Aggressionen wg. schlechter Erinnerung???

  • So,

    Wie immer dreht sich mein Thema hier um meinen Oreo.

    Ich habe heute ein längeres Gespräch mit einer Freundin aus meiner alten Hundeschule gehabt, unter anderem auch über Oreo.

    Oreo war schon immer, seitdem ich ihn bekommen habe, ein eher ängstlicher Hund. Wenn andere Hunde in der Nähe waren, wurde erstmal der Schwanz eingekniffen und hinter Fraule versteckt.
    Im Laufe der Zeit hat sich das aber ganz gut "verflüchtigt", im Alter von 7 Monaten bis vor ca. einem halben Jahr waren andere Hunde für ihn das "Tollste auf der Welt". Es wurde freudig auf jeden anderen Hund zugerannt, geschnuffelt und gespielt. Wenn der andere Hund irgendwelche Drohgesten gemacht hat, ist er dann allerdings doch wieder zu mir gerannt. ;)

    Seit einigen Monaten ist das anders. Es war ein Umschwung, der für mich fast von einem Tag auf den anderen kam. Klar, ich habe am Anfang einen Fehler gemacht, und das Ganze nicht ernst genommen, als "pupertäre Phase" abgetan- wie sich zeigt, mein bisher wohl schwerster Fehler in Oreos Erziehung.
    Mit einem Mal wurde andere Hunde, vor allem alles was fremd oder größer als er war, angeknurrt. An der Leine wurde er zur Bestie, saß er oder war angeleint, durfte ihm kein Hund zu nahe kommen- weder das eigene Rudel, noch fremde Hunde.
    Zeitweise hat er richtige Leinenaggressionen gezeigt, sogar nach Thommy geschnappt, wenn die beiden zusammen an der Leine waren, und ein anderer Hund ihnen entgegenkam.

    Er hat noch niemals einen anderen Hund gebissen, aber es sind doch recht gefährlich aussehende Drohgebärden, die er da macht. Hinterrücks und fast ohne jeden Grund stürzt er sich plötzlich zähnefletschend auf andere Hunde, vor allem, wenn diese irgendwie in seine Nähe kommen- oder nur vorbeilaufen oder an ihm schnuppern wollen.

    Mit seinen "Freunden" dagegen ist es meistens kein Problem, da knurrt er zwar und fletscht mal die Zähne, gibt sich aber lange nicht so "gefährlich". Da geht auch Spielen etc.- dass ich ihn aber mit einem "fremden" Hund habe Spielen sehen, ist Gezeiten her.
    Wenn der Hund ihm nicht mehr zu nahe kommt, oder einmal angeschnuppert und kurz angeknurrt wurde, geht er rasch weiter. Zu mehr reicht das Interesse- außer bei läufigen Hündinnen- im Normalfall nicht.

    Inzwischen machen doch einige Gassigänger einen großen Bogen um uns, wenn sie Oreo entdecken... *hüstel*

    Das Grundproblem liegt nicht da- sondern wie ich es wieder aus ihm rausbekomme, und ob es überhaupt geht.

    Ich habe das Gefühl, dass es ihm an Vertrauen gegenüber den anderen Hunden mangelt- und vielleicht auch mir gegenüber.

    Worüber ich mich heute mit meiner Freundin unterhalten habe, war ein Vorfall mit Oreo in der Hundeschule, der schon längere Zeit zurückliegt.
    Ich habe ihn nie besonders beachtet, danach weitergemacht wie immer- aber im Nachhinein, ja, es stimmt, davor waren seine Aggressionen nicht da- und danach kam die von mir als "pubertäre Phase" behandelte Zeit, in der er anfing, andere Hunde vehement "anzugiften".

