56 Katzen in einer Drei-Zimmer-Wohnung BOCHUM Schwarzer Freitag für das Bochumer Veterinäramt: Einem anonymen Hinweis folgend, fanden sie in einer Drei-Zimmer-Wohnung in Weitmar 56 verwahrloste Perserkatzen. Sowie eine 60-jährige Frau, die sich keiner Schuld bewusst zu sein scheint.
ZitatAlles anzeigenStockend beginnt Veterinärrätin Dr. Anette Ferdinand zu berichten. „Mir wird noch immer schlecht, wenn ich darüber rede“, sagt sie. Sie zeigt Fotos. Bilder von Katzen, die im Dreck hausen. Ihr Fell ist zerrupft und verfilzt, mit Bisswunden und Blutflecken. Zwischen blauen Müllsäcken liegt ein Gemisch aus Katzenfutter und Kot. „Es stank schon im Flur so bestialisch“, berichtet Ferdinand.
In der drei Zimmer großen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus an einer Hauptstraße fanden Ordnungs- und Veterinäramt 56 Katzen vor. 55 waren am Leben. Eine Katze lag tot im Kühlschrank. „Alle Tiere waren von Parasiten befallen“, berichtet Anette Ferdinand. Flöhe, Ohrmilben.
Fünf Tiere mussten nach der ersten Untersuchung umgehend eingeschläfert werden. Zwei weitere Katzen sprangen auf die Behandlung nicht an, wurden am Samstag von ihrem Leiden erlöst. Einige Tiere stehen noch auf der Kippe. Der Ärztin bricht die Stimme, als sie über die Tötung spricht. „Eine Wahl hatten wir nicht“, sagt sie leise.
Strafanzeige wegen Tierquälerei
Die etwa 60 Jahre alte Mieterin der Wohnung, die dort nur ihre Katzen hausen lies und selbst ein anderes Haus bewohnte, wurde bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. „Das ist eine Straftat“, sagt Anette Ferdinand.Der Vorwurf: Tierquälerei. Das wollte die 60-Jährige so nicht hinnehmen. Sie war sich keiner Schuld bewusst, gab erst auf massiven Druck die Tiere frei und drohte mit dem Anwalt. Ebenso erschreckend ist jedoch, das sich die Parteien des Mehrfamilienhauses nicht früher beim Veterinäramt meldeten. Im Gegenteil: Die Mitarbeiter mussten sich noch Vorwürfe anhören, warum die Räumung so lange dauere und ob man die Tür nicht leiser zumachen könnte.
Nachbarn blieben über Jahre ruhig
„Ich kann mir nicht erklären, warum sich zuvor niemand beschwert hat“, so Ferdinand. Denn die Tiere müssen seit Jahren in dieser Wohnung leben und sich dort vermehrt haben.Bei der Versorgung der Katzen wurde das Amt von den umliegenden Tierheimen unterstützt. 15 Katzen sind derzeit in Recklinghausen, 20 in Witten, drei in Gelsenkirchen. Der Rest im Bochumer Tierheim.