Das die meisten Tierärzte in und um Cluj diesen Titel wahrlich nicht verdienen, ist Euch wahrscheinlich auch schon aufgefallen. Odilia und ich haben uns jetzt die letzten Tage intensiv damit befasst, um zu erfahren, was da schief läuft, das ist ja alles nicht mehr normal. Die Tiere leiden unsäglich unter diesem Pfusch, und nicht nur sie haben die Zeche zu zahlen, sondern auch FiN.
Eine zufrieden stimmende Erklärung gibt es nicht, aber ich versuche hier mal weiter zu geben, was man uns zu diesem Thema gesagt hat.
Tierärzte in Cluj, Unwissen gepaart mit einem großen Ego, eine ganz schlechte Chemie, und der hauptsächliche Grund warum es so ist, wie es ist...
Tierarzt A darf nicht wissen, das Tierarzt B das verletzte Tier schon einmal in Behandlung hatte, es könnte dann Probleme geben. In der Praxis Veterinarius, dort waren Pako und auch Hobo, ist es beispielsweise so, dass kein Tier dort aufgenommen wird, wenn der praktizierende Tierarzt erfährt, dass man vorher schon bei einem anderen war. Als Beispiel ein verunfallter Hund, der nach der OP nicht gleich in eine Pension oder Pflegestelle kann.
Obwohl wir die Unterbringung dort gesehen haben, und es eher vermeiden möchten, denn diese ist unter aller S... Die Hunde sitzen in Käfigen auf Pappe, eventuell noch mit einer Decke, darunter die kalten Fliesen. Den Raum steril zu halten, ein Ding der Unmöglichkeit. Im April lag dort eine frisch kastrierte Hündin noch in Narkose, ohne eine wärmende Unterlage. Neben ihr im Käfig der Pako, gegenüber ein gelähmter alter Wauz, wo es sicher nicht lange dauert, bis er sich wund gelegen hat, eine Mutterhündin mit ihren ein paar Tage alten Welpen... Nur in der Not ist es eben die einzige Möglichkeit.
Nicht in jeder Praxis gibt es ein Röntgengerät, und jeder Tierarzt hat sein gewisses "Spezialgebiet". So kann es also durchaus sein, dass ein Tier quer durch Cluj gefahren werden muss, um dann auch endlich entsprechend behandelt werden zu können.
Die Ärzte bieten eine Dienstleistung gegen Bares, trotzdem darf man keine Ansprüche stellen. Wenn ich also der Meinung bin, das Tier braucht eine gewisse Untersuchung oder eine bestimmte Medikamentation, würden die mir das verweigern, wenn sie es wollten. Es entspricht nicht ihrem Ego, sich was sagen zu lassen, auch wenn es vernünftig klingt.
Vorschläge (auch aus Deutschland), beispielsweise bestimmte Operationstechniken einzuführen, etwas anderes auszuprobieren, oder dieses oder jenes anders zu machen, werden oft nicht angenommen, das entspricht ebenso wenig ihrem Ego. Und da kommen wir zum nächsten Punkt.
Das die rumänischen Tierärzte nicht das Wissen haben, wie unsere Studierten, ist klar, das wussten wir schon vorher. Es gibt auch keine Möglichkeiten sich vor Ort weiter zu bilden, bei wem auch, sie haben ja alle dasselbe "Studium" hinter sich, wenn man es denn überhaupt so nennen kann. Kastrationen beispielsweise übt man dann in der eigenen Praxis. Iuliana von NUCA, studierte Tierärztin, hat es sich damals von den Tierärzten in der "Smeura" beibringen lassen, als sie dort für einige Wochen war.
Einen Praktikumsplatz in Deutschland zu bekommen, ist als Rumäne so gut wie unmöglich. Miri schreibt dazu:
ZitatAber weil sie eben so wenig können, werden sie in DE auch kaum für Praktika aufgenommen, oder wenn, dürfen sie dort dann nur putzen und lernen so auch wieder wenig bis nichts... Die Sprachbarriere kommt noch dazu...