    Es war während der Hundeschule, wie gesagt, Grundgehorsamkeitskurs, wir hatten uns alle in einer Reihe aufgestellt, unsere Hunde links neben uns an der Leine im Sitz. Es war eine neue Hündin, um einiges größer als Oreo, dabei, das erste und letzte Mal anscheinend, direkt neben uns.
    Dann ging alles flugsschnell, ohne dass ich reagieren konnte. Oreo saß gerade noch neben mir und guckte mich an, als mit einem Mal die Hündin neben uns hervorschoß (und die Halterin auch nicht schnell genug reagierte und die Leine losließ), Oreo sofort am Hals packte und schüttelte. Ich ließ im ersten Schock die Leine loß, weil mir sofort klar war, dass ich meinem Hund nicht helfen würde, wenn ich jetzt an der Leine ziehen würde- es ging alles so schnell. Unsere Trainerin ging noch schnell genug sofort dazwischen, die Hündin ließ Oreo fallen, und er rannte panisch nur noch quietschend und finsend ans andere Ende. Nach einiger Zeit ließ er sich wieder zu mir herlocken, ein kleines, zitterndes Bündel Elend, wir haben ihn noch untersucht, er hatte aber keine Verletzungen etc., und ich habe für den Rest der Stunde mit meiner Freundin in einer ruhigeren Ecke weitergeübt, da Oreo die ganzen anderen Hunde mit einem mal total nervös machten.

    Danach waren wir wieder in der Hundeschule, die Hündin kam nicht mehr, und Oreo war wieder fast der alte- ja bis auf, dass mit einem Mal eben das knurren, schnappen, Zähne fletschen und drohen gegenüber anderen Hunden kam.

    Ich habe, bis heute, als ich darauf angesprochen wurde, nie eine Verknüpfung zwischen dem Vorkommnis und Oreos Verhalten gemacht- war das ein Fehler?
    Ich denke ja, und könnte mich selber Ohrfeigen dafür.

    Aber gut, es ist gewesen, jetzt kommt das, was ich jetzt tun muss: Wie helfe ich ihm da wieder raus, bzw. wie arbeite ich mit ihm an seinem Verhalten gegenüber anderen Hunden?
    Es kann auf Dauer nicht gehen, dass jeder Hund, der nicht zu "seinem Rudel" gehört, vehement in die Flucht geschlagen wird- dafür reichen auch meine Nerven beim Gassi gehen nicht aus.
    Außerdem habe ich Angst, dass er mal an den falschen Hund gerät- oder dass er sich in dieses Verhalten noch mehr hineinsteigert, und eines Tages auch mal wirklich zubeißt.

    Kennt jemand von euch empfehlenswerte Trainer/Bücher/Seminare/Tipps/Übungen, was auch immer?
    Ich bin wie immer für jede Hilfe dankbar. ;)

  • :hmm: vielleicht mal Roxana und Maren fragen? :jaa:

    Kann Dir denn der Hundetrainer nicht helfen? Der müßte Oreo und die Entwicklung am Besten einstufen können?
    Gruß Manuela

  • Wir sind aus mehreren Gründen nicht mehr in der alten Hundeschule- der einfachste ist, dass wir ohne Auto keine Möglichkeit mehr haben da hinzukommen, die Hundeschule immer Samstags war, und ich dort jetzt Schule habe- und dass leider auch dem einzelnen Hund bei Problemen nicht allzuviel Interesse entgegengebracht wurde- auch, wenn die Hundeschule an sich echt klasse war.

  • Sina,

    ich hab da mal einen Vorschlag - den Tipp habe ich von einer genialen Hundetrainerin.

    Dein Hund spürt, alleine schon über die Leine, dass Du schon mit seinem Verhalten rechnest. Du schenkst automatisch anderen Hunden Aufmerksamkeit, auch das bekommt er ganz genau mit.

    Bei der nächsten Gelegenheit, lass die Leine so locker als möglich, nimm sie nicht zu kurz, aber so dass Du Dir selber ganz sicher bist ihn im Griff zu haben. Und dann geh schnurstracks Deines Weges, beachte niemanden, ignoriere andere Hunde inkl. Hundehlater komplett und sag das Siebener Einmaleins auf!

    Oder ein anderes dass Du nicht einfach so runterleiern kannst. Automatisch wirst Du Dich darauf konzentrieren - und wenn für Dich andere Hunde nicht wichtig sind, keinerlei Bedrohung darstellen, dann wird Oreo das spüren.

    Bei mir hat es funktioniert und ich hatte eine echte Super-Zicke an der Leine. :D

    Einmal editiert, zuletzt von KerstinKatharina (9. November 2008 um 10:06)

  • aus Deiner Erzählung heraus würde ich auch darauf schliessen das Oreo aus dem Vorfall seine Macke hat.
    Als ersten Impuls heraus würde ich schauen das Oreon positive Verknüpfung mit anderen Hunden stellen kann. Sei es durch Leckerle oder Spiel. ( das kannst Du sicher besser entscheiden)
    Auch könnte es sein das Oreon meint an der Leine extrem aufpassen zu müssen, auch auf Dich...durch die entstandene Situation in der Huschu.
    Hm, es wären zwei verschiedene Aspekte, die verschieden gehändelt werden sollten. Stellt sich also erstmal genau sie Frage: ist es Unsicherheit? oder eher übertriebene Wachsamkeit?

