält mich für jünger…). Ach so, stubenrein bin ich. Und frech – ein bisschen. Meine momentanen Lieblingshobbys sind schlafen, spielen, spazieren gehen und Pantoffeln klauen. Ich bin vorgestern bei meinem großen Bruder Ayco, meinem Papa und meiner Mama eingezogen.
Tja, wer hätte das gedacht? Denn vor kurzer Zeit fand ich mich in einer spanischen Tötungsstation wieder und mir lief die Zeit langsam aber sicher davon. Tja, und dann hat Mama mich zufällig im Internet gesehen… Ist das nicht komisch? Da sitze ich in Spanien, bange um mein Leben, und kriege nicht mit, dass ich bereits „gerettet“ bin…
Also durfte ich am Sonntag, zusammen mit ein paar anderen Hunden, nach Deutschland – ab ins Leben. Boah, das war vielleicht anstrengend und am Anfang war ich ganz schön eingeschüchtert, ich wusste ja nicht mal, wohin die Fahrt gehen würde. Nach und nach wurden immer mehr Tiere aus dem Auto geholt. Sie haben sich tierisch gefreut und haben gesagt, dass sie jetzt ein „Zuhause“ haben würden. Irgendwann war ich dann alleine im Auto, ohne all die anderen Tiere. Das war ganz schön unheimlich! Zum Glück waren da noch zwei Menschen, die mich ein wenig beruhigt haben. Ja, und irgendwann hielten wir dann erneut an. Als die Tür auf ging und ich etwas sehen konnte, stand er da: Ein großer, neugieriger Hund, der scheinbar nur darauf wartete, mich zum Abendbrot zu essen. Aber bei genauerem Betrachten war der Hund super lieb und wollte nur nachsehen, ob es mir gut geht und ob ich die Fahrt gut überstanden habe. Und dann sah ich meine Eltern: Ein junges Ehepaar, ziemlich dünn und mit glänzenden Augen. „Klasse, endlich jemand zum Schmusen!“ dachte ich und sprang freudig aus dem Auto. Und dann sah ich es: den kleinen Park! „Au ja, super! Endlich pinkeln!“ – also ab und erst einmal hier und da pinkeln, Beine strecken und mit dem großen Hund, meinem neuen Bruder, toben. Eigentlich war mir ja gar nicht nach Spielen, aber er gab einfach keine Ruhe.
Nach einiger Zeit liefen wir (die beiden, die mich brachten, Papa, Mama, Ayco und ich) eine kleine Straße lang und standen dann vor einem ganz, ganz hohen Haus. Als die Tür aufging stürmte ich sofort hinein. Alles war so hell und freundlich und roch nach anderen Hunden, und obwohl ich nicht wusste, wohin ich laufen musste, lief ich ganz, ganz schnell die Treppenstufen hinauf. Als Mama dann die Wohnungstür aufschloss traf mich der Schlag! Ein echtes Paradies! Natürlich musste ich erst einmal alles überprüfen. Da waren so viele neue Dinge und so viele fremde Gerüche… So bereitwillig wie Ayco mir „seinen“ Park und seine Pipi-Plätze gezeigt hatte, zeigte er mir die ganze Wohnung: die Wasserstellen, die Liegeplätze und wo die Leckerchen versteckt sind. Ach, und sein Spielzeug zeigte er mir auch. Dann mussten Mama und Papa was unterschreiben, es wurde was getrunken und über mich geredet. Irgendwann gingen die Fremden dann wieder. Aber was war das? Wir gingen mit… „Hey… Hallo? Ich will hier bleiben!“ schrie meine kleine Seele. Aber wir gingen mit den Leuten nur zum Auto und als sie dann wegfuhren gingen wir noch eine Runde in den Park. Und da wusste ich, dass Mama und Papa mich behalten – zumindest für eine gewisse Zeit.
Als wir nach unserer Runde wieder nach Hause kamen (Boah, was für wunderschöne Worte!!! Nach Hause!!!) suchte ich mir erst einmal ein kleines Plätzchen zum Ausruhen. Tja, und wo könnte es schöner sein als ganz nah bei Mama und Papa - auf dem weichen Sofa? Danach ist eigentlich nichts Besonderes mehr passiert: Wir haben etwas gespielt, waren noch eine große Pipi-Runde und dann habe ich – eingekuschelt in Mamas und Papas Arm – geschlafen. Na ja, zumindest so lange, bis die auch mal schlafen mussten und ich in mein Bettchen musste. Aber auch da habe ich geschlafen wie ein Baby!
Gestern musste ich dann erst einmal in die Badewanne. Das war ganz schön komisch für mich, aber ich habe mich trotzdem richtig gut benommen. Und Mama hatte ja auch Recht: Mein Fell war ganz schön dreckig (teilweise sogar noch voller Essensreste…) und verfilzt, und gejuckt hat es auch ein wenig. Und dann hat der Ernst des Lebens angefangen: nicht auf den Tisch springen, Ayco nicht beim Essen stören, keine Schuhe klauen, nicht auf die Straße laufen, nicht an den Türen kratzen und und und… Ganz schön nervig! Aber irgendwie auch interessant… Außerdem habe ich ganz viele nette Leute und Hunde kennengelernt. Es ist toll! Jeder kümmert sich um mich und mag mich und sagt mir, wie süß ich doch sei… Das freut mich riesig! Trotz meinem kleinen Stummelschwänzchen (Mama und Papa finden das ganz toll…) bin ich ein richtig kleiner Star! Ach, und seit gestern ist es auch amtlich: Mama und Papa sind Pflegestellenversager, was heißt, dass ich für immer und ewig bei ihnen bleiben darf. Juppie! Mama und Papa haben zwar nie einen jüngeren Hund gewollt (Mama steht auf „alte Knochen“…), aber nun ist ihnen das auch egal. Ich habe mich in die Herzen aller geschmust!
So, das muss nun erst einmal reichen. Ich bin noch ein wenig müde von allem, was in den letzten Tagen so passiert ist. Aber ich verspreche euch: Ich schreibe euch bald wieder!
Bis dann!
Josh
Isselburg, 05. Oktober 2010
PS: Ach so, so sehe ich aus…