Wir haben drei angehende Tierärztinnen im Team, ich hatte versucht, ihnen englischsprachige Praktikumsplätze zu besorgen - kann man vergessen. Gute Praxen erwarten gute Deutschkenntnisse, und teils sogar ein in DE neu absolviertes Grundstudium....
Das ist ein Kreislauf, von dem wir nicht wissen, wie er zu durch brechen wäre.
Es ist aber beschämend, dass noch nicht mal für uns ganz selbstverständliche, und für rumänische Tierärzte durchaus machbare Dinge, für die einfach nicht sinnvoll erscheinen. Beispielsweise die "Ganzkörperuntersuchung" bei einem verunfallten Hund, ein Röntgen des Thorax bei einem Hund mit Tumoren, um zu sehen, ob eine Operation überhaupt noch Sinn macht. Überhaupt völlig unspektakuläre Routineuntersuchungen durchzuführen! Sich die Zähne anzuschauen (siehe Hobo), die Ohren (Nanook´s Ohren sind schwarz, aber da sind auch die Pensionsbetreiber gefragt, die gutes Geld für die Betreuung unserer Hunde bekommen (aber das ist wieder ein andere Geschichte...), das Herz abzuhören, bei einer Hündin die Gesäugeleiste abzutasten, wenn man schon nach einer Narbe schaut um zu sehen, ob sie schon kastriert ist (aber noch nicht mal die wird gefunden, siehe Cassie)...
Dass man einen schwerverletzten Hund wie Cherry nicht sofort vernünftig untersucht und überhaupt erst gar nicht bemerkt hat, dass auch mit ihren Vorderbeinen was nicht in Ordnung ist... Odilia hat das anhand der Fotos schon gesehen! Ein Tierarzt nicht?
Ein Kater, dessen Bein amputiert werden musste, und wegen mangelnder Nachsorge beinahe sein Leben verloren hat... Da überkommt uns das kalte Grauen!
Diese Oberflächlichkeit finde ich einfach nur erschreckend, und wir können es nicht ändern. Es bleibt uns, bzw. den Tierschützern in Cluj, also nichts anderes übrig die Stärken und Schwächen der einzelnen Tierärzte zu beachten und dementsprechend ein Tier behandeln zu lassen.
Wir haben Alina und Lia (die Arme muss gerade für die ganzen Übersetzungen herhalten) gesagt, dass auch sie gefordert sind, dass sie ihre Ansprüche geltend machen müssen, sie einfach auch auf bestimmte Dinge mehr zu achten haben... Es ist immer schwierig, dabei nicht wie ein Lehrer zu klingen, oder es so ausschaut, als ob wir ihnen Vorschriften machen wollen. Aber es liegt nunmal auch ein bißchen in ihrer Hand, um was zu ändern.
Ich muss dann jetzt doch nochmal auf die Pensionsbetreiber, bzw. bezahlten Pflegestellen, zu sprechen kommen (nicht alle, das möchte ich hier wirklich betonen!) denn das passt gerade in´s Bild. Als wir im April auch den Nelson in seiner bezahlten Pflegestelle besucht haben, waren wir doch leicht entsetzt. Sein Pflegezustand war unter aller Kanone, und das haben wir natürlich angemahnt. Unser gutes Recht unseren Unmut kund zu tun, denn die Dame bekommt von uns auch gutes Geld für die Versorgung unserer Hunde. Aber Alina sowie auch Lia war das unangenehm, und haben sich im Hintergrund gehalten, sie sind ja schließlich auf diese Plätze angewiesen. Das im Vergleich zu den Tierärzten, auf die sie ja auch angewiesen sind... Versteht Ihr, was ich meine?
Es bleibt nur zu hoffen, dass nach dem ganzen Unglück in der letzten Zeit wirklich etwas mehr auf gewisse Dinge geachtet wird - vielleicht hilft eine "Checkliste" dabei, die wir jetzt zusammen stellen.