Warum Kinder traumatisieren - die haben ja in der Regel noch ein Herz für Tiere.
Es darf nie die Entscheidung der Erwachsenen sein, dass Kinder eine Schlachtung sehen sollen. Bei mir war es meine Entscheidung. Ich habe nicht um Erlaubnis gefragt (in der Regel wurde ohnehin alles verboten, wenn man gefragt hat, also haben wir prinzipiell nicht gefragt). Wir sind einfach aufgetaucht, als es soweit war. Da wir bei den anderen fast genauso zu Hause waren, wie bei uns, wussten wir auch ganz genau was abgeht. Wir haben nicht gefragt, das brauchten wir nicht, um zu wissen, wann es soweit war. Für meinen Nachbarn war es so selbstverständlich, dass er nicht auf die Idee kam uns wegzuschicken (seine Kinder waren auch dabei). Wir waren neugierig, wir wollten wissen, wo unser Braten herkommt. Wir wollten immer alles wissen. Ok, wir haben gesehen, wie man Hühner und Hasen schlachtet und ausnimmt (das ist u.a. ein mords Gestank), ein Schwein oder eine Kuh sind da schon wesentlich mehr Gemetzel. Ich verstehe nicht, warum Kinder danach kein Herz für Tiere mehr haben sollen, für mich als Kind jedenfalls stand fest, dass wenn die Tiere schon sterben müssen, dann sollen sie es im Leben so schön wie möglich gehabt haben und der Tod soll so schmerzlos wie möglich sein. Aber vielleicht ist es etwas anderes, wenn man auf dem Land lebt, bzw. war es vor 30 Jahren. Da gehörten Tiere und deren Tod zum Leben. Auch Deckakte und Geburten gehörten dazu. Bei den Deckakten hat sich die betende Bevölkerungsschicht allerdings große Sorgen um unser Seelenheil gemacht (ja, so ändern sich die Zeiten). Heute ist das bei uns nicht mehr so. Niemand hat mehr Viehwirtschaft, selbst wer Hühner hält ist schon fast ein Aussenseiter. Tiere sind etwas absolut abstraktes geworden. Das Kalb kommt ohnehin nicht mehr durch den Stier in die Kuh, sondern durch den Tierarzt. Und NEIN, früher war nicht alles besser, auch unter den Bauern gab es Arschlöcher und Tierquäler. Ich habe für mich dann irgendwann beschlossen, dass ich meine Tiere nicht esse. Da ich fast jede freie Minute im Stall war, waren fast alle Tiere "meine" Tiere und ich habe all die Jahre kein Fleisch gegessen und mich deswegen oft und arg mit meiner Mutter gestritten, die mich für bescheuert erklärte. Wir hatten auch Haflinger, allerdings nicht für Touristen. Es war normal, dass die Hengstfohlen (und ab und zu auch ein Stutfohlen) in der eigenen Kühltruhe landen, sie hatten einen Status wie ein Kälbchen. Kälbchen sind übrigens genauso süß wie Fohlen und Lämmchen. Irgendwann hatten wir dann keine Nutztiere mehr und kauften unser Fleisch an der Theke.
Und bevor jetzt der ganz große Aufschrei kommt, ich spreche jetzt NICHT von EUCH! (Aber manchmal muss ich mich schon auch an die eigene Nase fassen und mich daran erinnern, nicht aus Bequemlichkeit etwas zu kaufen, was meines Erachtens ganz sicher ein Produkt von Tierquälerei ist. Bei den Molkereiprodukten versuche ich mich auf kleine regionale Molkereien zu beschränken.)
Mal ganz ehrlich, wenn wir von der breiten Masse der Marius-Protestierenden sprechen, interessiert es diese nicht die Bohne, wie das Schweineschnitzel in die zugeschweißte Styrophorverpackung kommt, hauptsache es kostet nix. Als Folge davon landen 40% des erzeugten Schweinefleisches im Müll. Denn die Theke muss immer und überall ein Überangebot haben. Fast die Hälfte der Schweine stirbt, ohne wirklich überhaupt einen Sinn, denn sie werden nicht mal gegessen. Und mit den Kindern geht man Sonntags in den Zoo, denn wir lieben Tiere so.
