Picco - ein Leben mit Ataxie

  • Ihr Lieben,

    wie Ihr wisst, taucht in Marsiks Geschichte sein behinderter Katerfreund Picco auf, der auch bei mir sein Zuhause hat.

    Ihr habt mich gebeten, über Picco zu berichten und das werde ich hier tun. Mit Marsik hat er drei, nein, sogar vier Gemeinsamkeiten: er ist ein Kater, getigert, trägt Windeln und lebt bei mir.

    Auch dieses Katerlein hat Schlimmes hinter sich, jedoch ganz anders als Marsik.

    Ich sagte schon, dass ich Pflegestelle für Katzen bin. Die meisten meiner Schützlinge wurden im Laufe der Jahre vermittelt, es kamen immer wieder neue Tiere nach. Da ich die beiden ehemaligen Kinderzimmer als Katzenstuben nutzen kann, bot es sich an, werdende Katzenmütter oder Fundkatzen mit ihren Jungen aufzunehmen. Die Katzenmütter haben dort einen ruhigen Raum für sich, in dem sie ungestört ihre Babies zur Welt bringen und die Kleinen versorgen können.

    Nach einer gewissen Zeit dürfen alle das Zimmer verlassen und meine Wohnung immer wieder auf's Neue verwüsten, bis sie ein neues Zuhause gefunden haben.

    So hätte es auch mit Picco sein sollen.

    Vor zwei Jahren im Sommer erhielt meine Tierschutzkollegin einen Anruf,
    der sich so ähnlich abgespielt haben muss:

    "Hallo, ich bin Frau XY und ich habe da ein Problem."
    (alle Antennen gehen hoch!)
    "Was ist denn Ihr Problem?"

    "Ja, in meinem Garten im Schuppen sitzt eine Katze mit ihren Jungen."

    "Die gehört niemandem?"

    "Nein, hier gibt es ja viele herrenlose Katzen. Aber die muss da weg."

    "Ist die Katze denn zahm? Können Sie sie anfassen? Haben Sie gesehen, ob sie eine Tätowierung hat? Wie alt sind die Jungen und wie viele sind es?"

    "Ob die tätowiert ist, weiß ich nicht, aber anfassen kann ich sie manchmal, wenn ich sie füttere. Ja, und die Kleinen, das sind fünf, die sind vielleicht so sechs Wochen alt. Aber die müssen da jetzt weg. Und mein Kater macht auch schon Theater."

    (Aufstöhnen wird halbwegs unterdrückt)

    "Frau XY, warum melden Sie sich erst jetzt bei uns? Es wird dringend Zeit, dass die Familie unterkommt. Wenn die Jungen noch älter werden, wird es schwierig, sie an Menschen zu gewöhnen. Haben Sie mal darüber nachgedacht, dass in kürzester Zeit sechs unkastrierte Katzen in Ihrem Garten herumlaufen könnten?"

    "Darum sag ich ja, die müssen da weg! Und mein Kater will die hier auch nicht!"

    Das ist das "täglich Brot" meiner Tierschutzkollegin. In den letzten Jahren wurde es immer schlimmer, man las von sämtlichen Tierheimen und anderen Katzenschutzvereinen, dass es eine Katzenschwemme gäbe, dass immer mehr Katzen aufgenommen werden müssten und dass alle Pflegestellen bis unters Dach voll säßen. Uns erging es da nicht anders, aber ein paar Tage später hatte ich einige Stubentiger umgesiedelt und ein Zimmer für die kleine Familie bereit gemacht.

    Besuch beim Tierarzt, Wurmkur etc. und Mama konnte mit ihren Kindern einziehen. Sie war ein wenig ängstlich und ihre fünf Kinder wussten noch nicht, ob man den Menschen trauen kann oder sich besser unsichtbar macht.
    Nach kurzer Zeit hatten sie sich aber einigermaßen eingewöhnt.

    Fünf süße kleine Fellknäuel, drei Jungs und zwei Mädchen, tobten fröhlich herum und Mama saß zufrieden auf der Fensterbank und behielt den Überblick.

    Doch zwei, drei Wochen später betrat ich morgens die Kinderstube und mir bot sich ein Bild, das ich nie mehr vergessen kann. In einem überdachten Körbchen lagen drei Katzenkinder, ein Katzenmädchen war in der Nacht gestorben und zwei Katerchen, eins davon Picco, hatten sich angekuschelt. Es sah aus, als hätten sie dem sterbenden Schwesterchen noch ein wenig Wärme geben wollen. Zu beschreiben, wie es in mir aussah, fehlen mir die Worte.

    Am selben Tag schlief auch das zweite Katzenmädchen für immer ein.

    Jeder, der so etwas schon erlebt hat, weiß, wie es mir danach ging und sogar heute noch, zwei Jahre später, geht.

    Die dann folgenden Tage waren furchtbar. Das Katzenzimmer mochte ich kaum betreten, wäre dann aber am liebsten rund um die Uhr drin geblieben um zu beobachten. Ein paar Tage war alles in Ordnung mit den anderen doch eines Morgens wurden wieder zwei Katerchen krank. Sie hatten ein wenig gespuckt, mochten nicht fressen und verkrochen sich. Ihr Fell sah struppig aus. Picco war gesund.

    Gar nicht erst beim Tierarzt angerufen, die Beiden gleich in die Box und mit zitternden Knien zur Praxis gefahren.
    Auch diese Kleinen hatte das Virus erwischt, das nicht näher bestimmt werden konnte. Sie wurden sofort mit Antibiotika, Vitaminen und ich weiß nicht, was noch, behandelt. Ich fuhr täglich in die Praxis, sie wurden behandelt und nach einigen Tagen zeigte sich eine Besserung.
    Man kann vermuten, dass ihr Immunsystem stärker war als das ihrer Schwestern.

