Die Methoden sind wirklich ein einziges NO-Go...
Aber ich glaube, man muss das irgendwo auch ein bisschen differenzierter sehen. Alles ist auch beim Milan nicht schlecht, gerade die Ansätze (ich schreibe bewusst Ansätze, denn wenn ich dann die Umsetzung in Form von "Winzhund zieht einen Menschen, die Leine am HB befestigt" sehe dann kriege ich Schnappatmung bis hin zu ) bezüglich Auslastung und Bewegung sind ja doch allgemein anerkannt und in fast jeder moderneren Trainingsphilosophie zu finden. Und ich muss mich auch selbst immer wieder zwingen, das vor dem "amerikanischen Hintergrund" zu sehen und eben nicht mit der Situation und den Möglichkeiten hier zu vergleichen.
In den USA gibt es nun mal die Probleme Overpopulation, Streunerproblematik in teilweise megaextremen Ausmaßen und dazu noch Statistiken, die die Euthanasierung von Rund 60% aller Hunde, die in public shelters kommen, aufzeigen- dazu mit Wartefristen von zum Teil gerade mal 7 Tagen. Nicht selten sind die Einstufungen für die Gefährlichkeit von Hunden in machen Regionen so derbe an der Realität vorbei und eine Einziehung findet oft schneller statt, als der Halter überhaupt gucken, geschweige denn Abhilfe schaffen kann. Oder auch die Auflagen für Halter...vom County Los Angeles gibt es z.B. die Anordnung bzw. Empfehlung (nicht jede Stadt übernimmt den sog. Title 10 komplett oder komplett in der vorgegebenen Fom), Ruhestörungen durch Hundegebell mit einer Buße bis zu 1000 $ und/oder bis zu 6 Monaten im Gefängnis zu bestrafen. Es erklärt irgendwie schon ein Stück weit, warum da bei einem Milan solche Hau-Ruck-Methoden zum Einsatz kommen. Wenn dann da noch Leute sitzen, die sich einen Hund angeschafft haben, ohne sich vorher auch nur ein ganz kleines Bisschen zu informieren, dann kann ich mir durchaus vorstellen, dass einige der Milan-Hunde ohne die invasiven Schnell-Maßnahmen kurze Zeit später gehimmelt worden wären.
Es rechtfertigt die Methoden selbstverständlich nicht. Die sind und bleiben einfach daneben, gerade dieses Gekloppe und Gezerre, die Stachel- und Würgehbs, das physische wie auch v.a. psychische Einwirken bis zur Erschöpfung, etc. sind einfach nur zum Abgewöhnen. Aber die Zeit, die es für positive Bestärkung und Co. + die Langzeittrainingseffekte bräuchte, gibt es gerade auch in der Ecke LA und Umgebung oft schon "von oben" einfach nicht, wenn ein Problemfall erst mal bekannt wird. Das eigentliche Problem liegt genau genommen gar nicht sooo sehr an solchen Leuten wie dem Milan, sondern viel mehr noch an den Leuten, die es zulassen, dass solche Maßnahmen "nötig" sind. Zum einen die oft so selten unbedarften Halter und zum anderen auch die Allgemeinheit, die durch Ignoranz und was auch immer zu der ganzen Problematik im Hintergrund beiträgt. Armselig ist da irgendwie der komplette Gesamtzusammenhang, denn da werden letztlich Tiere gebrochen, um sie vor einer Euthanasierung zu schützen. Das hat beides absolut gar nichts mit einem erfüllten Hundeleben zu tun. Für mich wäre beides keine Option...aber das sagt sich vielleicht auch leicht, wenn man wie ich a) noch nie mit einem wirklich hoffnungslosen Fall zu tun hatte und b) die (oft sehr lange wegsehenden) Behörden und vergleichsweise milden Regelungen hierzulande gewohnt ist.
Mir tun diese armen Hunde einfach nur unendlich leid...