14.11., Tierheim Sundern/Illingh., Tag der offenen Tür - wegen Schließung zum letzten Mal.

Zitat

„Die Hoffnung stirbt zu allerletzt“

„Seit zwei Jahren steht nun fest, dass der Mietvertrag für dieses Gebäude nicht verlängert wird, da sich die Anwohner gestört fühlen“, erzählt Yvonne Walczak. Damals machten sich die Tierschützer gleich auf die Suche nach einem neuen Standort, der wirklich geeignet ist, und an dem es auch den Tieren noch besser geht. Denn unter anderem benötigen die Katzen einen gefliesten Raum und ein Auslaufgehege, was ihnen in Illingheim nicht geboten werden kann. „Doch erst jetzt, nach fast zwei Jahren intensiver Suche und unzähligen erfolglosen Anfragen, hat die Stadt uns ein Grundstück angeboten“, versucht die Vorsitzende des Vereins die Situation zu erklären. „Aber das ist erstens definitiv zu spät, um etwas aufzubauen, zweitens gilt das Angebot nur für fünf Jahre.“ 50 000 Euro würde es ungefähr kosten, auf dem Grundstück eine „Containerstadt“ für die Tiere aufzubauen, die Summe müsste der Verein alleine tragen. „Die Stadt, mit der wir über die gesamten Jahre wirklich sehr gut zu sammengearbeitet haben“, fügt Yvonne Walczak hinzu, „würde die Wasserversorgung sichern, zieht sich aber ansonsten viel zu stark zurück.“

In fünf Jahren ergäbe sich zudem für die Tierschützer die gleiche Situation wie jetzt - „wir müssten ausziehen, wenn die Stadt das Grundstück anderweitig nutzen möchte.“
Nur noch fünf Mitarbeiter

Und noch ein weiteres Manko haben die Tierschützer zu überwinden. Es sind nur noch fünf aktive Mitarbeiter für das Tierheim da. „Von November 2005 bis März 2010 haben wir 129 Hunde, 419 Katzen und 56 Kleintiere als Fundtiere, um die sich die Stadt ja kümmern muss, aufgenommen“, zählt Schriftführerin Tanja Wagemann auf. Viele Abgabetiere, wie die immer noch im Heim lebende Katze Samantha, die eine Woche lang neben ihrer verstorbenen Besitzerin und dem schon verdursteten Yorky der alten Dame lebte, bis sie, abgemagert auf 1800 Gramm, gerettet werden konnte, kommen hinzu. Immer wieder klingelte das Notfalltelefon zu allen Tages- und Nachtzeiten.

Doch nicht nur die Aufnahme und Betreuung ist durch fünf Personen nicht mehr zu schaffen. Die Tiere müssen auch vermittelt werden. „Und das soll richtig vernünftig geschehen, damit sie nicht wieder zurück kommen“, erklärt Yvonne Walczak. Beratung ist unumgänglich und wird auch gern angenommen.

Denn so wie Familie Weber, die eine Katze aufnehmen möchte, jedoch Kaninchen zuhause hat, stellen sich den zukünftigen Tierbesitzern viele Fragen: Welche Katze passt als „Erstkatze“? Freigänger oder Stubentiger? Ein Helfer des Tierschutzvereins geht mit den zukünftigen Tierbesitzern durch die Gehege, stellt vor und berät. „Auch das kostet Zeit, die wir Fünf ehrenamtlich einfach nicht mehr aufbringen können“, erklären die Tierschützer: „Darum werden keine Tiere mehr aufge nommen, die Stadt hat ab 31. Dezember 2010 dafür Sorge zu tragen, dass die noch hier lebenden Vierbeiner andernorts untergebracht werden.“
Gremlin sicht dringend ein Zuhause

Am wohl letzten Tag der offenen Tür fanden acht Katzen ein neues Zuhause. Doch über 15 weitere und der etwa 18 Monate alte Podenco-Rüde Gremlin, der liebevoll und treu jeden Besucher anschaut, suchen auch jetzt noch eine Bleibe. Besucherin Yvonne Keggenhoff würde den Rüden sofort mitnehmen, doch sie hat schon drei Hunde und eine Katze. „Er ist so lieb, bei mir geht es aber leider wirklich nicht mehr“, zeigt sie sich traurig über das Schicksal des weiß-braunen Junghundes.

Das „Weihnachtsgeschäft“ möchten die Tierschützer dennoch nicht für die Vermittlung nutzen. „Ein Tier gehört nicht unter den Weihnachtsbaum, um es einen Tag zu genießen und dann umzutauschen,“ sagen sie aus Erfahrung. Zweiter Vorsitzender Roland Scharfenstein hat zudem immer noch nicht aufgegeben. „Eine Vorstands sitzung haben wir noch, da kann noch ein allerletzter Vorschlag besprochen werden!“

Und so gilt auch im Tierheim Amecke: „Die Hoffnung stirbt zu allerletzt.“ Weitere Informationen zur Tiervermittlung unter http://www.tierschutzverein-sundern.de

Wer sein Tier vermisst oder eines abgeben möchte, muss sich leider an weiter entfernte Tierheime wenden, Fundtiere müssen der Stadt Sundern gemeldet werden.

Alles anzeigen

Quelle: Der Westen vom 15.11.2010