Abgesehen von ihrem kaputten Körper war Spring ein junges, noch kein Jahr altes, versucht wildes Hundemädchen welches völlig wach im Kopf war. Sie war schlau...laut Frauchen sehr schlau, wunderschön, duldsam beim Waschen u. Pflegen, lebhaft und lernbegierig mit einem starken Schutztrieb ausgerüstet. Sie gierte nach allem Neuen und Unbekanntem...sie liebte ihren Garten...den Rasen unter ihrem Körper. Sie genoss es draußen zu sein u. saugte alles auf.
Sie klaute für ihr Leben gern den Katzen ihr Futter u. hatte ein Grinsen im Gesicht wenn sie etwas gemopst hatte, dabei erwischt wurde und dann Schimpfe bekam. Natürlich hatte Frauchen mit Absicht ein Leckerchen auf den Stuhl – für Spring erreichbar – gelegt, um sie beim Klauen zu erwischen, um mit ihr zu Schimpfen...nur um ihr Grinsen zu sehen.
Spring hatte schon in RO aufgrund ihrer Haltung Veränderungen/Schäden (s.o.) an Schultern, Vorderbeinen u. Wirbelsäule. Nachdem sie in D war veränderten/verschlimmerten sich diese Schäden noch weiter. Ich versuche es mal mit meinen Worten zu erklären:
In RO hielt sie sich die meiste Zeit in einem beengten Zimmer mit mehreren Hunden auf. Sie bewegte sich so wie sie konnte u. Platz hatte. In D war auf einmal Platz u. da gab es viel zu sehen, kennenzulernen, aber vor allem viel Platz. Sie hat sich nat. mehr bewegt...wie gesagt, sie war gierig nach dem Leben. Aber das hatte auch die Folge der Mehrbelastung auf den Vorderkörper bzw. den ganzen Körper.
Sie saß „immer“ auf der rechten Pobacke, Beine u. Rute waren immer nach links ausgestreckt/ausgerichtet. Die Wirbelsäule vom Po bis zum Nacken gingen in einem (man kann schon sagen) leichten S-Bogen zum Kopf, die Schulter, Vorderbeine u. Nacken waren nach rechts gedreht. Von hinten konnte man im Sitzen von einem S reden. Dazu kam noch...Spring hatte nochmal einen Schuss gemacht...sie war über 70 cm groß. Bei der Länge ihrer (leider nutzlosen) Hinterbeine konnte man schon von einem Meter sprechen.
So gierig wie Spring alles aufsaugte u. je mehr sie erkunden konnte umso mehr wollte sie erkunden u. erleben. Ja...das wollte ihr Herz und ihr Kopf. Aber leider machte es ihr kaputter Körper nicht mit...nicht auf Dauer. Es gab keine Aussicht darauf je in einem Rolli die Welt zu erkunden. Dafür war es zu spät. Zu sehr war alles verwachsen u. verdreht. Ihre Vorderläufe hätten ihr Gewicht auf Dauer nicht ohne weitere Schäden tragen können. Von stützenden Orthesen wurde abgeraten...damit hätten die instabilen Schultern (bei der für Spring natürlichen Körperhaltung, in einem Rolli aber eine für sie unnatürliche Haltung) weitere Schäden weitergehend zu Nacken u. Wirbelsäule ausgelöst. Dazu kam ein erhöhtes Schmerzempfinden. Spring war ja nie querschnittsgelähmt und auch nie schmerz/gefühllos. Sie muss in der Zeit in RO einen ernorm hohen Schmerzpegel erreicht haben. Jedenfalls verstärkten sich ihre Schmerzen...jedes Hochheben u. Saubermachen/Abbrausen/Abtrocknen verursachte ihr mit der Zeit mehr Schmerzen und Unbehagen. Trotz alledem war sie immer lieb u. folgsam...sie half ihrem Frauchen sogar beim Aufheben. Weitergehend wurde auch das Fortbewegen/robben schwerer u. schmerzvoller für sie.
