Kendra aus Warschau

  • Jeder Hund ist anders (und jeder Mensch auch) - aber ich vergleiche jetzt eben mal die statements von pepe und von foenix1 ...

  • Das Wichtigste ist geschafft. Kendra frisst und trinkt regelmässig, mittlerweile frisst sie sogar aus einem Napf. Bezüglich ihres Futters habe ich an polnische Verhältnisse angeknüpft und stelle nur ganz ganz vorsichtig um.

    Dank Wioleta spreche ich nun auch ein paar Worte polnisch. Kendra hat mich mittlerweile sogar ein paar Mal "offen" angeschaut.

    Sie hat sich freiwillig schon auf eine Decke gelegt, in entspannter seitlicher Lage dort tief geschlafen.

    Das sie anfängt Räumlichkeiten und einen Rythmus zu akzeptieren, sehe ich daran, das sie sich ab der jeweiligen Schwelle freiwillig in einen ihr bekannten Raum/Auslauf begibt - wenn auch der Schritt in den Auslauf ihr noch am meisten Schwierigkeiten bereitet.

    LG
    Margrit

    Einmal editiert, zuletzt von foenix1 (4. September 2009 um 18:10)

  • Das ist doch schon ein Fortschritt!!

    Als Paula hier einzog, wollte sie auch nicht fressen und trinken. Beim trinken haben wir schnell rausgefunden, dass sie nur Milch trinkt und beim Futter war sie ganz einfach kein Hundefutter gewohnt und wir haben mit Reis und Huhn angefangen. Sie hatte auch lange das typische "P" in den Augen und Kenrad Blick erinnerte mich sofort an Paula als sie ankam. Sie sonderte sich lange ab, blieb immer im Büro liegen, wenn die anderen beiden abends zu uns ins Wohnzimmer kamen.
    Sie ist auch heute noch - nach 4 Monaten - ziemlich ängstlich, oft am beschwichtigen.
    Aber sie macht zumindest bei mir Ansätze zum spielen, tobt seit ein paar Tagen mit Paul und Lucy draußen rum und fordert Schmuseeinheiten - das allerdings auch nur bei mir, von anderen läßt sie sich nicht anfassen, nur mein Mann kann sie ab und an noch locken.

    Sie brauchen ganz einfach Zeit....

    Aber manchmal bin ich auch der Meinung, dass es nicht für jeden Hund gut ist, aus seiner Umgebung gerissen zu werden. Für uns mag es oft grausam erscheinen wie sie leben müssen, besonders wenn sie am Ende der Rangordnung stehen. Aber ich habe schon öfter sehen müssen, dass sie damit viel besser klar kamen als wenn sie aus der Umgebung entrissen werden.

    Einmal editiert, zuletzt von HfD (4. September 2009 um 18:45)

  • Zitat

    Original von HfD
    Aber manchmal bin ich auch der Meinung, dass es nicht für jeden Hund gut ist, aus seiner Umgebung gerissen zu werden. Für uns mag es oft grausam erscheinen wie sie leben müssen, besonders wenn sie am Ende der Rangordnung stehen. Aber ich habe schon öfter sehen müssen, dass sie damit viel besser klar kamen als wenn sie aus der Umgebung entrissen werden.

    Da schreibst du was wahres. Wenn ich es nochmal damit zu tun bekäme, würde ich auch sagen, den Hund besser dort lassen, als ihm solch eine Tortur zuzumuten. Die kleinen Warschauerinnen über Gitta's Hof "laufen zu lassen" war bei der ersten Fahrt optimal. Jetzt müssen wir sehen, dass die Kommunikation mit Warschau direkter und damit besser wird, um im Vorfeld mehr über die Hunde zu erfahren.

  • Zitat

    Original von HfD

    Aber manchmal bin ich auch der Meinung, dass es nicht für jeden Hund gut ist, aus seiner Umgebung gerissen zu werden. Für uns mag es oft grausam erscheinen wie sie leben müssen, besonders wenn sie am Ende der Rangordnung stehen. Aber ich habe schon öfter sehen müssen, dass sie damit viel besser klar kamen als wenn sie aus der Umgebung entrissen werden.