    Und dann traf es Picco doch noch. Sein Körperchen hatte so lange der Krankheit widerstehen können, aber es reichte dann doch nicht.

    Picco erwischte es ganz schlimm. Als die Medikamente nach zwei Tagen keine Besserung bewirkt hatten, musste er stationär aufgenommen werden. Er erhielt seine Medikamente durch Infusion und musste drei Tage dort bleiben. An einem Freitag bekam ich den Anruf aus der Praxis. Schon die Nummer des Tierarztes auf dem Display meinesTelefons hatte mich erstarren lassen, aber man sagte mir, ich könne den Kleinen abholen.

    Da bekam ich nun meine Handvoll Kater, Etliches an homöopathischen Mitteln, ein paar Spritzen und zwei Dosen spezielles Aufbaufutter und durfte nach Hause fahren. Picco sah noch sehr krank und kümmerlich aus und ich hatte Angst vor dem, was da auf mich zu kam. Was, wenn es ihm schlechter geht? Was, wenn ich das mit ihm nicht schaffe?

    Ich baute zunächst eine Gitterbox auf, denn wo sollte ich ihn sonst geschützt unterbringen? Ein Klo brauchte ich nicht hineinzustellen, denn er war viel zu schwach es zu benutzen. Weiche Decke, ein kuscheliges Nestchen, das war die Ausstattung.

    Und dann saß ich daneben und beobachtete ihn. Alle zwei Stunden bekam er Wasser mit der Spritze und ein bisschen von dem Aufbau-Futterbrei. Ab und zu ein frisches Handtuch unter den Po, weil er Pipi gemacht hatte. Immer wieder hielt ich ihn auf dem Arm und hoffte, dass es gutgehen möge.

    Picco hielt durch und es wurde jeden Tag ein bisschen besser. Er lag in seinem Nestchen und schlief sehr viel. So bemerkte ich zunächst gar nicht, dass er nicht lief. Es war ja klar, dass er noch schwach war und erst wieder aufholen musste. Auch das Wackeln mit dem Köpfchen erklärte ich mir mit Schwäche.

    Doch beim nächsten Tierarzttermin eröffnete man mir, dass er eine schwere Ataxie zurückbehalten hätte und wohl nie würde laufen können. Auf meine Frage, ob man dagegen nicht noch etwas tun könne, wurde mir geantwortet, dass man noch die Präparate, die er bereits bekam, weitergeben könne, aber wenn dann keine Besserung festzustellen sei, sei es sicher, dass er nicht mehr laufen würde und dann müsse man sehen...

    Mir dämmerte, was der Satz bedeuten sollte und ich war entsetzt! Nicht mein Picco! Nicht das Katerchen, mit dem ich um sein kleines Leben gekämpft hatte! Nicht er, der mich mit wachen Augen ansah und nur nicht laufen konnte. Auf keinen Fall würde ich zustimmen, dass er eingeschläfert würde.

    Und so ist Picco wohl eine der am schwersten behinderten Ataxiekatzen, die leben.

    Seine beiden Brüderchen, die auch die Krankheit überstanden hatten, zeigen eine leichte Unsicherheit beim Gebrauch ihrer Hinterbeinchen, die auf den ersten Blick gar nicht auffällt. Sie haben bei Menschen mit einem großen Herz für Katzen und einem großen katzensicheren Garten ein tolles Zuhause gefunden. Picco hat es am schlimmsten erwischt, aber er hat hier für immer sein Zuhause.

    Wie wir mit den Problemen, die seine Behinderung mit sich brachten, fertig wurden, möchte ich heute nicht mehr berichten.
    Seine Geschichte so zu erzählen, bedeutet für mich, alles wieder zu erleben und das ist anstrengender als ich dachte.

    Ich hänge ein paar Fotos von Picco, als er noch klein war, an.


    Liebe Grüße

    Ingrid


    mit Lilly, Lasse, Lena und Marsik
    Picco und alle, die vor ihm gegangen sind, für immer im Herzen

  • Ach herrje... was ein süßer Wurm.
    Ich finde es toll, dass Du Dich so um Picco kümmerst - ich weiss, dass das Leben mit einer Ataxie-Katze mitunter sehr schwer sein kann, aber dennoch durchaus lohnenswert.

    Ich freue mich, wenn Du weiter berichtest und tausend bis zweitausend Fotos einstellst. ;)

    "Auschwitz fängt da an, wo einer im Schlachthof steht und denkt, es sind ja nur Tiere." (Theodor W. Adorno)

  • Hallo und danke für Eure lieben Worte!

    Es soll aber nicht der Eindruck entstehen, dass ich Piccos Geschichte hier erzähle, um mich damit hervorzutun oder ordentlich Lob zu sammeln. Ich möchte es auf es auf den Punkt bringen:

    Ich wünsche mir, dass auch solche schwer behinderten Tiere am Leben bleiben dürfen!

    Und ich will zeigen, dass man mit den Problemen, die solch eine Behinderung mit sich bringt, fertig werden kann!