    LG
    Maike+Merle+Fridolin

  • Zitat

    Original von sina
    Ich habe, bis heute, als ich darauf angesprochen wurde, nie eine Verknüpfung zwischen dem Vorkommnis und Oreos Verhalten gemacht- war das ein Fehler?
    Ich denke ja, und könnte mich selber Ohrfeigen dafür.

    Nochwas: mach Dir darüber nicht soviele Gedanken, auch wenn es so sein sollte. Wichtig ist das "jetzt" und nun souverän damit umzugehen.
    Du bist die Rudelführerin. Punkt. Oreo muss Dir vertrauen und spüren, dass Du alles im Griff hast.

  • Zitat

    Original von amigo
    :hmm: vielleicht mal Roxana und Maren fragen? :jaa:


    Ich hab keine Erfahrung mit leinenaggressiven Hunden. Ich hab eine potentiell angstaggressive Hündin, die aber im Zweifelsfall ohne und mit Leine immer stimmlich abrufbar bleibt.

    Edit: Ich habe es bisher immer so gehalten, daß ich ganz eindeutig für meine Tiere die Schutzfunktion übernommen habe.
    Bedeutet, wenn ich Pferde handle, bin ich immer der auf der "monsternahen" Seite (= also nicht derjenige, der sein Pferd immer links führt, weil "man" das so macht. Wenn rechts ein potentiell pferdemordender Rasenmäher lauert, gehe ich auch rechts).
    Wenn meinem Rudel ein eindeutig drohender Hund entgegengestelzt kommt, dann packe ich - wenn es die Zeit erlaubt - meine am Kragen, verfrachte die hinter mich (auch "gewaltsam"),stell mich hin und sage drohend "Wage es...!", und bisher hat das immer funktioniert.

    Für mich ist es klar, dass die Mitglieder des Rudels sich gegenseitig beschützen, und da bin ich als Chef an erster Stelle der Verantwortungskette.
    Schönes Beispiel Forentreffen: Freddy hatte beschlossen, Scheinangriffe auf Kuquy zu fahren (im unauffälligen Vorübertraben mal nach ihm Schnappen). Da Kuquy sich nicht wehrte, wurde Freddy mutiger, das Schnappe näherte sich immer mehr.
    Kuquy suchte Sicherheit bei mir, ich hatte das Ganze beobachtet. Und gerade beschlossen, Freddy beim nächsten Scheinangriff mal die Mütze geradezurücken.... - als die Löwen sich kollektiv auf Freddy stürzten und ihn (und gezielt nur ihn) einmal über den Platz jagten.

    Einmal editiert, zuletzt von Gelöschter Account (9. November 2008 um 12:51)

  • Ich denke, du hast die Situation richtig erkannt. Hunde lernen aus ihren Handlungen. Stellt sich der gewünschte Effekt ein, wird die Handlung wiederholt. Bleibt sie aus, wird sie immer weniger oft gezeigt und irgendwann mehr oder weniger ganz eingestellt. Oreo hat erlebt, dass andere Hunde eben nicht alle nur lieb und nett sind und dass sie einen ganz schön übel mitspielen können. Ausserdem scheint er festgestellt zu haben, dass er die (scheinbare) Gefahr vertreibt, indem er die anderen so richtig anmacht. Und das funktioniert ja tatsächlich: die anderen Gassigeher entfernen sich von euch (logisch, sie hatten eh nicht vor, stehenzubleiben) bzw. machen jetzt schon einen weiten Bogen um euch. Die Strategie scheint also zu wirken.

    Unabhängig davon, dass Oreo gebissen wurde, ist die Zeit der "Rüpelphase" oft bei Hunden die Zeit, in der sie solch ein Verhalten entwickeln (und festigen) obwohl sie zuvor immer lieb waren und mit anderen gern gespielt haben. Ich würde mir also nicht zu viele Vorwürfe machen. Das Leben ist nun mal bös und gemein.

