Schreck lass nach! Heike Westedt

  • Das erste Buch aus der Cumcane-Edition:

    Es ist mehr ein Heftchen, also Paperback, aber mit 100 Seiten umfangreich.

    Auffällig ist als erstes die sehr kleine Schrift und die dünnen Ränder. Es sollte wohl viel rein ins Buch, also hat man es auf den vorhandenen Seiten reingequetscht. Die kleine Schrift und die vollgeschriebenen Seiten machen das Lesen trotz der gelegentlichen Auflockerung durch Bilder schon schwer.

    Es wurde aber auch fast nichts ausgelassen. Den biologischen Grundlagen der Angst wurde zu Anfang ein umfangreiches Kapitel gewidmet. Angst und Stress mit ihren Symptomen und möglichen Ursachen werden ausführlich erläutert.

    Das Kapital Fallbeispiele ist recht kurz und knapp gehalten, ich konnte wenig Infos für mich daraus ziehen.

    Trainingsmethoden (Desensibilierung und Gegenkonditionierung, Social Work, Aufmerksamkeitssignal, Hingucken) und Trainingsplan ergänzen das Buch. Hier wurde alles kurz erläutert, aber mir fehlen die praktischen Ansätze zum Aufbau.

    Das Buch bietet viel Theorie und Grundlagenwissen. Aufgrund der Komplexität des Themas wird vieles aber nur angerissen und ich zumindest habe nach dem Buch nicht das Gefühl, danach mit dem Hund arbeiten zu können. Der schrittweise Aufbau von Übungen, die möglichen Fehler und der Umgang damit, irgendwie fehlt das.

    Dadurch, dass durchgeschrieben wurde, was die Autorin an Erkenntnissen zusammen getragen hat, fehlt irgendwie der rote Faden und das, was hängenbleibt. Man hat das Gefühl ganz viel gelesen zu haben, aber behält irgendwie nichts im Gedächtnis. Aus meiner Sicht muss man vieles mehrfach lesen und sich selber ein Konzept daraus erstellen, indem man von vorne nach hinten blättert und sich notiert, wie man das Training aufbaut, auf was man achtet, etc.

    Gut finde ich das Buch für Leute, die neu in der Thematik sind und gerne verstehen möchten, warum ihr Hund in bestimmten Situationen auf bestimmte Art und Weise reagiert und wie man ihm helfen kann. Das Buch hilft meines Erachtens, wenn man genau liest, Probleme im Vorfeld erst gar nicht entstehen zu lassen.

    Das ist ja eh der Faden, den ich für mich gelernt habe: Einen Hund nicht in Situationen bringen, in denen er überfordert ist. Nicht auf Fehlverhalten warten, sondern erwünschtes Verhalten belohnen.

    Das Buch kostet 17,95 € und bietet dafür wirklich viel Inhalt.

    LG Barbara

  • Das Buch habe ich hier auch. Als Trainingsanleitung habe ich es nicht gesehen, weil ich Training immer in Absprache mit Trainern gestalte. In dem Sinne finde ich es aber sehr hilfreich, um besser zu verstehen, warum man welche Trainingsmethoden in bestimmten Situationen einsetzt. Es erklärt meines Erachtens sehr gut, was in Stress-Situationen biologisch gesehen, im Hund abläuft. Sehr wichtig zu wissen, wenn man ein Training aufbauen möchte. Nach der Lektüre des Buches war mir z.B. viel klarer, warum in etwa der gleichen Situtaion ein Hund mal ansprechbarer ist und mal wieder nicht, oder wie vermeintliche Trainingsrückschritte entstehen. Inhaltlich und fachlich finde ich es einwandfrei.

    Der Schreibstil und die Gestaltung sind etwas gewöhnungsbedürftig. Das stimmt. Mit Brille war es dann ok. ;) Vielleicht sieht das ja mit der nächsten Auflage anders aus.

    Die beiden Rezensionen, die ich kenne, sind auch unterschiedlich:

    http://www.easy-dogs.net/home/blog/lite…nach_dumke.html

    http://markertraining.de/heike-westedt-…-und-verhalten/

    .Liebe Grüße, Marion

    [font='Lucida Sans, Monaco, Geneva, sans-serif'][b][i][color=#660066]"Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast."
    Antoine de Saint-Exupéry

  • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Fachwissen, warum und weshalb ein Hund sich so oder so verhält
    sehr gut und auch sehr wichtig ist, auch die Körpersprache des Hundes sollte man verstehen können,
    Aber was in all diesen Büchern fast nie oder zuwenig an Gewicht gegeben wird ist, dass man je länger man sich mit dem Hund befasst
    je besser kennt man ihn und je besser wird das Bauchgefühl für ihn und schlussendlich muss man dann feststellen
    dass all das Hintergrundwissen , Theorie und Lösungsansätze einem sehr geholfen hat, aber was wirklich dann den
    Weg in das harmonische Miteinander hauptbestimmt, ist auch das eigene Bauchgefühl und das Vertrauen, das durch die Beziehung und die Zeit miteinander gewachsen ist.
    Denn jeder Hund ist eine eigene Persönlichkeit hat seine eigene Vergangenheit seine eigenen Stärken und Schwächen,und diese kann man nur kennenlernen wenn man sich viel mit dem Hund beschäftigt, beobachtet , das Fachwissen benutzt und beachtet, aber die eigene Beziehung und das Bauchgefühl zum Hund nicht in den Schatten stellt.

  • Ich glaube nicht, dass irgend jemand, der sich ernsthaft mit Tieren befasst, Gefühle außer Acht lassen kann.

    Aber mit dem entsprechenden Hintergrundwissen, verwandeln sich z. B. Bauchgefühl-Interpretationen wie der Hund wäre frech, stur, eigensinnig, böse, dominant, wolle die Chefrolle übernehmen, etc. in die Erkenntnis, dass der Hund mit dieser oder jener Situation gar nicht umgehen KANN bzw. das erwünschte Verhalten gar nicht zeigen KANN. Und man muss überlegen, wie er das am besten lernen kann, wie ich ihm vermitteln kann, gewisse Verhaltensweisen (Leinenaggression z.B.) zu ändern. Wer in dieser Hinsicht effektiv arbeiten möchte, kommt ohne Fachwissen nicht wirklich weit.
    Und wenn ich mir entsprechendes Wissen aneignen möchte, interessiert mich persönlich eben viel mehr der Bereich Verhaltensbiologie anstatt irgendwelches Rudelführergedöns.

    Wir haben hier zwei Mädels mit niedriger Toleranzschwelle und der einen oder anderen Baustelle. Aggression war hier für kurze Zeit ein großes Thema. Deshalb bin ich an solchen Literaturhinweisen immer sehr interessiert.

    .Liebe Grüße, Marion

    [font='Lucida Sans, Monaco, Geneva, sans-serif'][b][i][color=#660066]"Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast."
    Antoine de Saint-Exupéry