    Picco und ich hatten den Kampf gegen die böse Krankheit gewonnen. Nun musste ihm das tägliche Leben erleichtert werden. Zunächst hatte ich ihn in der Gitterbox, dort war er sicher aufgehoben. Und man kann Näpfchen mit Futter und Wasser daran befestigen. Weil ich nicht sicher war, ob er mit dem Wassernäpfchen zurecht kam, besorgte ich sogar eine Nagertränke. Aber das hätte ich mir sparen können, damit wusste er nichts anzufangen. Er kam mit dem Napf ganz gut zurecht. Ich nahm ihn so oft wie möglich heraus, trug ihn herum oder setzte mich mit ihm auf's Sofa. Wir schmusten viel miteinander und er schlief gerne auf meinem Schoß.

    Picco ist nicht inkontinent, aber anfangs passierte es oft, dass er in sein Bettchen machte. Ich versuchte es mit einem selbstgebauten Klo. Von einem kleinen Karton hatte ich eine Kante ganz weggeschnitten und den Karton mit einer Plastiktüte überzogen. Funktionierte leider nicht, weil er sich nicht alleine aufsetzen kann. Auch meine Hoffnung, er könnte wenigstens hinein- und wieder hinausrobben, wenn ich auch die zweite Kante kürze, war vergebens. Also blieb mir nur, immer wieder sein Bettchen frisch zu machen.

    Allerdings lernte ich mit der Zeit, wann er das Zeichen gab, dass er mal musste. Dann schnappte ich mir den kleinen Kerl und sauste mit ihm los. Eiligst die Haube vom Klo runter, Picco reinsetzen und festhalten und warten, bis er fertig war. Sogar scharren wollte er. Manchmal musste er auch gar nicht - ich hatte ihn falsch verstanden und dann scharrte er nur in der Katzenstreu und hatte seinen Spaß dabei. Mir ging das mit der Zeit doch ziemlich in den Rücken und ich machte mir Gedanken.

    Die Lösung war so simpel, dass ich mich fragen musste, weshalb ich darauf nicht schon eher gekommen war. Ich stellte ein Katzenklo ohne Haube in Arbeitshöhe im Badezimmer auf. Nun durfte Picco ruhig mal länger brauchen und eine Runde spielen, ich konnte ja aufrecht stehen.

    So weit, so gut, aber ich bin nun mal voll berufstätig und somit viele Stunden nicht zu Hause. So lange kann ein kleiner Kater nicht einhalten. Ich brachte ihn morgens, bevor ich aus dem Haus ging und abends, sofort, wenn ich zurück kam, zum Klo. Meine Tochter, die von ihrem Arbeitsplatz nur ein paar Minuten bis zu mir braucht, fuhr in der Mittagspause schnell hin und übernahm so die "Mittelschicht". Sehr oft klappte das richtig gut, aber manchmal auch nicht und meine Wäscheberge wurden nicht kleiner. Das war für mich aber nicht das Schlimmste. Viel mehr machte mir der Gedanke zu schaffen, dass Picco manchmal in seinem nassen oder schmutzigen Bettchen liegen musste, bis ich nach Hause kam. Und wenn er großes Geschäft gemacht hatte und alles am Fell hatte, musste ich ihn anschließend baden, was er gar nicht leiden konnte.
    Er tat mir so leid. Wer schon einmal eine nasse Katze gesehen hat, weiß, was für ein erbärmlicher Anblick das ist. Ich wollte ihm das so gerne ersparen.

    Und dann kam endlich die Idee mit den Windeln. Meine Kinder sind längst erwachsen, somit hatte ich keine Ahnung, was ich kaufen sollte und stand im Laden erstmal ratlos vor dem Windelregal, las alle Angaben auf den Kartons und Paketen, verglich Preise, Größen und Mengen miteinander. Ich hoffte, dass die kleinste Größe ihm passen würde und nahm ein Paket davon mit.

    Seitdem trägt Picco meistens Windel. Das klappt super. Bevor ich sie ihm anziehe, muss ich natürlich ein Loch für seinen Schwanz hineinschneiden. Bei den ersten Versuchen fiel das noch zu groß aus, sodass er manchmal etwas aus der Windel verlor, aber man lernt ja! Inzwischen geht das ganz fix und passt. Wichtig ist auch, dass ich ihm die Windel verkehrt herum anziehe, sodass die Klebestreifen auf dem Rücken geschlossen werden. Das geht nämlich viel einfacher als unterm Bauch.

    Damit war uns beiden geholfen. Ich hab ein gutes Gewissen und keine Wäscheberge mehr und Picco liegt im Trockenen. Ab und zu muss ich ihm noch den Po waschen, aber das ist nichts im Vergleich zu den Vollbädern, die er so furchtbar fand.


    Ein paar Fotos kommen jetzt auch noch.


    Liebe Grüße

    Ingrid


    mit Lilly, Lasse, Lena und Marsik
    Picco und alle, die vor ihm gegangen sind, für immer im Herzen

  • Hallo Katzenmama,

    als ich deine Geschichte las ist mir ganz eng ums Herz geworden. Ich hab gerade selbst 4 Katzenkinder mit (seeeeehr wilder) Mama hier, unvorstellbar, wenn eines von ihnen plötzlich tot in seinem Körbchen liegen würde.

    Ansonsten sag ich einfach mal was mir spontan beim Lesen eingefallen ist:
    schön, dass es dich gibt.

    Ich würde mich freuen, noch mehr von Picco zu lesen.

