Manchmal kann ich Cassie wirklich nicht verstehen. Es ist ja immer nicht so einfach, aber wieso sich Cassie am Freitag in so eine schlimme Situation gebracht hat, ist nicht nachvollziehbar.
Ich hatte abends die Wäsche abgenommen, Cassie kam mit raus und blieb auch dort, die Terrassentür stand ja eh auf bei dem schönen Wetter. Ich war dabei die Wäsche zusammen zu legen, da hörte ich Cassie bellen. Kein Grund zur Sorge, das macht sie häufiger. Sie verbellt ja gerne andere Hunde und da sie nur noch schemenhaft sehen kann, sieht sie viel mehr andere Hunde als ich. Das ist natürlich der Nachbarshund, aber auch Schaf und Ziege und die Pferde auf der Nachbarwiese oder auch einfach irgendwas. Aber wenige Sekunden später wurde das Bellen hysterisch und ging dann in ein Schreien über. Ich bin natürlich gleich raus gelaufen, aber Cassie war weg. Das Schreien kam aus einen nicht existierenden Spalt zwischen Drahtzaun und Geräteschuppen. Den Schuppen haben wir damals in eine Zaunecke gebaut und um den Schuppen ist alles dicht von Brennnesseln und Brombeeren zugewuchert. Gottseidank war Cassie schon wieder am Ausgang, sie muß sich im engen zugewachsenen Spalt umgedreht haben, denn das ist ja eine Sackgasse und kam dann aus dem Unkraut schon wieder herausgekrabbelt. Gottseidank, ich hätte nicht gewußt, wie ich sie da wieder herausbekommen könnte.
Sie war völlig fertig, zitterte am ganzen Körper und wimmerte. Als ich gesehen habe, daß ihre Augen tränten, habe ich sie mir geschnappt und bin zu einem TA gefahren, der bis 19 Uhr offen hat und war fünf vor Schluß da. Cassie kann auf einem Auge gar nichts sehen, es muß mal verletzt gewesen sein, und bei dem anderen Auge ist die Linse trüb. Ich hatte große Angst, daß sie sich das letzte Auge verletzt hat, aber eine Einfärbung hat gezeigt, daß nichts passiert ist. Aber vermutlich ist sie mit offenem Auge an die Brennnesseln gekommen. Cassie war total fertig, hatte Fieber und hat nur leise gewimmert, als sie die Spritze bekommen hat. Die Tierärztin hat dazu geraten, Cassie noch gut zu waschen, um alles, was den Juckreiz von den Brennnesseln noch verstärkt, weg zu bekommen. Cassie hatte inzwischen schon wieder längeres Fell bekommen, aber da sie sich immer noch nicht dazu durchringen kann, Berührungen gut zu finden, habe ich das Bürsten noch weg gelassen, Plan war sie im Sommer einfach kurz scheren zu lassen und dann mit vorsichtigem Bürsten anzufangen. Sie hatte also schon mehrere Verfilzungen im Fell, die sich natürlich nicht so einfach waschen lassen. Also habe ich kurzerhand meine Schermaschine geschnappt und habe im Schnellverfahren das Gröbste heruntergeschnitten. Cassie sieht jetzt aus, als hätte sich ein Kleinkind an ihr vergangen. Aber dafür konnte ich sie gut waschen und erst danach kam sie zur Ruhe und ist endlich eingeschlafen.
Am nächsten Tag waren wir wieder beim Tierarzt. Auch wenn keine Verletzung zu sehen war, das "gesunde" Auge tränte stark und die Rötungen am Bauch waren auch nicht wirklich besser geworden. Außerdem ging es ihr einfach schlecht, sie stand lange Zeit einfach so in der Gegend rum, das ist total untypisch für sie. Cassie hat sonst immer was wichtiges vor. Zügig, mit erhobenem Kopf und hoher Schwanzhaltung, eilt sie von einem Termin zum nächsten: was trinken, dabei den Futternapf kontrollieren, Körbchen wechseln (es darf ja keines vernachlässigt werden), den bösen Hund im Spiegelschrank anbellen, in den Garten gehen, nachsehen, ob die Küchentür nicht doch offen steht, aus der Terrassentür schauen oder auch mal was nicht so wichtiges: Frauchen suchen. Aber einfach so rumstehen und Löcher in die Luft starren, das ist nicht ladylike. Sie ist nochmal medikamentös versorgt worden, diesmal hat sie bei der Spritze laut protestiert, und heute kann ich sagen, daß es ihr annähernd wieder gut geht.
Aber wieso sie da überhaupt reingekrabbelt ist, ist mir absolut schleierhaft. Sie mußte schon durch Brennesseln durch, um da überhaupt hin zu kommen - das tut doch weh!