Box 92, MELBA: ängstliche Maus (PS gefunden)

  • Eine hübsche Maus.. :wuub: :wuub:

    Tierliebe Grüße, Anita
    Man kann auch ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht. (Heinz Rühmann)

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  • PSV?

    Ja, so ist es wohl.

    Nach vier Monaten sind wir sicher, dass Melba angekommen ist und bleiben sollte. Unser Lebensrhythmus ist ganz selbstverständlich zu dem ihrem geworden. Aus dem nervösen Tippsel ist ein fröhliches Hundemädchen geworden.
    Jeden Tag hat sie für sich ein Stück Welt neu entdeckt und die Angst davor verloren. Anfangs meterweise von Zimmer zu Zimmer, tippeltippeltippel vor- tippeltippeltippel zurück – tippeltippeltippel vor.

    Angst vor parkenden Autos, Angst vor fahrenden Autos, Angst vor Fahrrädern, Angst vor Strassenbahnen und LKW’s (arbeiten wir noch dran), Angst vor dem Hundeplatz, Angst vor unserem Garten (O-Ton Nachbar: habt ihr wieder so was ängstliches? *augenroll*), Angst vor fremden Leuten, Angst vor Joggern- alles hat sie bewältigt.

    Mit Hundespielzeug kann sie immer noch nichts anfangen, es hemmt sie. Aber dafür hat sie jetzt fünf bis sechs Baldrianmäuse in der Wohnung verteilt. Auch gebrauchte Taschentücher können sie begeistern. Da wird sie auch draußen gelegentlich zum Clown. Das sie gelegentlich auch Teile davon frisst, okay- wenn es gefällt!
    Sie ist leinenführig, kommt geradezu in rasendem Tempo angeschossen auf Rückruf, setzt sich gerne auf Kommando, kennt Strasse als Haltsignal. In der Wohnung ist sie ruhig, bleibt mit den Mädels gut allein, nur sehr selten gibt es nochmal Probleme untereinander.

    Sie probiert Sachen aus. Vor einer Woche hatte sie die Taktik probiert, einmal in ihren Napf zu hapsen, dann schnell bei Lunchen mitessen (die kennt da kaum Ressourcenverteidigung) und wenn der Napf leer ist, schnell den eigenen Napf leeren. Also stand ich zweimal als Mauer dazwischen, damit die Taktik wieder aufgegeben wird.

    Anfangs hatte sie Angst vor Metallnäpfen, nur aus der Hand hat sie Futter genommen, dann aus dem Plastiknapf. Jetzt frisst sie aus dem Metallnapf, wenn wir genug Abstand halten. Obwohl sie ganz aufgeregt ist und sooo gerne frisst, weicht sie immer noch zurück, wenn der Napf in der Hand näher kommt und man sich dem Napf beim Fressen nähert. Aber auch da wird sie immer sicherer. Am Fahrrad läuft sie gerne in flotttem Trab mit, auch wenn sie anfangs immer noch etwas vor dem Rad scheut.

    Sie orientiert sich gerne an den Mädels und zeigt draußen gerne Spielaufforderungen ihnen gegenüber, die auch immer öfter angenommen werden. Es wächst zusammen und wird harmonisch. Unsere Gassigängerin (eigentlich hat sie kein Faible für Hunde) hat ihre Entwicklung miterlebt und alle Schwierigkeiten mit gemeistert (incl. anfangs unter strikter Anleitung Gassi mit dreifacher Sicherung und häufiger Überforderung) und irgendwann zu uns gesagt: „Die dürft aber nicht mehr abgeben“. Wir möchten ihre Entwicklung weiter mit erleben und ihr in schwierigen Situationen helfen, weil sie uns das Vertrauen dazu gibt.

    Okay, sie hat Fehler:
    Sie ist ein Knirps, nichts propperes, sondern zierlich und apart
    Sie ist kein Schäferhundmischling
    Sie ist keine Wasserratte
    Sie ist kein Hingucker- auf den ersten Blick

    Aber sie ist hier Zuhause!

    LG Barbara

  • PSV ist immer gut!!!! :oi:

    Gratuliere zum Familienzuwachs!

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  • Jaaaaa genau so ist es....