    Liebe Grüße

    Marianne

    "Wir haben nicht zwei Herzen – eins für die Tiere und eins für die Menschen. In der Gewaltausübung gegenüber ersteren und der Gewaltausübung gegen letztere gibt es keinen anderen Unterschied als derjenige des Opfers."
    Alphonse de Lamartine

  • hab´ grad erst alles gelesen und sitze hier mit dickem Kloß im Hals und großer Bewunderung...und alles, was mir grad einfällt, das ich schreiben könnte, klingt irgendwie lächerlich - also schreib´ ich einfach nur mal schlicht DANKE!!!
    Toll, daß es Menschen wie Dich gibt!!!
    Und danke, daß Du uns die Geschichte aufgeschrieben hast - das hat nichts mit Selbstbeweihräucherung zu tun!!!
    Kann ja nur hilfreich sein, zu wissen, was Mensch und Tier alles schaffen kann!

    Liebe Grüße,
    Regina & die 3 Kekse

  • Zitat

    Original von PodiMum
    hab´ grad erst alles gelesen und sitze hier mit dickem Kloß im Hals und großer Bewunderung...und alles, was mir grad einfällt, das ich schreiben könnte, klingt irgendwie lächerlich - also schreib´ ich einfach nur mal schlicht DANKE!!!
    Toll, daß es Menschen wie Dich gibt!!!
    Und danke, daß Du uns die Geschichte aufgeschrieben hast - das hat nichts mit Selbstbeweihräucherung zu tun!!!
    Kann ja nur hilfreich sein, zu wissen, was Mensch und Tier alles schaffen kann!


    Dem schließe ich mich voll und ganz an! Danke, dass Picco leben darf!

    Liebe Grüße von Angelika und Pino aus Rumänien und Tommy <3 , Julchen <3 und Wuschel <3

  • Liebe "Katzenmama"!

    Danke für Deinen schönen Erfahrungsbericht! Er ist mit soviel Liebe geschrieben! :herz2:

    Ich danke für die Liebe die Du diesen armen Geschöpfen gibst, die auch in meinen Augen durchaus ein Recht auf ein schönes Leben haben!

    "Picco" und "Marsik" hätten es nicht besser treffen können!
    Die beiden sind aber auch so herzige Tiger! :wuub:

    Ich wünsche Dir noch viel Kraft für diese wichtige Aufgabe!

    DANKE! :bluemchen:

  • Hallo Katzenmama!
    Man das ist aber echt ein hübsches Kerlchen :wuub:
    Wie alt ist Picco jetzt? (oder hab ich das überlesen :ups: )

    Ich hab auch so eine kleine Ataxie-Mieze Zuhause...die ist aber nicht ganz so schlimm dran,wie dein Picco.Zwar sind auch ihre Hinterläufe betroffen,aber sie kann laufen, aber leider nichts hören....

    Ich hab sie mehr tot als lebendig auf unserem Grundstück gefunden,das war Ende Mai.Anfangs dachten wir,es wäre absolute Schwäche,dass sie so wackelig unterwegs ist,aber leider war das nicht so.

    Wir haben sie erst mal gepäppelt,dann bin ich mit ihr noch mal zum TA.Der bestätigte dann den Verdacht auf Ataxie und hat auch noch was festgestellt.....Ida war schwanger... :ohnmacht:

    Aber das war das Beste,was der armen Maus passieren konnte.Sie hat 2 gesunde Babys,die sie echt auf Trapp gebracht haben.
    Abends kann man hier momentan echt nur noch in Deckung gehen,so toben die 3...Ida auf ihre spezielle Art halt....

    Aber diese Mieze hat auch echte Lebensfreude und ich finde es ganz toll,dass du dir mit Picco so viel Mühe gibst....er hat es so sehr verdient ein liebevolles Zuhause zu haben.

    Das mit dem Baden kommt mir übrigens auch sehr bekannt vor....
    Anfangs hatte sie Durchfall und konnte sich ja noch nicht so recht auf den Pfoten halten und dann,....patsch,...lag sie drin.
    Oder sie hat sich elegant durch ihr frisch Erbrochenes gekugelt.... :ochnoe:

    Als Frauchen muss man dann einfach heiter und gelassen bleiben,dann kann so eine Mieze auch ein entspanntes Leben führen,finde ich.

    Ich wünsch dir weiterhin jedenfalls viel Kraft und Freude an dem feinen Kerl. :tschakka:

    liebe Grüße,
    Silvia

    Einmal editiert, zuletzt von soulsister (18. Oktober 2011 um 21:12)

  • Ich will jetzt mal schnell antworten! Das viele Interesse, das Ihr zeigt und Euer Lob sind einfach schön für mich. Vielen, vielen Dank!

    @ Marianne
    Ich hoffe, dass es Deinen Kleinen weiterhin gut geht.Wie schön, dass Du auch mal eine "Wilde" aufgenommen hast. Hab ich vor ein paar Jahren auch gemacht. Die wurde in einer Falle gefangen, zum TA gebracht und da sollte "das" in Ordnung gebracht werden. Die Tierärztin, die das machen sollte, weigerte sich, weil sichtbar die Geburt kurz bevorstand. Sie war mit meiner Tochter befreundet und dann bekam ich den Anruf...
    Die junge Dame brachte zwei Tage später drei Katerkinder zur Welt, allerdings trotz diverser Körbchen unter meinem PC-Tisch. Vor der Mamakatz hatte ich richtig Manschetten, die kannte, glaub ich, gar keine Menschen. Konnte acht Wochen lang nicht an meinen PC, weil ich die Füße nicht unter den Tisch stecken mochte.
    Dann wurde sie mit großer Aktion und Beruhigungspille wieder in die Falle gesetzt, kastriert und wieder in ihr Revier gebracht.
    Die Kleinen haben sich prächtig entwickelt, sind zu strammen Katern herangewachsen. Das wünsch ich Deinen Kleinen auch!
    Das Foto ist etwas unscharf, ich hab mich nicht so recht getraut, mit dem Handy weiter ranzugehen.