    Trotzdem ist es natürlich richtig, dass Oreo nun lernen muss, sich wieder anders zu verhalten. Einerseits, weil es einfach blöd ist und dir deine Ruhe und Freude an den Spaziergängen raubt - und ihm auch. Andererseits, weil er tatsächlich eines Tages an den falschen geraten und gebissen werden kann.

    Hunde müssen lernen, sich an aversive Reize zu gewöhnen und diese zuzulassen bzw. zu ignorieren. Den Reiz ständig zu vermeiden, hilft nicht, sondern macht im Laufe der Zeit alles noch schlimmer. Im Prinzip braucht er eine Art Desensibilisierung. Ausserdem muss er sehen, dass du die Situation jederzeit im Griff hast, auch ohne seine "Hilfe".

    Insofern stimme ich Maren uneingeschränkt zu. Ich mache das auch so, wenn ein fremder Hund auf uns losstürmt. Dann müssen meine erst mal abliegen und ich zwinge den anderen zum Einhalten bzw. abdrehen. Das akzeptieren meine beiden uneingeschränkt.

    Um Oreo vom anbellen anderer Hunde abzubringen, finde ich im ersten Schritt die beschriebene Strategie mit dem Vorbeigehen gut. Bei vielen Hunden funktioniert sie, ihnen reicht die Sicherheit, dass der Hundeführer sich nicht aus der Ruhe bringen lässt.

    Ich kann aber aus eigener leidvoller Erfahrung sagen, dass sie oft nicht funktioniert. Dann muss man langfristiger vorgehen. Ich beschreibe, wie ich mit Roxana trainiert habe. Sie macht zwar nur selten andere Hunde an, hat aber, als ich sie adoptiert habe, Menschen, besonders Männer und ältere Kinder angefallen, die uns zu nahe gekommen sind. Nahe war in dem Fall ein Abstand von ca. 5-10 Metern. So schlimm ist es mit Oreo hoffentlich noch nicht. Er hat ja nur einmal eine schlechte Erfahrung gemacht und nicht sein halbes Leben lang, also denke ich, dass du schneller Erfolg haben wirst.

    Also:
    Sobald ich einen Menschen entdeckt habe, habe ich sie in meine Nähe gerufen und bin etwas vom Weg ab zur Seite gegangen. Wenn der Mensch ca. 20 m entfernt war, also noch ausserhalb der Reichweite, die ihr schon unangenehm war, habe ich sie aufgefordert, sich zu setzen oder zu legen. Dafür habe ich sie gelobt (stimmlich) und dabei ein Leckerchen aus der Tasche gezogen. Und zwar so umständlich, dass es ewig gedauert hat (nämlich so lange, bis der Mensch uns auf gleicher Höhe passiert hat. Genau dann habe ich ihr das Teil zwischen die Kiemen geschoben. Bis sie fertig kauen war, war der Mensch schon an uns vorbei und ich habe ihr erlaubt, nach vorn weiter zu laufen bzw. zu spielen.

    Mit der Zeit konnte ich den Abstand immer mehr verkürzen und die Lobe-Phase immer öfter weg zu lassen.

    Dann habe ich angefangen, die Leute in ein Gespräch zu verwickeln, wenn möglich, so dass sie stehen geblieben sind. Das geht bei uns ganz leicht, die meisten bleiben stehen, um mir zu sagen wie "gut" Roxana hört oder was für ein schöner Hund das ist (oder dass sie jetzt ein Leckerchen bekommt). Auf diese Weise hat sie gelernt, dass sich der Reiz nicht einfach entfernt und dass er trotzdem erträglich ist. Wenn sie dann nur aufmerksam zugeschaut hat, habe ich sie anschliessend gelobt, hat sie doch gebellt, habe ich ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass das nicht erwünscht ist und das Lob weggelassen.

    Dann habe ich angefangen, an den Leuten vorbei zu laufen bzw. auf dem Weg zu sitzen. Je nachdem, wie die Leute aussehen (auf Männer reagiert sie viel stärker als auf Frauen).

    Inzwischen kommt es nur noch zu einem "Vorfall" wenn wir sehr nahe (1-2 m) an jemandem vorbei gehen und ich unkonzentriert bin.