Nach wie vor – Kopf u. Herz wollten – war Spring begierig auf alles, z.B. zum Spielen mit den Katzen. Aber immer mehr u. immer öfter verharrte sie schwerfällig u. konnte den Katzen nur sehnsüchtig hinterher schauen. Sie versuchte es nicht mehr...sie versuchte nicht mehr aus dem Fenster zu schauen um zu sehen warum da eine Autotüre geschlagen hatte. Sie schaute nur noch sehnsuchtsvoll...schaute ihrem Frauchen fragend u. bittend hinterher wenn sie das Haus verlies.
Ja...ihr körperlicher Zustand hatte sich verschlechtert je mehr sie zu leben begann. Die Schmerzen nahmen zu und auch in ihrem Kopf hatte es Klick gemacht. Ich weiß nicht wie ich es erklären soll...ihr Frauchen konnte es...sie machte nicht nur einen schmerzleidenden Eindruck sondern auch einen resignierten Eindruck. Sie verstand immer mehr was ihr durch ihren Körper verwehrt wurde.
Das alles u. noch so vieles mehr...der verschlechterte Zustand ihrer Gesundheit/ihres Körpers, die vermehrten Schmerzen, die Aussicht Spring´s Herzenswünsche (Rolli etc.) nie erfüllen zu können...irreparabel...eingesperrt im Haus vor allem im Winter wo Spring auch der Garten verwehrt blieb, die ersichtlich beginnende Resignation, das Begreifen Spring´s haben Andrea dazu bewogen sie von ihrem Leid zu erlösen. Und diesen Entschluss hat sie sich nicht leicht gemacht und auch nicht leichten Herzens ausgeführt. Ich zitiere ihren letzten Satz: „Ich liebe Spring und kann ihr Leid nicht mehr verantworten!“
Ich bin froh nicht vor dieser Entscheidung gestanden zu haben, möchte es auch nie sein.
Es ist nochmal etwas Anderes einem jungem Hund das Leben zu nehmen, eben weil es nicht mehr lebenswert u. von Schmerzen behaftet ist. Einem jungen Hund der eigentlich nie die Chance zu leben bekam, daran geschnüffelt hat u. dann mit noch mehr Leidensdruck behaftet wurde.
Ich weiß nicht bei welchen Ärzten/Kliniken Andrea mit Spring war, ich war auch nicht 24 Stunden täglich bei ihr um all das mit anzusehen. Ich kenne jedoch ihre Ausführungen, ihre Erzählungen...Erzählungen Anderer wie z.B. des Spenders welcher mehrfach bei Spring zu Besuch war. Auch er war verliebt in Spring...aber er fragte sich immer wieder wie es weiter gehen sollte...ohne Aussicht auf ein Ziel.
Ich persönlich denke, dass sich kein aussenstehender Mensch ein Urteil über diese Entscheidung erlauben kann. Keiner hat Spring hier in D erlebt. Ein jeder oder auch ich mögen vielleicht einiges anders gemacht haben, wer weiß...aber ich akzeptiere ihre Entscheidung und würde ihr nichts Schlechtes wie z.B. eine Ruckzuck-Euthanisierung ohne Hintergrund unterstellen.
Wenn ich vom unheilbarem Leid u. Diagnostik von Ärzten meines Vertrauens überzeugt wäre würde ich meinen Hund, meinen Freund, erlösen. Und daran würde mich auch kein Mensch oder Verein hindern können. Geschweige denn würde ich noch auf Wunsch des Vereins zig Tierärzte konsultieren.
Fakt ist...Spring war eine sehr kranke Hündin die schon viel Leid erfahren hat. Jeder Arzt hätte an ihr viel Geld verdienen können...auf Kosten von Spring. Auch wenn es sich hartherzig anhört – so ist es jedoch nicht gemeint, vielleicht wäre Spring besser in RO eingeschlafen.
Andrea sieht es anders...sie ist froh Spring bei sich gehabt zu haben u. ist sich sicher das Spring wundervolle 6 Wochen bei Ihr hatte.
Der letzte Teil des Textes mag sich jetzt für den ein oder anderen vermenschlicht anhören u. es mag auch der Verdacht aufkommen, dass Spring aus diesen Gründen eingeschläfert wurde...aber dem ist nicht so. Ich zitiere mal hier aus diesem Thread:
Das, was mein Tier mir zeigt/sagt/mitteilt etc. ist doch auch wichtig!!!
Ist jetzt ein bißchen lang geworden...aber ich hoffe, dass nun einige Zweifel ausgeräumt sind.