Wölfe in Brandenburg

  • Wölfe in Brandenburg

    ich habe heute einen Vortrag über die Brandenburger Wölfe besucht. Meine Stichpunkte aus dem Vortrag von Dipl.-Ing. J. Teubner (Leiter Fachstation Säugetierschutz beim Landesumweltamt Brandenburg) möchte ich euch nicht vorenthalten:

    In Europa gibt es derzeit ca. 20.000 Wölfe, die sich schwerpunktmäßig auf Spanien, Italien, Skandinavien, Rumänien und Bulgarien verteilen.

    Im 18. und 19. Jahrhundert wurden in West- und Mitteleuropa die Wölfe fast komplett ausgerottet. Im 20. Jahrhundert gab es zwei Zeitabschnitte, in denen sich die Population wieder etwas erholte: die beiden Weltkriege.

    In Polen waren ab 1955 Wölfe zur Vernichtung freigegeben (Abschuß, Vergiftung, Fallenfang, etc.), so daß nach einigen Jahren nur noch 100 Tiere nachgewiesen werden konnten. Inzwischen stehen auch in Polen die Wölfe unter Schutz, der Bestand hat sich auf aktuell etwa 700 Tiere vergrößert. Derzeit leben etwa 12 oder 13 Rudel westlich der Weichsel, das sind ca. 68 - 70 Wölfe in Westpolen. In Brandenburg gab es immer mal wieder Wölfe "auf der Durchreise", heimisch sind einzelne Tiere aber erst seit 1990 nachweislich wieder.

    Wölfe haben EU-weit den höchstmöglichen Schutz und dürfen generell nicht gejagt werden. Trotzdem wurden seit 1990 fünf Wölfe in Brandenburg erschossen (die letzte Wölfin 2007 - der Täter konnte bisher noch nicht ermittelt werden). Außerdem gab es bereits drei durch den Straßenverkehr getötet Wölfe, zwei davon am Autobahnkreuz Schwanebeck nordöstlich von Berlin.

    Die Brandenburger Wölfe sind im Schnitt ca. 40 kg schwer (Gewicht wurde anhand der tot aufgefundenen Tiere bestimmt) und werden im Schnitt etwa 10 bis 13 Jahre alt. Einzelne Tiere sind sehr wanderfreudig - ein Wolf hat nachweislich in 24 Stunden eine Distanz von ca. 100 km zurückgelegt.

    Das typische Wolfsrudel besteht aus den beiden Elterntiere und dem diesjährigen Nachwuchs und ist etwa 6 - 8 Tiere groß. Der letztjährige Nachwuchs wird, sobald neue Welpen da sind, vertrieben und muß sich ein eigenes Revier suchen. Ein Wolfsrudel hat ein Revier in der Größe von ca. 25.000 bis 35.000 Hektar.

    Wolfsfährten lassen sich - selbst von einem Fachmann - nur anhand des Pfotenabdrucks kaum von einem Hund unterscheiden. Erst durch die komplette Fährte kann man anhand einer anderen Gangart mit viel Übung eine Wolfsspur von einer Hundespur unterscheiden. Anhand von Fotos ist es ebenfalls mitunter sehr schwer einen Wolf von Huskys oder Tschechoslowakischen Wolfshunden zu unterscheiden - das erklärt die häufigen "Wolfssichtungen".

    1998 gab es erstmal - nachweislich - Nachwuchs bei einem Wolfspaar in der Muskauer Heide.
    Mitte 2006 siedelte sich ein Wolfspaar in der Zschornoer Heide an - bisher ohne Nachwuchs.
    2007 wurden zwei Wölfe in der Lieberoser Heide heimisch. Weitere Rudel und Einzeltiere gibt es in der Wittstocker Heide, Jännersdorfer Heide, auf den Truppenübungsplätzen Jüterbog, Lehnin und Altengrabow und im Tagebaugebiet Welzow Süd. Eine Liste der sächsichen Wolfsrudel ist im Link am Ende des Textes zu finden.

    Die Beute des Wolfs besteht zu 97 % aus Rehen, Rot- und Schwarzwild, dann kommen Hasen und Kleinsäuger. Nutztiere machen ca. 0,5 % der Beute aus. Zu diesen Ergebnisse führten aufwendige Kotanalysen der einheimische Wölfe.

