HappyEndGeschichte Josh Teil 1

  • Hey Fans!
    Da bin ich mal wieder. Ich wollte euch ja eigentlich schon längst geschrieben haben, aber irgendwie ist so viel passiert, dass Mama und ich einfach nicht dazu gekommen sind. (Mama muss mir ja immer ein wenig helfen…)
    Boah, womit fange ich denn nun mal an?!? Wohl damit, was mir am Besten in Erinnerung geblieben ist: Dass ich von unserer Nachbarin attackiert wurde. Und das war so: Mama, Lucie und ich wollten spazieren gehen und waren gerade im Treppenhaus, als wir plötzlich unserer Nachbarin und ihrem Hund begegneten. Ich schwöre es, ich habe die Beiden echt nicht gehört. Und Lucie und Mami auch nicht. Wir haben sie erst bemerkt, als sie vor uns standen. Und dann konnten wir nicht mal weiterlaufen, weder vor noch zurück, denn die Wege wurden uns versperrt. Was dann passierte, damit habe ich echt nicht gerechnet. Die Nachbarin drehte sich um und trat mir direkt in den Bauch. Das tat vielleicht weh! Aber viel mehr musste ich daran denken, dass die Frau auf meine Mami losgehen wollte. Also habe ich sie gezwickt, um ihr zu zeigen, was ich dann mit ihr machen würde. Und dann ging die Frau auch noch echt auf meine Mama los, aber noch bevor ich eingreifen konnte, setzte sich meine Mama richtig zur Wehr. Sie packte unserer Nachbarin an den Kragen und beide waren richtig laut – bis unsere Nachbarin endlich einen Schritt zur Seite machte und Mama schnell mit uns nach unten ging um endlich mit uns spazieren zu gehen. Na ja, „Spaziergang“ kann man das nicht wirklich nennen, eher „Beruhigungslauf“, denn an einen gemütlichen Spaziergang konnte danach keiner von uns dreien mehr denken. Und wisst ihr was? Als wir nach Hause kamen und meine Mami gerade die Polizei anrufen wollte, da sahen wir die Bescherung: Da saß die Frau doch echt an unserem Küchentisch und wollte uns erzählen, ich hätte gebissen. Boah, da hättet ihr Mama mal sehen müssen! Ich dachte, die springt gleich an die Decke… Aber die Polizisten, die danach zu uns kamen, waren echt nett! Die konnten echt gut kraulen. Danach war es gute sechs Wochen ganz schön stressig hier. Mama hat alles aufgeschrieben und ist von Amt zu Amt gelaufen. Hier kamen Briefe von Rechtsanwälten und unserer Versicherung an, ebenso wie E-Mails von verschiedenen Hundeschulen und Tiertrainern, die wir in letzter Zeit besucht haben (vor dieser Attacke), um an meinem Angstgebell gegenüber anderen Hunden zu arbeiten. Da hatten wir übrigens echt gute Fortschritte gemacht, aber nach dieser Attacke gegen uns musste ich das auch erst einmal wieder üben. Manchmal hatte ich sogar bei fremden Menschen etwas Angst, und Alleinebleiben wollte ich auch nicht mehr. Aber das ist mittlerweile vergessen. Und nachdem Mama und Papa mal etwas länger weg waren und in Feierlaune wieder nach Hause kamen, hat Mama nie wieder etwas aufschreiben müssen und wenn wir der Frau begegnen, dann werden wir jetzt immer nett gegrüßt. Aber Mama antwortet nie. Sie meint, solche Menschen, die ein wehrloses Tier treten, eine Schwangere auf der Treppe angreifen und dann noch nicht einmal dazu stehen würden sondern Lügen verbreiten müssten, würden für uns nicht existieren.