    Ich mach nachher weiter, muss jetzt mal eben mit Marsik zum Pipimachen fahren. :)

    Liebe Grüße

    Ingrid


    mit Lilly, Lasse, Lena und Marsik
    Picco und alle, die vor ihm gegangen sind, für immer im Herzen

  • Nun ist es doch später geworden als ich eigentlich wollte.
    Aber alles ist erledigt, Marsiks Tierarztbesuch, alle hatten Abendessen, ich auch, die Jungs haben frische Hosen, Katzenklos sind geschippt, Telefonate erledigt und, und, und...

    @ soulsister
    Wie schön, dass ich mal von einer weiteren Ataxiekatze lese! Da hat die kleine Ida aber auch ganz großes Glück gehabt, dass gerade Du sie gefunden hast. Und jetzt ist es an mir, Dir zu danken, dass Du die Kleine aufgenommen hast. Sie darf bei Dir behütet und geliebt leben, das ist das Beste, was ihr passieren konnte! Erzähl doch auch mal von Deinen Erfahrungen mit ihr. Ich würde das sehr gerne lesen!

    Du kennst ja auch die Hürden, die man nehmen muss. Und auch Du hast das gemeistert! Das muss noch viel mehr bekannt gemacht werden, damit Katzen mit dieser Diagnose nicht mehr gleich eingeschläfert werden.

    Denn sie verdienen es zu leben wie alle anderen und sie geben einem alles vielfach zurück.

    Dazu möchte ich allen, die hier lesen, eine kleine Episode von vor zwei Tagen erzählen.

    Piccos Physiotherapeutin war wieder bei uns, hatte mit ihm gearbeitet und ihn am Schluss auf sein kleines Sofa gelegt. Wir trinken dann immer noch zusammen Kaffee. Eigentlich war Picco ziemlich erledigt und hätte gleich einschlafen müssen, aber diesmal quengelte er herum und krabbelte vom Sofa. Wir dachten, dass er vielleicht noch in seinen Gehwagen wollte und setzten ihn hinein. Auch nicht! Er nörgelte weiter, und das kann er richtig gut. Ich sprach dann mit ihm und er sah mich an und antwortete mir immer wieder. Da meinte die Therapeutin: "Du, ich glaube, der will zu Dir."

    Also nahm ich ihn auf den Arm und er wurde ruhig, schmiegte sein Köpfchen an mich, schloss die Augen und schlummerte zufrieden ein. Ich saß da mit ihm im Arm wie mit einem kleinen Baby und hatte vor lauter zärtlichen Gefühlen feuchte Augen. Er hat so viel zu geben und ich bin dankbar, dass ich sein Vertrauen und seine Zuneigung bekomme.

    Dass Picco Physiotherapie bekommt, habe ich hier das erste Mal erwähnt. Als er sich von seiner Krankheit gut erholt hatte, merkte ich, dass er immer wieder versuchte, voranzukommen, es aber nicht wirklich schaffte. Ich habe ihn immer wieder hingestellt, bin mit ihm gebückt herumgelaufen, hoffte, er würde zumindest lernen, sich mit den Vorderbeinen voranzuziehen. Aber alle meine Bemühungen brachten ihn nicht weiter.

    Das war für mich eine ganz schlimme Zeit, denn wenn seine Brüder an ihm vorbeitobten, sah ich, dass er sie mit den Augen ganz aufmerksam verfolgte und gerne mitgemacht hätte. Seine Füßchen zuckten dann, aber er wusste nicht, wie er sie nutzen sollte. Ihm gerieten die Gliedmaßen immer durcheinander und ihm fehlte auch die Kraft. Ich habe oft dagesessen und mich gefragt, ob ich wirklich das Richtige getan hatte. Ob das Leben für ihn lebenswert wäre oder ob er durch meine Entscheidung ein leidvolles Dasein führen würde.

    Aber dann dachte ich daran, dass es auch behinderte Menschen gibt, die nichts alleine können, nicht einmal sich artikulieren, und auch ihnen merkt man an, dass sie Glück empfinden.

    Nach solchen traurigen Stunden und diesen Überlegungen fasste ich wieder Mut zum Weitermachen.

    Ich besprach mit meiner Tierschutzkollegin, dass ich der Meinung sei, Picco brauche professionelle Hilfe, damit zumindest die Fähigkeiten, die ihm gegeben seien, gefördert werden könnten.

    So wurde eine Bitte um Patenschaft für Picco auf die Website unseres Vereins gesetzt, seine Geschichte veröffentlicht, und es fanden sich tatsächlich sehr liebe und großzügige Paten für ihn. Ein echter Glücksfall, denn sie blieben auch die einzigen! Wie sind so dankbar!

    Eine sehr liebe und fähige Tierphysiotherapeutin arbeitet seither jede Woche mit ihm, er wird massiert, damit er sich entspannt - anfangs hatte er häufig Spastiken, die sind schon deutlich seltener geworden - dann werden seine Beinchen bewegt, sie übt mit ihm das Gleichgewicht zu halten und trainiert den Bewegungsablauf. Das alles zu einem Specialprice, sodass das Patengeld für die Behandlungen reicht.

    An dieser Stelle: Danke, Birgit!

    Wir machen uns nichts vor. Picco wird nie laufen können, die Schädigung seines Gehirns ist zu groß, aber wenn er sich Mühe gibt, schafft er es dort hin, wohin er will, das ist doch auch was wert!

