- Offizieller Beitrag
ZitatAlles anzeigenHallo zusammen!
Ich verfolge seit Wochen interessiert das Thema um die Vielzahl der entlaufenen Hunde und die sich daraus ergebende Diskussion, in wie weit die vermittelnden Organisationen und die Kontrolleure die Adoptanten auf ihr neues Familienmitglied (und die Probleme die es mitbringen kann) vorbereiten sollten/müssen.
Ich bin selbst seit über 9 Jahren Kontrolleur, habe 4 Jahre für ein deutsches Tierheim gearbeitet und seit 2005 besuche ich Interessenten von ausländischen Organisationen, die sich zur Aufnahme einer Notnase entschlossen haben. Ich bin keinem Verein zugehörig – arbeite also „freiberuflich“ und habe in den vergangenen Jahren für diverse Auslandsorgas arbeiten dürfen.
Ich möchte die Problematik mal aus Sicht eines Kontrolleures schildern, weil ich festgestellt habe, das sich der Tierschutz in den letzen Jahren doch sehr verändert hat.
Es war früher so, das ein VKler dazu da war, im potentiell neuen Zuhause des Hundes/der Katze/des Kleintieres zu prüfen, ob die Angaben die vorher bei dem jeweiligen Vermittler seitens der Interessenten gemacht wurden, auch zutreffen. Punkt und Ende! Im Vorfeld wurde nämlich schon alles Weitere besprochen und wichtige Informationen die Adoption betreffend hatten die Adoptanten erhalten.
Das ist heute nicht mehr so. Ob „leider“ oder „zum Glück“ sei mal dahingestellt!
Ich habe gemerkt, das man als VKler heutzutage mehr sein muss, als jemand der die Leute in ihrem Zuhause „kontrolliert“ und schaut, ob auch alles so ist, wie angegeben. Heute bist du das Aushängeschild; weil du der erste Mensch aus Fleisch und Blut bist, den die Interessenten in Verbindung mit der Orga zu Gesicht bekommen – du bist quasi ein „Vertreter einer Firma“ der die Leute besucht und ihnen alles Wissenswerte über den Verlauf der Adoption und auch über das Danach erklärt.
Es ist nicht mehr so, das du nur ein halbes Stündchen bei den Adoptanten verbringst und quasi nur noch pro forma vor dem Abschluss der Verträge deinen Besuch machst. Du bist oft Berater, Hunde-, Katzen- oder Kleintierverhaltensexperte und auch Menschenpsychologe. Du musst rausfinden, ob die Menschen auch zu dem Tier passen, auf das sie sich beworben haben und, ob sie sich denn auch richtig vorbereitet haben und wissen, worauf sie sich einlassen.
Teilweise gar nicht so leicht und für jemanden der Kontrollen nur ab und zu macht, vielleicht auch eine Spur zu heftig!
Ich musste in den letzten Jahren leider feststellen, dass einige Organisationen den Interessenten vor der Kontrolle so gut wie keine Beratung haben zukommen lassen. Was im Umkehrschluss auch bedeutet, dass die Orgas fast nichts von den Leuten wissen… Man fragt sich als VKler dann schon mal, warum man den Besuch eigentlich macht --- durch das ein oder andere Gespräch im Vorfeld hätte die Orga merken müssen, das die Interessenten gänzlich ungeeignet sind.
Ich weiß nicht, woran es liegt aber der Informationsfluss scheint so langsam ins Stocken zugeraten. Bei den meisten meiner Besuche (und das sind oft mehrere in der Woche) muss ich feststellen, das die Interessenten weder über das Leben der Tiere im Ursprungsland informiert wurden, dementsprechend auch nicht über mögliche Traumatas und dadurch entstehende Verhaltensänderungen, noch über die Art der Anreise (Flugzeug oder Autotransport), nicht über das Landeshundegesetz (20/40-Hunde), nicht über eine zwingend vorzulegende Vermietererklärung, nicht über TASSO und das das Tier dort angemeldet werden muss, nicht über den Microchip im Allgemeinen, nicht über Mittelmeerkrankheiten, nicht über den Inhalt von Schutzverträgen und auch nicht über spezifische Rassemerkmale der Tiere wie z.B. Podi´s, Border Collies oder sonstige Rassen, die einiger Erfahrung bedürfen. Und natürlich nicht über das Thema „Ableinen“, das jetzt ja so heiss diskutiert wird. Ich habe bisher wie ich gestehen muss auch immer gedacht, dass es ausreicht die Leute einmal explizit darauf hinzuweisen; bin aber jetzt doch eines Besseren belehrt worden und werde dies für meine zukünftige Vermittlungsarbeit mitnehmen.