    Wenn man merkt, wie gerade die Angstnasen Vertrauen zu einem aufbauen... kann man ihnen ja eigentlich nicht in den "Hintern treten" :)

    Aber ich muß mich doch mal bei FiN beschweren, gebt mal weniger Virus infizierte Hunde auf eure PS, das geht ja so gar nicht... ,-)

    Nadine

    Die Grausamkeit gegen Tiere und auch die
    Teilnahmslosigkeit gegenüber ihrem Leiden ist eine der schwersten Sünden
    des Menschen. Wenn der Mensch so viel Leiden schafft, welches Recht hat
    er dann sich zu beklagen, wenn er selbst leidet?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Okay, sie hat Fehler:
    Sie ist ein Knirps, nichts propperes, sondern zierlich und apart
    Sie ist kein Schäferhundmischling
    Sie ist keine Wasserratte
    Sie ist kein Hingucker- auf den ersten Blick

    Aber sie ist hier Zuhause!


    Das hier trieb mir die Tränen in den Augen..

    So nach dem Motto "einfach kann Jeder...", habt ihr, Barbara, euch BEWUSST für diese Hündin entschieden, wohlwissend dass es nicht einfach wird.

    Hut ab, sage ich nur. :bluemchen:

    Wir freuen uns sehr für Melba und wünschen euch noch viele Jahre zusammen!

    Danke Barbara!

    Oberchaotin Doina


    "Mitten im Winter habe ich schließlich gelernt,
    daß es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt"
    (Camus)

    Das Chaos will anerkannt, will gelebt sein
    ehe es sich
    in eine neue Ordnung bringen lässt.

    Hermann Hesse

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  • Anderthalb Jahre lebt die optische Täuschung bei uns.

    Sie ist immer noch ängstlich und sie wird es bleiben.

    Das Rehlein sucht stets Deckung, wenn irgendetwas sie verschreckt. Husch- ist sie weg- buddelt sich, wenn möglich noch ne kleine Höhle und ist kaum mehr zu sehen. Sie flieht aber nie in Panik kopflos, sondern geht nur in Deckung und dann aus sicherer Entfernung alles zu beobachten. Das macht ihre Angst gut händelbar.

    Sie kann ne rumänische Kackbratze sein, unserem Hasenfuss die Zähne zeigen und tief angrummeln, wenn sie auf ihre bevorzugten Plätze legen will. Das „das ist mein Bett, verpiss dich!“ deeskalieren wir und erreichen dann auch, dass in unserem Bett auch zwei Hunde Platz finden.

    Wenn sie was zu fressen hat und man ihr zu nahe kommt, kriegen auch Menschen ihre Zähne zu sehen und dürfen die gesamte Palette des Drohverhaltens bewundern. Das können auch schon mal leere Haselnusschalen sein, die man einsammeln will. Einmal hat sie ein totes Kaninchen gefunden. Da sie es nicht abgeben wollte/ konnte und ihre Drohungen ob des vollen Mundes noch beeindruckend waren, durfte sie ca. 15 Minuten mit der Beute im Maul an der Leine neben uns her traben, bis ihre Beute dann doch eher zur Last wurde und sie es ausspuckte. Die Leckerchenparty lies sie dann auch schnell vergessen, dass man das toteTier wieder aufnehmen könnte. Das Tier bekam eine grobe Beerdigung und wir konnten entspannt weiter gehen ohne weiterhin irritiert guckenden Sonntagsspaziergängern zu begegnen.

    Sie spielt sehr wenig, anfangs nur mit Papiertaschentüchern und zerfetzte sie mit Freude. Draußen fing sie dann allmählich an mit bleistiftrestgroßen Stöckchen zu spielen. Die Stöckchen wurden immer größer und haben mittlerweile ein angemessenes Format, das sie auch als solche erkennbar macht. Auch Socken findet sie toll, Sockenpaare werden perfekt zu Einzelsocken. Ein mit Quietschie gefülltes Spielzeug fand sie toll zum drauf rumkauen, schleudern und wegwerfen, bis sie einmal so fest drauf biss, dass das Quietschie ausgelöst wurde. Fluchtartig wurde nach kurzer Starre der Raum gewechselt und sie rührte sich bestimmt ne halbe Stunde nicht mehr. Das Spielzeug findet nun kein Interesse mehr.