    Wegen seiner Spastiken hatte ich einige schmerzhafte Erlebnisse. Ich lag eines Abends tatsächlich mal auf dem Sofa, Picco lag in meinen Kniekehlen. Er fing dann an zu nörgeln und im Geiste ging ich durch: Hunger hat er nicht, Durst kann auch nicht sein, zum Klo waren wir eben - nehm ich ihn mal weiter zu mir hoch. Anscheinend war es das gewesen, Picco lag mit dem Kopf auf meinem Arm, war zufrieden und schlief.

    Leider überfielen die Krämpfe ihn meistens im Schlaf und während wir noch beide dösten, krampfte er heftig und biss völlig unkontrolliert und mit aller Kraft in meinen Arm. Ich bekam ihn erst gar nicht ab, seine Kiefer waren fest zusammengepresst. Dann wurde er wach, der Krampf ließ nach und ich hatte vier tiefe Löcher im Arm.

    Katzenbisse sind gefährlich und so legte ich eine Kompresse auf die Wunde, stieg in mein Auto und fuhr zum ärztlichen Notdienst.

    Das war auch so eine Geschichte für sich! Die Ärztin (aus der Onkologie!) wunderte sich, weshalb ich kam, ich musste sie erst über das Risiko eines Katzenbisses aufklären. Dann bekam ich noch zur Antwort, dass sie ja keine Tierärztin sei. Na ja, aber dass Tiere auch mal Menschen beißen, hätte sie eigentlich wissen müssen...

    Die Behandlung war in Ordnung, es ist weiter nichts draus entstanden.
    Die anderen Bisse waren weniger schlimm und ich weiß ja, dass er nichts dafür kann. Trotzdem bin ich jetzt vorsichtiger und halte ihm meine Finger oder Arme nicht mehr so direkt unter die Nase.

    Und noch ein paar Bilder! Ich habe festgestellt, dass ich aus seiner schlimmsten Zeit gar nicht so viele Bilder habe. Da war ich so mit ihm beschäftigt, dass ich das fotografieren total vergessen hatte. Aber ein paar hab ich doch.


    Liebe Grüße

    Ingrid


    mit Lilly, Lasse, Lena und Marsik
    Picco und alle, die vor ihm gegangen sind, für immer im Herzen

  • Hallo Katzenmama,

    es ist wunderbar, wie Du Dich um die Beiden sorgst, es berührt einen und man bekommt Pipi in den Augen. :weinen:

    Wirklich, Du hast meine Hochachtung und ganz großen Respekt für das, was Du tust.

    Zum Glück haben die Beiden Dich "gefunden", ich glaub, was besseres hätte ihnen nicht passieren können.

    Ich habe hier zwar auch unter anderem drei "behinderte" Katzen, aber es ist kein Vergleich zu dem, was Du jeden Tag wuppst.
    Und selbst bei unserem Dreibeinchen Nikolaus hatte mein Mann Anfangs Bedenken und wußte nicht, wie er damit umgehen soll. Das ist jetzt 12 Jahre her und mittlerweile ist er sein größter Schatz und Nikolaus schläft nur noch bei ihm.
    Es ist bei den Tieren, wie bei den Menschen - Viele gesunde Menschen sind befangen und haben keine Ahnung, wie sie mit Behinderten umgehen sollen.
    Und immer noch viele Menschen haben ein Problem mit Tieren, die nicht "perfekt" sind.
    Zu mir hat doch tatsächlich mal jemand gesagt, daß, wenn meine Hündin Lotti kein halbes Ohr hätte, sondern "komplett" wäre, sie ja ein ganz netter Hund wäre !
    Was soll ich sagen - mit solchen Personen bin ich ganz schnell fertig. Da ist einfach jedes Wort eines zuviel.

    Menschen, die alles nur an Oberflächlichkeiten festmachen sind für mich sowas von überflüssig, weil sie gar nicht wissen, was ihnen entgehen kann. Solche Menschen werden nie wissen, wie es ist, wenn einem ein Tier so wahnsinnig viel zurückgeben kann wie in Deinem Fall der kleine Picco. Er quengelte solange, bis er zufrieden bei Dir auf dem Arm einschlafen konnte. Das ist genau das, was alle Mühen und manchmal Rückschläge sofort wieder vergessen und einen immer wieder weitermachen läßt.

    Ich wünsche Euch wirklich für die Zukunft nur das Beste und ich würd mich freuen, wenn Du immer mal wieder über die Beiden berichtest.

    Ganz liebe Grüße :kuscheln:
    Marion

  • Liebe Marion,

    sorry, dass ich erst jetzt antworte. Ich versuche gerade, mit beiden Berichten in die Gegenwart zu gelangen und bei Marsik ist mir das schon fast gelungen, bei Picco will ich heute noch weitermachen.

    Auch bei Dir bedanke ich mich ganz herzlich für Deine lieben Worte, aber das Lob will ich direkt wieder an Dich zurückgeben. Du machst doch nichts anderes als ich. Deine pfotigen Familienmitglieder sind ebenso wenig perfekt wie meine und hätten woanders wohl kaum eine Chance gehabt.

    Marsiks erste Pflegemama wurde gefragt, ob sie nicht geschockt gewesen sei, als sie ihn sah! Ganz ehrlich, bei manchen Menschen bin ich deutlich mehr geschockt, wenn sie den Mund aufmachen!