    ein teil von mir gibt dir absolut recht

    der andere teil sieht heute einen verschmusten und oft albernen hund der seine und auch andere menschen liebt und ihnen vertraut


    frag mal susan....wenn pepe sie morgens im wald begrüsst,hat sie so ihre probleme bei soviel liebe auf den beinen zu bleiben :D

    solche dinge sind oft ein zweischneidiges schwert

    gruss gaby

    je hilfloser ein lebewesen ist,desto größer ist sein anspruch auf menschlichen schutz vor menschlicher grausamkeit

    Mahatma Gandhi

  • Zitat

    Original von pepe

    ein teil von mir gibt dir absolut recht

    der andere teil sieht heute einen verschmusten und oft albernen hund der seine und auch andere menschen liebt und ihnen vertraut

    solche dinge sind oft ein zweischneidiges schwert

    Stimme ich dir uneingeschränkt zu... ich freue mich hier ja auch über jeden Fortschritt und wie sie anfängt, das Leben zu genießen... Aber es kann eben auch ganz anders laufen. Ist immer sehr schwer das im Vorfeld abzuschätzen.

    Bei Leo bin ich eigentlich auch am zweifeln ob es für ihn wirklich so gut ist. Er kommt im TH sehr gut klar, leidet nicht ( in unseren Augen leidet er natürlich, allein die Lebensbedinungen). Wie wird er damit zurecht kommen, plötzlich in einer Wohnung zu leben? Wir er evtl. dann auch so reagieren wie Kendra?

    Einmal editiert, zuletzt von HfD (4. September 2009 um 19:17)

  • Leo ist nicht mit Kendra zu vergleichen. Leo kam gleich an den Zaun, als wir mit dem Auto ankamen. Mach dir keine Sorgen, Leo ist menschenbezogen und es ist für ihn ein riesen Glück, dort raus zu kommen, da bin ich ganz sicher!

  • Zitat

    Aber manchmal bin ich auch der Meinung, dass es nicht für jeden Hund gut ist, aus seiner Umgebung gerissen zu werden.

    Unterschreibe ich.

    Hätten wir es im Vorfeld gewusst was wirklich mit Kendra ist (aber das hat wohl auch in Polen kein Mensch gewusst, denn selbst innerhalb des Hortes gibts noch einen Sondertrakt für Hund wie Kendra, in dem nur die Panik-,Angsthunde etc. gehalten werden) wäre Kendra vielleicht nicht gekommen.Nun ist sie hier auf dem Hof- und hier wird keinem hundlichen von Menschen verursachten Problem aus dem Weg gegangen. Nicht umsonst habe ich mich für das Motto "learn and rescue" entschieden (was auch für mich selbst gilt).

    Ich denke, Kendra hat letztendlich selbst gewählt, dass es richtig ist hier zu sein, weil sie frisst und trinkt. Hätte sie es anders gesehen, hätte sie sich aufgegeben.Eine Zwangstränkung/ -ernährung nach dem Prinzip Hoffnung hätte ich ihr nicht zugemutet.

    Aber über den Berg sind wir gestiegen. Bis gestern habe ich noch gebangt.
    Die letzten Tage waren unter diesem Aspekt auch für mich nicht gerade einfach.

    Sie ist wirklich ein ganz "besonderer" Hund, den ich sehr in mein Herz geschlossen habe. Mal schaun, wieviel sie noch von ihrem Herzen geben kann.......I`ll do my very best ;)

    LG
    Margrit

    3 Mal editiert, zuletzt von foenix1 (4. September 2009 um 22:50)

  • Warum kann man nicht einfach damit Anfangen den Hund nur mit der Hand zu füttern?
    Das habe ich mit Merlin getan und ich kenne eine menge die das so machen. Ersteinmal nichts anderes mit dem Hund machen auser ihn aus der Hand zu fütter. Das schafft vertrauen und ein Band zwischen Tier und Mensch.

  • Zitat

    Original von Peppi
    Warum kann man nicht einfach damit Anfangen den Hund nur mit der Hand zu füttern?
    .

    du hast recht,das klappt bei ganz vielen hunden

    pepe hätte allerdings lieber gehungert als an meine hand zu kommen.dafür war die panik zu gross

    gruss gaby

    je hilfloser ein lebewesen ist,desto größer ist sein anspruch auf menschlichen schutz vor menschlicher grausamkeit

    Mahatma Gandhi

  • pepe ja es gibt Hunde da klappt es nicht direkt. Nur ich kenne einen fall der noch nicht so lange her ist. Ein Geschwister Päärchen (Hunde) total scheu. Die Schwester war schnell vermittelt der Bruder sehr scheu. Die Pflegestelle hat nichts anderes getan als Wochenlang den Hund aus der hand zu füttern. Es kann lange dauern sehr lange aber irgendwann ist der Hunger grösser. Dieser Hund lässt sich heute anfassen obwohl er immer noch sehr ängstlich ist.