    Letztes Wochenende war ich ganz besonders stolz. Da waren wir im Wald spazieren und Roxana hat mit einem Stock gespielt, den sie gefunden hat. Wir waren schon fast wieder zurück am Auto, als sie anfing, neben mir her zu laufen. Erst habe ich mir nichts dabei gedacht. Dann hat mich plötzlich ein Mann mit Walkingstöcken überholt und mir erklärt, wie toll mein Hund doch "bei Fuss" laufen kann =)

    Ich war mächtig stolz, noch vor einem Jahr hätte ich Angst haben müssen, dass ernsthaft was passiert.

    Damit will ich sagen, dass man viel machen kann, dass es aber auch langwierig ist bzw. sein kann. Aber ich drücke dir die Daumen, dass es bei dir nicht so lang dauert.

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    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von sina
    Kennt jemand von euch empfehlenswerte Trainer/Bücher/Seminare/Tipps/Übungen, was auch immer?

    Es gibt im Animal-Learn-Verlag das Büchlein "Leinenaggression" von Clarissa von Reinhardt. Kostet so 15 Euro und ist passend zu "deinem" Problem aufgebaut.

    Ich habe ihr Seminar zu dem Thema besucht, da ich zwar (glücklicherweise) keinen betreffenden Hund habe, aber mich auf dem Thema fortbilden wollte.

    Ihre Methode ist recht einfach aber ich denke genau darin liegt auch der Schlüssel.

    Buch ist schnell gelesen und die Übungen sind gut geschildert und bebildert.

    Alle Animal-Learn-Trainer können dir dabei auch helfen...

    Du bekommst das Buch direkt beim Animal-Learn-Verlag oder bei Amazon... da aber nicht vergessen eine unserer hier vertretenen Orgas zu berücksichtigen... :zwinker:

    *Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel. / Bertrand Russel*
    **Forenfremdes Zitieren, Kopieren u.Weiterverbreiten ohne Erlaubnis des Verfassers ist nicht gestattet!**

  • Zitat

    Original von sina
    Mit einem Mal wurde andere Hunde, vor allem alles was fremd oder größer als er war, angeknurrt. An der Leine wurde er zur Bestie, saß er oder war angeleint, durfte ihm kein Hund zu nahe kommen- weder das eigene Rudel, noch fremde Hunde. .................................
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    Es war während der Hundeschule, ...., wir hatten uns alle in einer Reihe aufgestellt, unsere Hunde links neben uns an der Leine im Sitz. ......
    Dann ging alles flugsschnell, ohne dass ich reagieren konnte. Oreo saß gerade noch neben mir und guckte mich an, als mit einem Mal die Hündin neben uns hervorschoß (und die Halterin auch nicht schnell genug reagierte und die Leine losließ), Oreo sofort am Hals packte und schüttelte.

    Ich denke, dass die geschilderte Situation der Auslöser war, denn Du hast eingangs geschrieben „saß er oder war angeleint, durfte ihm kein Hund zu nahe kommen- weder das eigene Rudel, noch fremde Hunde“.

    Eine Fehlverknüpfung, die aus einer einzigen Situation, entstanden ist: ich sitze, andere Hunde in der Nähe, es gibt eine Katastrophe….

    Dein Oreo setzt seinerseits nun alles daran die Katastrophe abzuwenden – da das Verhalten „knurren, nach vorne gehen“ nun schon eine Weile gezeigt wird, scheint Oreo darin eine erfolgreiche Lösung des Problems zu sehen und das Verhalten hat sich vermutlich schon einiges verfestigt.


    Ich kann dazu nur beitragen, was ich mit einem Pflegehund erlebt habe, Rüde vermutlich jüngeren Alters, bei Übernahme kurz nach einer großen OP gesundheitlich sehr angeschlagen, stark untergewichtig – erste Vergesellschaftung mit meiner damaligen alten und absolut souveränen Hündin auf einem Gelände neben einer Pferdekoppel problemlos, man buddelte gemeinsam Mäuse oder träumte an die Pferde hin von der großen Jagd.

    Zusammenleben der beiden Hunde zunächst sehr problematisch, der Rüde keinerlei Sinn für soziales Verhalten, sehr grob, sehr ungeschlachtet. Spaziergänge ein Horror pur, ich hab mich jedes Mal gefragt, warum der meine Hündin nicht gleich in der Luft zerrissen hat…

    Begegnungen mit anderen Hunden hab ich rasch vermieden soweit möglich, aber mach mal einer was gegen freilaufende „der-tut-nixe“ (hört aber auch net). Egal ob Hündin oder Rüde, alt oder jung, groß oder klein, es endete alles in einer Keilerei, teilweise sogar Beißerei.