    Ich stimme Dir voll und ganz zu, wenn Du sagst, dass Du mit gewissen Leuten ganz schnell fertig bist. Das geht mir genauso!

    Gibt es hier im Forum Bilder von Deinen Süßen?

    Liebe Grüße

    Katzenmama

    Liebe Grüße

    Ingrid


    mit Lilly, Lasse, Lena und Marsik
    Picco und alle, die vor ihm gegangen sind, für immer im Herzen

  • Rundherum war für Picco gesorgt.
    Er konnte futtern und trinken, erhielt seine regelmäßige Bewegungstherapie, viele Schmuse- und Streicheleinheiten und war sicher in seiner Gitterbox untergebracht.

    Und er war nicht einsam! Wenn ich ihm auf dem Boden ein Nestchen gemacht hatte, besuchte ihn oft Tammi, eine liebe Katzenmutter, die bei mir auf der Pflegestelle ihre Jungen bekommen hatte und nun selbst auf ein neues Zuhause wartete. Tammi nahm sich des kleinen Picco rührend an und putzte ihn manchmal, dass ihm Hören und Sehen verging. (Die liebeTammi hat inzwischen ein sehr schönes Zuhause!) Als er sein Katzensofa bekam, musste das erst von den anderen ausgiebig beschnüffelt werden. Es fand Gnade vor ihren Nasen und Augen und Picco hatte auch dort öfter mal Gesellschaft.

    Aber Besuch von den anderen konnte Picco nur bekommen, wenn ich zu Hause war, weil er sonst im Käfig saß und sie nicht hinein konnten. Ich wollte ihn unbedingt aus dem Käfig heraus haben.

    Die Lösung fand meine ältere Tochter. Ich bekam von ihr das Laufställchen, das meine Enkelin nicht mehr brauchte. Den Boden befestigten wir so hoch, dass ich Picco bequem herausheben konnte, er aber nicht über den Rand klettern konnte. Die anderen durften Picco nun besuchen, wann immer sie wollten.

    Piccos Tischmanieren lassen wegen der Ataxie sehr zu wünschen übrig, in den ersten Tagen waren die Gitterstäbe und die nähere Umgebung immer mit Futter eingeschmiert, das ziemlich hartnäckig klebte. Ich besorgte also dicke transparente Folie und verkleidete zwei Seiten des Ställchens damit. Das Futter klebte jetzt wenigstens nicht mehr überall, nur noch an der Folie! Auch kein Spaß, die sauber zu halten.

    Bei all dem hatten wir jedoch vergessen zu berücksichtigen, dass die Gitterstäbe so eng stehen, dass ein Kinderkopf nicht dazwischenpasst - ein Katzenkopf samt Körperchen schon. Ich kam gerade noch rechtzeitig, um ihn aufzufangen, als er schon zur Hälfte aus dem Ställchen hing!

    Wieder überlegen! Ein Katzennetz musste her. Das spannten wir an der Innenseite (er hätte sonst immer noch den Kopf dazwischenstecken können) einmal ringsherum. Folie ab und Picco bekam seine Mahlzeiten gemeinsam mit den anderen in der Küche. Er fraß auf der Seite liegend, wie die alten Römer. Die Bescherung ringsherum ließ sich anschließend bequem wegwischen. Es ist schon interessant, wie man sich Schritt für Schritt an Lösungen heranarbeiten muss.

    Aber irgendwann blitzt die Idee auf und man wundert sich, wieso man so lange dafür gebraucht hat.

    Liebe Grüße

    Ingrid


    mit Lilly, Lasse, Lena und Marsik
    Picco und alle, die vor ihm gegangen sind, für immer im Herzen

  • Nun bin ich schon so weit gekommen und werde jetzt allen, die Piccos Geschichte interessiert verfolgen, den Rest erzählen.

    Trotz seiner regelmäßigen Therapie gelang es nicht, Picco wirklich mobil zu machen. Zwischendurch gab es Fortschritte, über die wir uns riesig freuten, aber auch Stillstände oder sogar manchmal Rückschritte, die wir nicht ignorieren konnten. Wir mussten realistisch bleiben, denn Picco war nicht damit geholfen, dass wir uns etwas vormachten.

    Was kann man tun, wenn er es alleine einfach nicht hinbekommt? Dann muss ein Hilfsmittel her. Ich hatte schon Hunde mit ihren Gehhilfen gesehen, und natürlich wusste Piccos Therapeutin auch Bescheid. Auf der Website des Vereins wurde noch einmal um Spenden für einen Gehwagen gebeten, weil wir uns das so einfach nicht leisten konnten.
    Zu meinem großen Erstaunen und Piccos großem Glück kam tatsächlich eine große Summe zusammen.

    Der nächste Glücksfall war, dass gar nicht weit weg jemand solche und andere orthopädische Hilfsmittel anfertigt. Nach Rücksprache über Piccos besonderen Fall fuhren Birgit, Picco und ich zu unserem ersten Termin.

    Das Besondere an Piccos Fall ist, dass es für ihn nicht reicht, das Hinterteil zu stützen. Wenn er die Vorderbeinchen hätte nutzen können, um gezielt vorwärts zu kommen, hätte ein Wagen mit zwei Rädern für ihn gereicht. Aber sein ganzer Körper braucht Halt, er gerät immer wieder mit allen vier Beinchen durcheinander und weiß einfach nicht, in welcher Reihenfolge er sie benutzen soll.

    Für die Konstrukteure seiner Gehhilfe war das eine neue Herausforderung.