Ich weiß, das ich mir mit dieser Mail nicht nur Freunde machen werde, aber ich muss das jetzt einfach mal loswerden!
Schließlich ist man als Kontrolleur auch ehrenamtlich unterwegs, d.h. man gibt seine Zeit und (logischerweise) auch sein Geld um den Orgas mit der Kontrolle zu helfen. Ich finde, da könnte manchmal schon ein bischen mehr Entgegenkommen drin sein! Die Organisationen möchten ja mithilfe des VKler auch das beste Zuhause für ihre Schützlinge finden.
Das betrifft in meinem Fall nicht alle Organisationen, aber es sind doch immer wieder welche dabei bei denen man das Gefühl hat, das sie diese wichtigen Dinge lieber den Kontrolleuren überlassen.
Ich persönlich habe kein Problem damit, die Interessenten über den Ablauf der Auslandsvermittlung und möglicherweise entstehende Probleme aufzuklären. Das hat sich halt im Laufe der Zeit so „eingeschlichen“, ich habe viel gelernt, kann auch viel weitergeben und mittlerweile ist es auch okay und gehört zu meiner Tierschutzarbeit. Aber man sollte als Orga nicht blind darauf vertrauen, das sich jeder (externe!) VKler intensiv mit dem Drumherum auseinandersetzt und jede Frage der Adoptanten beantworten kann.
Ich würde mir wünschen, das die Organisationen den Leuten im Vorfeld mehr über die Adoption eines Tieres aus dem Ausland erzählen und sich selbst schon mal ein gutes Bild von den Menschen machen, die sich für einen ihrer Schützlinge beworben haben. Information ist Sache der Orgas – der VKler kann da nur noch unterstützend mitwirken!
Des Weiteren wäre es toll, wenn auch der VKler ein bischen was über die Vermittlungspraktiken der Vereine erfahren würde. Das könnte man dann nämlich bei den Vorgesprächen direkt weitergeben, sodenn die Interessenten es noch nicht gesagt bekommen haben (z.B. kommen die Tiere auch aus Tötungsstationen oder hat man überwiegend Schützlinge die in Tierheimen oder privaten PS untergebracht sind? Wie reisen die Tiere üblicherweise an (also eher Auto oder doch auch Flugzeug) und wo können die Besitzer sie dann abholen (Flughäfen oder Übergabepunkte z.B. an der Autobahn)? Sind die Tiere gechipt, geimpft, entwurmt und entfloht (ist ja meist die Regel) und auf Mittelmeerkrankheiten (sofern die Hunde alt genug sind) oder bei Katzen auch Tests auf FIP/FIV/FeLV getestet? Oder müssen die Besitzer das nachholen und dann Bescheid geben? Müssen/sollen die Tiere nach der Vermittlung kastriert werden (obwohl man das ja rein rechtlich keinem generell vorschreiben kann) und braucht die Orga darüber einen Nachweis? Meldet die Orga bei TASSO an bzw. um oder müssen die neuen Besitzer das selbst machen? Gibt es eine Probezeit bis zur endgültigen Vermittlung oder behält sich die Orga vielleicht sogar lebenslang das Eigentumsrecht am Tier vor? Was passiert mit Rückläufern (zurück ins Ursprungsland oder PS in Deutschland)? Macht man Nachbesuche oder entfällt das wenn sich die Besitzer regelmässig bei den Orgas melden? Und so weiter… )
Vielleicht ändert sich ja zukünftig ein bischen was in Sachen Information???
Zu hoffen wäre es!
In diesem Sinne euch weiterhin viel Erfolg bei eurer Arbeit
Tina Franzgrote
TTP Tierschutz – Tierhilfe
http://www.TTP-Tierschutz-Tierhilfe.de.ms
ttp@online.ms
Quelle: VerteilerMail vom 10.03.2010
Eingestellt mit freundlicher Genehmigung von Tina. Danke.