    Wie gesagt, mit meinem Fiepen und Schreien, das ist schon viel, viel besser geworden – auch wieder nach dem gemeinen Angriff auf mich. Aber, um ganz ehrlich zu sein: Es war ganz schön stressig für Mama und Papa. Die ganzen Fortschritte waren erst einmal hin, und irgendwie hatte Mama es plötzlich ziemlich eilig, mir das wieder abzugewöhnen – und dabei hat sie eigentlich immer gesagt, dass wir alle Zeit der Welt hätten. Tja, solche Sätze sagt sie jetzt leider nur noch selten. Stattdessen ist sie immer für einige Zeit im „Arbeitszimmer“, was sie früher auch nicht so oft war, denn sie hat sich meistens nur eben den Laptop und ihre Sachen rausgeholt und sich dann mit uns ins Wohnzimmer gesetzt. Das Arbeitszimmer wurde dann mehr oder weniger zu einer „Rumpelkammer“, nicht zuletzt, weil Papa da immer seine Sachen wie Werkzeug und so reingestellt hat. Aber auch das hat sich geändert seitdem Mama aufgeräumt hat und Papa alles wegstellen musste. Dann hat Mama unsagbar viele Sachen gekauft, immer und immer wieder. Und alle sind viel zu klein! Ein neues Bett haben wir, und einen Schrank und auch noch ein paar andere Möbel, aber auch da passen Mama und Papa absolut nicht rein. Was Mama sich dabei wohl gedacht hat?!? Und wie kitschig das ganze Zimmer nun ist! Mit Schmetterlingen an den Wänden und Bärchen an den Schränken. Überall stehen Teddys und kleine Plüschhunde – und ich darf nicht mal damit spielen. Selbst mit Mama zu kuscheln, was ich immer soooooo gerne gemacht habe, ist mittlerweile nicht mehr ganz so toll, denn Mama macht sich in letzter Zeit ganz schön breit, und wenn ich mich ganz, ganz eng an sie ankuschel, dann tritt und haut mich ihr Bauch manchmal – aus heiterem Himmel. Das ist vielleicht doof! Und wisst ihr, was noch viel blöder ist? Dass Mama sich dann immer riesig freut. Dabei sollte sie langsam aber sicher mal wieder etwas abnehmen, anstatt sich immer wieder zu freuen, wie groß und rund ihr Bauch schon geworden ist... Aber ich glaube, so langsam werden hier alle ein wenig „komisch“, denn auch Papa und selbst Lucie freuen sich schon tierisch. Nur ich habe keine Ahnung, worauf… Alle sagen immer nur „das Baby“ oder „Leonie“. Aber wie gesagt: Was das ist, weiß ich nicht.
    Ebenso wenig weiß ich, was mit Ayco los ist. Es ging ihm einige Tage nicht so gut und Mama und Papa waren mehrmals mit ihm weg. Eines Tages war Mama dann richtig traurig und hat telefoniert. Dann hat sie Ayco ganz, ganz lange gekrault, bis Mama und Papa dann erneut mit ihm weg gefahren sind. Aber schon etwas später kamen alle wieder und Mama war richtig gut drauf und Papa lächelte auch wieder und Ayco ging es schon viel, viel besser. Wir haben immer alle Leberwurst bekommen. Die war echt lecker. Aber leider ging es Ayco schon nach ein paar Tagen wieder richtig schlecht. Als Mama und Papa dann eines morgens weg gefahren sind, kam Mama ganz traurig wieder, und auch Papa hatte Tränen in den Augen. Abends sind sie dann zusammen mit Ayco raus gegangen. Er hat sich noch einmal in aller Ruhe umgedreht und hat sich von Lucie und mir verabschiedet. Er hat gesagt „Macht euch keine Sorgen. Es geht mir gut. Wir sehen uns bestimmt bald wieder.“ Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Mama und Papa kamen alleine nach Hause. Sie haben gesagt, dass Ayco nun an einem wundervollen Ort ist und dort auf uns wartet. Aber wenn dieser Ort doch so toll ist, warum haben sie denn dann geweint? Und warum sind wir nicht alle dort? Immerhin sagt Mama doch immer „Wir bleiben immer zusammen – bis ans Ende aller Tage…“
    Na ja, wie auch immer. Ich muss mal eben ganz flott weg. Bei uns ist nämlich heute Schützenfest oder so, und immer, wenn die Musik hier vorbei zieht, kriege ich ganz dolle Angst und muss unters Bett – und so, wie sich das anhört, kommen die nun schon wieder hier vorbei…
    Alles Liebe und bis bald
    Josh

    PS: Eins noch eben: Kastriert bin ich jetzt auch. Boah, das hat vielleicht weh getan... Ich hoffe, ich muss dasnicht regelmäßig machen lassen!!!

    Isselburg, 21. August 2011