Hätte ich ein Kind, dann wäre ich nicht in den Zoo gegangen um dem Spektakel beizuwohnen, erstens: ich hab es nicht so mit Spektakeln (als Spektakel finde ich es geschmacklos, aber ich muss zugeben, dass es die Zoowirklichkeit widerspiegelt) und zweitens: Zoos sind ein Relikt aus dem vorletzten Jahrhundert, ich lehne sie ab. Bei uns war es was anderes, wenn wir zuschauen gingen. Alles war unaufregend, weil es Teil des täglichen Lebens war. Und wir hatten Tieren gegenüber wesentlich mehr Respekt, als viele Kinder heute, denen man ohne weitere Aufsicht und Erklärung ein Kaninchen schenkt, welches dann, auch aus Unwissen, mehr oder weniger gequält wird. Und dann muss Marius sterben, weil der grad zu viel war und der Löwe Hunger hatte. Und alle schreien auf. Der böse Direktor, Petitionen gehen raus und werden von tausenden Leuten unterschrieben, bei denen ein Liter Milch nur so wenig kosten darf wie möglich, sodass eine einigermaßen freundliche Haltung der überzüchteten und früh verbrauchten Tiere nicht möglich ist. Das Fleisch darf nichts kosten, dass die Tiere leiden ist egal, ich seh es ja nicht. Kühe werden in Pakistan auf grausamste Weise massakriert, um billigstes Leder zu produzieren, welches arme Menschen (auch Kinder) dann mit blosen Füßen in giftigsten Laugen stampfen. Schafe werden beim Scheren massakriert, ein totes Schaf ist billiger, als ein langsamer Arbeiter. Für das Pelzjäckelchen zieht man Tieren bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren. Aber Marius, nein Marius, das ist ganz was anderes. Der Direktor muss weg! Und wir gehen am Sonntag wieder in den Zoo. By the way, es werden auch überschüssige Raubtierbabies umgebracht...
Hier schrieb irgendwer, ob wir es gut finden würden, wenn Schlachthäuser Glaswände hätten. JA, FÄNDE ICH! Denn dann hätten sie kaum noch was zu tun! Den Metzger von nebenan, den gibt es doch kaum noch. Der kriegte seine Tiere von den lokalen Bauern. Die haben (zumindest hier) keine Tiere mehr, weil die inzwischen hauptsächlich aus riesen, billigst produzierenden Mastbetrieben stammen. Der Metzger im Dorf meiner Kindheit hat übrigens keinen Schlachtbetrieb mehr, weil er es satt hatte andauernd aufgrund neuer EU-Richtlinien umzubauen (Hausschlachtungen sind ohnehin verboten bzw. haben Auflagen ohne Ende, wegen der Hygiene... hahaha...) . Die Tiere hatte er ohnehin längst schon von außerhalb zugekauft. Wie es in den industriellen Schlachthäusern zugeht, wo im Akkord gearbeitet wird, das wissen wir. Und nicht nur wir, das wissen ALLE auch nicht so tierfreundlichen, erwachsenen Konsumenten, denn es kam x mal im Fernsehen, ist im Internet, in den Zeitungen... Und alle essen Fleisch in Unmengen. Aber nur Filet und Steak. Ist das Fleisch etwas von Sehnen durchzogen, wird es Hackfleisch. Der Rest ist Abfall und landet im Hundefutter. Leber und Niere kann man nicht mehr essen, weil von Mediamenten zerfressen, Herz iiih, das isst man nicht, Lunge, Milchdrüse, Hirn (inzwischen verboten, wg. BSE), Kalbskopf, Pansen (Kuttlsuppe oder Saure Suppe ist immer noch Leibspeise meines Vaters), Euter, ja sogar grünen Pansen hat man gegessen (nach sorgsamen Auswaschen, heute darf es der Metzger gar nicht mehr verkaufen). Heute ist das alles Abfall. Und dann höre ich, wegen meinem Hund stirbt kein Rind, im Hundefutter ist nur "Abfall". Hallooo? Wir sind Teil des Wahnsinns und der Industrie!
Nutztiere kann man "nutzen", ohne sie zu quälen! Auch wenn inzwischen viele Leute wohl glauben, dass man sie quälen muss (der Begriff Nutztier ist für mich beinahe schon ein Synonym für Tierqälerei). Oder sich in einem Atemzug darüber beklagen, dass Lebensmittel so teuer sind und Tiere gequält werden, während sie auf ihrem 750€ Fallobst-Smartphone, das jährlich gewechselt wird, weil das neue Modell viel toller ist, über den Bildschirm streicheln. Oder wenn ich höre, ich kauf jetzt Biofleisch, das kostet inzwischen auch fast nur mehr so wenig wie das andere. Ach neee? Schon mal drüber nachgedacht, weshalb das so sein könnte? Jeder kann sich von mir aus auch 10 Smartphones kaufen, aber soll sich bitte im Gegenzug nicht über Lebensmittelpreise aufregen!
Ich habe diese Doppelmoral so satt - auch wenn mich jetzt niemand mehr mag, das musste einfach raus...
Und bevor mir jetzt wer vorwirft, dass dann ruhig gemetzelt werden kann: ich bin gegen jede Form der Tierquälerei! Egal ob Nutztier oder Haustier. Und ich versuche diesen Gedanken in meinem Leben umzusetzen.