    Picco wurde zunächst vermessen, dann wurden die Ideen umgesetzt und nach kurzer Zeit konnten wir zur ersten Anprobe fahren. Noch einige Veränderungen, die auch sehr schnell vorgenommen wurden, und der Anruf: "Piccos Wagen ist fertig!" schickte uns wieder auf die Autobahn. Wieder Anprobe, noch ein paar kleine Änderungen, dann durften wir ihn mitnehmen.

    Und waren gespannt wie die Flitzbogen, wie er damit zurechtkommen würde. In der Werkstatt hatten wir es zwar auch schon probiert, aber für Picco war die ganze Sache an sich schon aufregend genug. Er hatte reichlich damit zu tun, sich umzusehen und wusste gar nicht, was wir von ihm wollten.

    Zuhause angekommen, fand dann die eigentliche Premiere statt. Oder auch nicht! Picco hatte immer noch keinen Schimmer, was das sollte. Wir schubsten ihn vorsichtig an, schoben auch den Wagen vorwärts, stellten seine Füßchen immer wieder neu hin und mussten erkennen, dass es auf dem glatten Laminatboden einfach nicht ging.

    Daraufhin legte ich eine alte Badematte aus und richtig, ansatzweise kam Picco vorwärts. Er stieß sich mit den Hinterbeinen ab und kam dadurch immer ein Stückchen vorwärts. Durch das Üben konnten wir noch weitere notwendige Änderungen erkennen, so zum Beispiel, dass die Vorderräder fixiert werden mussten, denn sie sind um 360 Grad drehbar und Picco gelang es nicht, die Richtung beizubehalten.

    Damit die alte Badematte wieder verschwinden konnte, kaufte ich einen Teppichrest, den ich im Wohnzimmer ausrollte - das war unser Catwalk! Auch so ein Versuch, den ich wieder verwerfen musste. Der Widerstand für die Räder war durch den Teppich zu groß, Picco hat nicht genug Kraft in den Beinen.

    Marsik und die anderen fanden den Teppich toll! Man kann da so gut mit Anlauf draufrennen und dabei tolle Tunnel aufschieben, die Menschen so herrlich zum Stolpern bringen - besonders, wenn man sich noch im Tunnel versteckt hat...

    Der Teppich erfüllte seinen gedachten Zweck nicht, und nachdem Marsik ihn einige Male "verziert" hatte und ich ihn nicht mehr sauber bekam, war er ein Fall für den Sperrmüll. Sehr bedauerlich, denn er hatte meinem Wohnzimmer den besonderen Touch gegeben!

    Piccos "Porsche" hat sein Leben nicht in dem Maße verändert, wie wir es uns gewünscht hätten, aber er wurde dennoch nicht vergebens angeschafft. Picco kann jetzt immer wieder mal die Welt aus der aufrechten Perspektive sehen, er kann ein bisschen hin und her rollern und, was ich auch ganz wichtig finde, er kann aufrecht im Stehen seine Mahlzeiten einnehmen.

    Es gab einige Möglichkeiten, Picco das Leben leichter zu machen, im Augenblick sieht es so aus, als hätten wir alle ausgeschöpft. Wenn noch jemand eine tolle Idee hat - ich bin immer offen für Vorschläge!

    Hier will ich nun Piccos Geschichte beenden.
    Ich danke allen, die bis zum Ende mitgelesen haben und natürlich allen, von denen ich Dank und Lob bekommen habe. Ja, es ist so, ich bin glücklich und auch ein bisschen stolz, dass Picco nun so leben kann.

    Und wenn ich hier Denkanstöße geben konnte, ist das auch ein besonderer Erfolg für mich.

    Liebe Grüße

    Katzenmama

    Liebe Grüße

    Ingrid


    mit Lilly, Lasse, Lena und Marsik
    Picco und alle, die vor ihm gegangen sind, für immer im Herzen

  • Danke Katzenmama für den ausführlichen Bericht. Und Picco sieht glücklich aus mit seinen Katzenfreunden bei Dir =) =).

    Es ist so wichtig dass viele Menschen hier lesen können, dass Behinderung nicht gleich auch bedeutet dass Katzen mit Ataxie auch unglücklich sind.

  • Hallo zusammen,

    nach langer Zeit mal wieder ein bisschen was von Picco.

    Es geht ihm weiterhin gut, er hat ordentlich Appetit und ich wollte Euch mal zeigen, wie er im Stehen futtern kann.
    Dazu habe ich ihm einen Ständer für Hundenäpfe gekauft, den kleinsten. Das ist praktisch, weil ich da die Höhe verstellen kann. Die Näpfe, die dazugehören, kann ich aber nicht nehmen, sie sind zu groß, da müsste er mit dem Kopf zu weit nach unten. So habe ich ein paar Schälchen, die flacher sind, aber den passenden Durchmesser haben, zum Einhängen. Das klappt gut.

    Er kneift nur immer die Augen zu, wenn ich mit Blitzlicht fotografieren muss


    Und zu Weihnachten gab es ein Stinkekissen, der Hit!

    Danach kann man prima schlafen!

    Liebe Grüße

    Picco und Katzenmama

    Liebe Grüße

    Ingrid


    mit Lilly, Lasse, Lena und Marsik
    Picco und alle, die vor ihm gegangen sind, für immer im Herzen

  • Ein tolles Katerle, der Picco... :wuub:

    Ich hoffe aber doch, dass Du uns auch in Zukunft mit Bildern und Anekdoten von und über Picco bereicherst?

    "Auschwitz fängt da an, wo einer im Schlachthof steht und denkt, es sind ja nur Tiere." (Theodor W. Adorno)