- Offizieller Beitrag
Es ist recht selten, dass wirklich Tierheim-spezifiesche Sachbücher auf den Markt kommen. Liegt vermutlich vor allem daran, dass die Käuferschicht recht dünn ist und diese dann meist auch nicht sonderlich viel Geld für Bücher ausgibt... da man davon auch einen Sack Futter kaufen kann.
Als vor kurzer Zeit unsere Tierheimleiterin auf mich zu kam und mich gebeten hat die Anschaffung des o.g. Buchs zu genehmigen, wurde ich natürlich neugierig.
Die Werbung des Buches ist schon ziemlich umfassend:
ZitatAus dem Klappentext:
Unikat: Das einzige aktuelle und umfassende Buch zu diesem Thema
Wasserdicht: Planung und Finanzierung verschiedener Tierheimmodelle
Von Meerschweinchen bis Mini-Pig: Haltungsansprüche von häufigen, aber auch außergewöhnlichen Haustier-, Heimtier-, Vogel-, Reptilien- und Wildtierarten
Ich war sehr gespannt als ich das Büch in Händen hielt... 232 Seiten... schon ein bißchen dünn für ein so umfassendes Werk.
Naja... trotzdem mal mit in den Garten genommen um einfach mal loszulesen.
Der Autor ist (und das kann er auch beim Schreiben der Texte wohl nicht verbergen...) Tiermediziner.... oder besser "Fachtierarzt für Tierschutz".
Von daher ist das Werk auch etwas lastig zu diesem Thema ausgelegt.
Und der Rest... naja... von den 232 Seiten beschäftigen sich ca. 140 Seiten mit der Haltung, Versorgung und vor allem Beschreibung der einzelnen Heimtierarten. Neben Hund und Katze sind da natürlich noch viele andere... zum Beispiel Beschreibungen von Tieren, die wohl kaum ein Tierheim je zu Gesicht bekommen wird... wie die "Chinesische Zwergwachtel" oder den "Turkmenischen Maushamster"...
Alle in Wort... aber ohne Bild... wenn ein Tierheim also so einen Kandidaten hat und nicht kennt, muss es auf andere Lektüre bzw. Inet ausweichen. Wozu wird also Seite um Seite für absolut seltene Tiere vergeudet.
Dafür wird aber ein so wichtiges Thema wie das "Wasserdicht: Planung und Finanzierung verschiedener Tierheimmodelle" in wenigen Sätzen abgebügelt!?
Für die "Finanzierung" eines Tierheims hat der Autor gerade mal 4 Seiten gebraucht... inkl. Baufinanzierung, Ausgaben, Einnahmen und Jahresfinanzplan!
Für die Bauplanung sieht es ähnlich aus: Für die Beschreibung der Tierunterkünfte braucht er 3 Seiten... genau so viel (oder eher wenig) wie für die Beschreibung des Empfangs, der Verwaltung und der Personalräume.
Zumindest für Quarantäne und Hygiene nimmt er sich 10 Seiten Zeit... ist aber auch eher ein medizinisches Heimspiel.
Interessant wird das Buch dann wieder am Ende bzw. Anhang, wo einfach ein paar interessante Quellen und Links aufgezählt werden. Diese sind vermutlich weit zielführender als das Buch selbst.
Ich habe das Buch mit großen Erwartungen gelesen... und bin leider ziemlich enttäuscht worden.
Was als das einzig umfassende Werk zum Thema beworben wird... stellt sich als sehr oberflächlicher Abriss zum Thema Tierheime dar.
Dazu noch der Preis von 39.95 €, der in keiner Relation zum wirklichen Nutzwert liegt. Gerade der offensichtliche Schwerpunkt, die Beschreibung der Tiere, ist unbebildert und dazu noch ohne echten Nutzen. Jeder Wikipedia-Eintrag zu den genannten Tieren bringt mehr Information... und ist dazu noch kostenlos.
Das zwar in die Jahre gekommene "Tierheim-Handbuch" vom Deutschen Tierschutzbund ist gerade mal halb so teuer, doppelt so dick und wesentlich näher an den wirklichen Problemen der Tierheime.
Wer sich mit dem Thema Tierheim gedruckt beschäftigen will, dem rate ich das gerade genannte Tierheim-Handbuch zu kaufen und den Rest des Geldes in einen Sack Futter für das örtliche Tierheim zu investieren.
Ich bescheinige dem Autor Bodo Busch die besten Absichten für sein Werk "Der Tierheim-Leitfaden", allerdings ist er mit dem vorliegenden Ergebnis an dem selbst gesetzten Ziel meilenweit vorbei geschossen. Schade für diese vergebene Chance.