    Alle Brandenburger Nutztierhalter wurden angeschrieben und per Broschüre über die neuen Mitbewohner informiert. Brandenburg zahlt, auf freiwilliger Basis, den Halter von Nutztieren einen Ausgleich für durch Wölfe entstandene Schäden: bei Privathaltern wird der Marktwert bezahlt, bei Schäfern der Betriebswert. Die bisherigen Entschädigungszahlungen lagen bei max. 10.000 Euro/Jahr.

    Einen effektiven Schutz für Schafherden stellen handelsübliche Zäune mit Erdungslitze und einem Strom von 2.000 - 3.000 Volt dar. Wenn diese zusätzlich mit einem Flatterband am oberen Ende versehen werden, hält dies Wölfe ab. Entsprechende Erfahrungswerte liegen aus der Wittstocker Heide bereits vor.
    Außerdem unterstützt das Land ein Herdenschützerprojekt, bei dem in Zusammenarbeit mit dem Schafzüchterverband Pyrenäenberghunde zur Herdenbewachung eingesetzt werden.

    Mehr Infos unter:
    http://www.mugv.brandenburg.de/cms/detail.php…125&_siteid=300
    http://www.wolfsregion-lausitz.de/

  • Gerne - es waren leider nur meine kurzen Stichpunkte und die Bilder fehlen komplett...

    Übrigens ging der Referent auch ganz kurz auf das Thema "Blutrausch" ein - er beschrieb das Verhalten genau so wie der von Dir befragte Fachmann: Da die Schafherde nicht weg, sondern im Kreis läuft wird immer wieder ein neuer Tötungsanreiz gegeben und die Reizüberflutung führt dann dazu das mehr als das eine, für die Ernährung notwendige, Schaf gerissen wird....
    Allerdings kommt so etwas hier in Deutschland - bezogen auf den Wolf - wohl extrem selten vor....

  • Auch ein "Danke" hier lasse... sehr Interessant!

    Liebe Grüße von der Eva

    „Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“
    George Bernard Shaw

  • Da es thematisch hier rein paßt....

    Zitat

    Brandenburgs Wölfe sollen besser geschützt werden

    Potsdam (dpa/bb) - Der «böse Wolf» soll in Brandenburg weiterhin heimisch bleiben: Das Land will für mehr Verständnis für Isegrim werben. «Insbesondere dort, wo der Wolf noch nicht gewesen ist, bestehen Ängste in der Bevölkerung», sagte Umweltministerin Anita Tack (Linke) am Freitag in Potsdam. Eine kostenlose Broschüre «Wölfe in Brandenburg» solle nun Skeptiker aufklären. Gemeinsam mit dem Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW) fördert das Ministerium zudem die Erfassung des aktuellen Tierbestandes und Fortbildungen. Derzeit gibt es nach Angaben des Landesumweltamts bundesweit etwa 60 Wölfe, davon zwischen 20 und 25 in Brandenburg.


    Quelle: Die Welt vom 18.06.2010

  • Anscheinend ein interessantes Thema für die Presse....


    Quelle: Märkische Allgemeine vom 19.06.2010

  • Zitat

    Erster Nachwuchs bei Wölfen in der Lausitz

    Hamburg/Potsdam (dpa/bb) - Das erste Wolfsjunge dieses Jahres ist in der brandenburgischen Lausitz nachgewiesen worden. Der Welpe sei auf einem Foto mit zwei älteren Tieren gesehen worden, teilte der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) in Hamburg am Mittwoch mit. Die Organisation unterstützt das Wildbiologische Büro LUPUS im ostsächsischen Spreewitz beim Beobachten der Wolfspopulation in der Lausitz. Seit 2009 lebt den Angaben zufolge ein Wolfsrudel westlich von Spremberg (Spree-Neiße) im Süden Brandenburgs. Forscher wiesen dort 2009 sechs Welpen nach. In der gesamten Lausitz gibt es nach Angaben des Landesumweltamtes in Potsdam etwa 55 bis 60 Wölfe.


    Quelle: Die Welt vom 30.06.2010