  • Zitat

    Es kann lange dauern sehr lange aber irgendwann ist der Hunger grösser.

    Je nach Zustand des Hundes ist er bis dahin halt verhungert...aber du hast schon recht. in vielen Fällen klappt das. ;)

    Wenn jemand ein Problem mit mir hat, kann er es behalten. Es ist ja schließlich sein´s !


  • Ich habe das bei unserem Rudolf so gemacht, damit er Vertrauen fasst und es hat wunderbar funktioniert. Aber bei Kendra hätte ich es nicht getan. Das ist wirklich nach Einzefall zu entscheiden und das kann man nur, wenn man den Hund kennt und mit ihm arbeitet. Eure Sorge um Kendra ist toll, ich freue mich sehr darüber!

  • Kendra hat die letzte Zeit sehr tief und fest auf den angebotenen Decken geschlafen. Sie hat geträumt und ich denke - verarbeitet.

    Sie hat im Haus mittlerweile das Badezimmer zu ihrem Startpunkt auserkoren und für ihre nächtlichen Aktivitäten die Tenne festgesetzt.

    Darauf habe ich den Hausrhytmus der anderen Hunden umgestellt und einen dicken Pfoteneintrag im Beschwerdebuch des Hausrudels kassiert:-))

    Kendra wird dreimal am Tag mit dem "Auslauf" konfrontiert, sie hat gelernt, da mal fast entspannt reinzuschauen und einige Meter Rasenfläche unter den Pfoten zu haben. Ecken, in die sich legen will sind tabu.

    Ich bin keine Horrorperson mehr für sie - sondern eine - hinzunehmende Notwendigkeit. Die "Notwendigkeit" darf ihr auch schon mit polnischem Gebrabbel hin und wieder den Kopf streicheln, Fleischwurst direkt vor der Nase plazieren - und dann aber bitteschön wieder rechtzeitig verschwinden.
    Die "Notwendigkeit" wird von ihr sogar "beäugt" (ich verfolge ihr Verhalten mittlerweile durch Hilfsmittel wie Taschenspiegel etc)

    Kendra lernt langsam einige Schritte zu gehen.
    Das läuft so: Hund am Geschirr auf die Pfoten heben, Stand loben - wenn Kopf des Hundes freiwillig in die richtige Laufrichtung steht, Hund von hinten mit dem einen Knie leicht andrücken, ihm zur Seite stehen - über Geschirr drauf achten, das der Hund oben bleibt - zwei Schritte in die gewünschte Richtung - loben. Pause/Wiederholung usw.- bis nach etlicher Zeit und einigen Metern - Kendra den Rest des Weges locker vorraus - allerdings nur in Richtung Tenne oder Badezimmer/Auslauf (nicht ganz locker) läuft.Da brauchen wir schon mal für 15m etliche Zeit......

    Ich denke, es geht es vorran.

    Mittlerweile habe ich auch einen Gedanken für ihren Namen:
    ich denke Kendra "Kreativ" - in ihrer Therapie muss ich sehr kreativ sein.Für bessere Vorschläge bin ich dankbar.

    Natürlich bin ich nicht der Nabel der Welt und habe mich bezüglich der Theraphie von Kendra auch mit Kollegen in Verbindung gesetzt, Menschen die auch z. B. mit den " grenzwertigen Liebenwaldern" gearbeitet haben, Kollegen die mit dem "Speachless-Dog-System" arbeiten im Ausbildungsbereich, mit TAs die im Verhaltenstherpeutischen Bereich qualifiziert sind, mit Tierkliniken (bezgl. eventuell mögl. vetmedz. Massnahmen) etc. - aber für Hunde wie Kendra gibt es kein System, da sind wir uns einig.

    Sie ist halt ein ganz besonderer Hund.

    Vielen Dank für Euer Interesse an Kendra. Meine Telfnr.: 04462 -205238.