    Besserung keine in Sicht, eher im Gegenteil, je mehr der Rüde körperlich aufbaute, desto schlimmer wurde es – ein Problemhunde-Trainer musste her.
    Also Termin ausgemacht, er sich den Hund erstmal so beguckt und dann zum Testen geschritten. Schleppleine an den Hund, an mich die Anweisung „nur festhalten und mitgehen, damit kein Zug draufkommt, ansonsten Klappe halten“.

    Er einen Rüden auf den Platz gelassen, mir Herz in Hose, denn das Monster bretterte gleich drauf zu und machte eine Riesenwelle. Den Rüden hat`s nicht geschert, der dreht einfach sehr cool ab und tat so, als gäbe es nichts interessanteres als die eine oder andere Pinkelstelle und von „Radau“ wäre weit und breit nichts zu hören. Das Monster war absolut konsterniert, der hatte Augen groß wie Wagenräder und so viele Fragezeichen im Hirn, dass die schon über seinem Kopf schwebten vor lauter Platzmangel.

    Für mich auch befremdlich: das Monster guckte immer wieder hilfesuchend Richtung Trainer, mein Stellenwert als Anlaufstelle schien gegen Null zu tendieren …..

    Nach kaum einer Minute dann der nächste Anlauf vom Monster, auch diesmal wurde es ignoriert, nach einem dritten Anlauf hat er’s dann gelassen, einige Minuten später gab es dann auch eine von seiner Seite aus recht ungelenke „Begrüßung“, man beschnüffelte sich und ging auseinander.

    Weil das so schön geklappt hatte (wieso war mir dann so übel vor Aufregung?), den Rüden gegen den nächsten getauscht, es ist schon vorteilhaft, wenn man als Trainer mehr als einen vierbeinigen Coach hat. Auch hier dasselbe Anfangstheater, allerdings in abgeflachter Form, auch dieses endete mit einer ungelenken Begrüßung. Zwei weitere Hunde folgten und beim letzten davon war die Welle dann nur noch ein sanftes Schwappen …

    Fazit: irgendwann mal grottenschlechte Erfahrung gemacht bei an für sich wenig Kontakt zu Artgenossen und Strategie entwickelt, wie sich das nicht wiederholen kann

    vorgeschlagene Vorgehensweise: Umgang mit Artgenossen systematisch trainieren und den zugehörigen Leinenhalter so fit machen, dass der als kompetente Anlaufstelle für Freund Hasenfuss akzeptabel ist

    nach einer Stunde Pause fanden wir uns in einer kleinen Hundegruppe wieder (der Trainer fand es günstig, das Monster da gleich noch einzugliedern, da es ja grad schwer beeindruckt war…), nur ein Mini-Rüde und zwei, drei große, sehr souveräne Hundemädels
    Freilauf an der Schlepp ? nein danke meinte das Monster und verschanzte sich hinter dem Trainer, dort blieb er viele Trainingsstunden lang während der Freilaufphase und fing von dort aus dann langsam an „flügge“ zu werden….

    neben Freilaufphase wurde natürlich auch gearbeitet, wir sind da langsam zu einem Team zusammengewachsen, das Monster und ich. Wir haben später workshops gemacht, andere Trainingszeiten gewählt um andere Hunde kennen zulernen – er wurde ein klasse Hund im Lauf der Monate.

    Bis es soweit war, haben wir uns auf den Spaziergängen mit demselben Trick wie Roxana durchgekämpft, nur mit dem Unterschied, dass ich die Lecker im Futterbeutel hatte und der irgendwann zum Symbol allen Positiven wurde. Zumal der nach ein paar Wochen für Hundenasen auch unwiderstehliche Gerüche aussendet, wenn man ihn nicht wäscht….

    Allerdings durfte mein Monster immer stehen bleiben, solange alle Aufmerksamkeit bei mir war, war das für mich o.k., zum Sitz war er zu angespannt am Anfang, das hätte ich nicht durchgesetzt gebracht…

    Oreo würde ich nicht sitzen lassen, weil das ja die Körperhaltung ist, in der der Vorfall passierte, es könnte vielleicht für ihn in der Situation so etwas wie „Katastrophe einleitenden Charakter“ haben