    LG
    Margrit

    2 Mal editiert, zuletzt von foenix1 (7. September 2009 um 04:02)

  • Das hört sich doch alles schon ganz gut an. Aber das

    Zitat

    Original von foenix1

    Kendra lernt langsam einige Schritte zu gehen.
    Das läuft so: Hund am Geschirr auf die Pfoten heben, [....]

    halte ich nach einer Woche noch für etwas früh. Nur meine persönliche Meinung, bin ja kein "Angsthund-Therapeut" ;) Ich könnte mir einfach nur vorstellen, dass das "am Geschirr heben" bei ihr auch wieder Ängste schürt und nicht unbedingt das Vertrauen zu dir stärkt. Aber ok, ich bin in Sachen traumatisierte Hunde auch ein Weichei..... ;)

    Kaja, die wir aus Warschau mitgebracht hatten, ist in ihrer Familie anfänglich auch sehr ängstlich gewesen. Ihr Frauchen hat sich also "eingeschleimt" ( wie du mit der Fleischwurst) und versucht eine Bindung aufzubauen. Nach ein paar Tagen folgte Kaja ihr unaufgefordert überall hin.

    Bei Paula habe ich es im Grunde genauso gemacht. Ich habe sie nie gedrängt oder hochgenommen, und mit Leckerlis hat sie sich auch nicht locken lassen. Wenn sie im Korb liegen bleiben wollte, dann sollte sie eben liegen bleiben. Wenn sie mal musste, dann saß sie vor der Haustür.

    Bei ihr hat es auch ca. 8 Wochen gedauert, bis sie von sich aus kam, wenn die anderen angezogen wurden um Gassi zu gehen. Jetzt nach 4 Monaten kann sie es gar nicht erwarten raus zukommen und rumzutoben. Sie hat die anderen beiden, besonders Lucy, allerdings immer genau beobachtet und vieles nachgeahmt.

    Vllt. schließt sich Kendra ja auch einem deiner anderen Hunde an und orientiert sich an ihm.

    TT wäre doch vllt. auch noch eine Möglichkeit. Hast du damit Erfahrung oder hast du jemanden in der Nähe, der das praktiziert?

  • TT habe ich probiert - keine Reaktion, also lass ich es erst einmal. Von den anderen Hunden will sie nix wissen. Sie dreht den Kopf weg, nach dem Motto: die sind gar nicht da.Mehr wie ihr Angebote machen tue ich nicht, wenn ich auf Ablehnung stosse, lasse ich es halt und verschieb auf später.

    Aber sie ist heute das erste Mal ohne Zögern an der "Hausleine" von der Tenne ins Bad gegangen - was mich selbst positiv überrascht hat. :)

    LG
    Margrit

  • Zitat

    Original von foenix1

    Kendra lernt langsam einige Schritte zu gehen.
    Das läuft so: Hund am Geschirr auf die Pfoten heben, Stand loben - wenn Kopf des Hundes freiwillig in die richtige Laufrichtung steht, Hund von hinten mit dem einen Knie leicht andrücken, ihm zur Seite stehen - über Geschirr drauf achten, das der Hund oben bleibt - zwei Schritte in die gewünschte Richtung - loben. Pause/Wiederholung usw.- bis nach etlicher Zeit und einigen Metern - Kendra den Rest des Weges locker vorraus - allerdings nur in Richtung Tenne oder Badezimmer/Auslauf (nicht ganz locker) läuft.Da brauchen wir schon mal für 15m etliche Zeit......

    Ich denke, es geht es vorran.

    Sorry aber das geht ja wohl garnicht. Wäre ich eine der Vermittler( über wem auch immer du den Hund bekommen hast) sässe ich jetzt im Auto und würde Kendra bei dir raus holen.
    Sorry foenix aber so geht man nicht mit einem Panikhund um.

  • Zitat

    Original von foenix1
    Mehr wie ihr Angebote machen tue ich nicht, wenn ich auf Ablehnung stosse, lasse ich es halt und verschieb auf später.

    Aha. Ein Posting vorher liest sich das aber noch ganz anders.

    ... am Geschirr hochziehen, mit dem Knie anschubsen etc. ... ?(

    "Auschwitz fängt da an, wo einer im Schlachthof steht und denkt, es sind ja nur Tiere." (Theodor W. Adorno)

  • Peppi - Du kennst Kendra nicht, hast ihr Verhalten niemals gesehen. Kendra ist kein Panikhund.Sie hat authistische Züge.
    Ich denke, Du hättest Dich nach Kendra erkundigen sollen, bevor Du so ein Urteil fällst.
    Kendra macht weiterhin Fortschritte, ergo sind wir auf dem richtigen Weg.

    LG
    Margrit