    Vor Bällen und fliegenden Gegenständen hat sie fast panische Angst: Kinder mit Fussbällen, Hundehalter mit Ballschleudern und auch nur rollende Bälle gehen gar nicht. Leckerchenwerfen wird mit Flucht kommentiert.
    Eine extra mit wohlschmeckenden Leckerchen gefüllte leere Küchenpapierpapprolle lässt sie erstarren. Ich wollte ihr eine Freude machen und sie hat sich nicht mehr getraut, sich zu rühren. Ich habe sie damit alleine gelassen, weil ich dachte, ich wäre das Problem, aber sie lag immer noch ganz steif daneben, als ich nochmal nach ihr geguckt hat. Nicht mal die Nase hat sie in die Richtung gehalten. Okay, das geht halt nicht, ebenso wenig wie Intelligenzspielzeuge.

    Überhaupt konnte sie anfangs nicht aus dem Napf fressen, Angst! Aus der Hand ging es, dann allmählich auch Plastik, jetzt sind wir bei Keramik angekommen. Metall geht gar nicht. Wenn ich mit dem Napf komme, tritt sie den Rückzug an. Ich muss weggehen, damit sie fressen kann, obwohl sie zugleich total aufgeregt und hungrig ist. Auch beim Gutenachtschmankerl läuft sie weg, man muss es ihr vorsichtig hinlegen und weggehen, damit sie es nimmt. Normale Leckerchen aus der Hand sind dagegen beliebt und gar kein Problem.

    Nachdem sie eine Zeitlang abends nicht mehr zum Pippi Machen vor dem Schlafen gehen in den Garten wollte, geht das nun wieder gut. Sie hatte vor etwas Angst, aber ich habe den Auslöser nicht mit bekommen. Momentan ist es wieder anders. Etwas vor der Tür oder drinnen hat sie so geängstigt, dass sie vor der Tür abdreht und sich in den Garten verzieht. Erst nach ein paar Mal Rufen und ein bis zwei Runden ums Haus, kommt sie dann rein. Auch hier kenne ich den Auslöser nicht. Wenn ich rechtzeitig rufe, bevor sie abdreht, bleibt sie da und geht auch normal mit rein.

    Mit unserer Gassigängerin haben wir uns darauf geeinigt, dass Melba morgens ihr Geschirr anbehält. Denn auch sie durfte schon ihre Zähnchen bewundern, wenn das Melbchen mittags nicht mit raus wollte. Da es aber kein Problem ist, die Leine ans Geschirr zu machen und Madame dann auch sofort mitkommt ohne das man ziehen oder sonstwie einwirken muss, machen wir es halt so stressfrei für alle. Bei uns hatte sie anfangs Angst vor schlurfenden Schritten und Dreck ausklopfen der Schuhe. Das hatten wir eigentlich schnell im Griff, so dass es sie nicht mehr interessierte. Dass sie es nicht generalisiert hat, erzählte uns dann kürzlich unsere Gassigängerin. Ihr Mann war mit gegangen zur Mittagsrunde und hatte einen deutlich schlurfenden Gang. Melba hat dann ständig versucht, sich ins Gebüsch zu drücken.

    Überhaupt ist sie kein Hund, der zu viel Aktivität neigt. Morgens muss man sie mehrfach bitten, bis sie sich bequemt , mit rauszugehen. Da wird weggeguckt, mehrmals der Liegeplatz gewechselt, sich einfach eingerollt und nur mühselig nach mehrfachem Streck der erste Gang eingelegt. Nachmittags freut sie sich aber auf die große Runde und springt auch schon mal übermutig an einem hoch.

    Manchmal, wenn sie z. B. Dobermann Wotan anraunzt oder im Schrebergarten am Zaun vorbeigehende Hunde ankläfft, nennen wir sie unser „bißchen Schäferhund“. Hundebegegnungen verlaufen aber meist friedlich, nur manchmal aus heiterem Himmel prollt sie an der Leine. Vor großen Hunden hat sie eher Angst. Auf die Spielaufforderung eines Kangalrüden reagierte sie mit einem so schönen lauten Sopran, dass man es bestimmt ein paar Kilometer weit gehört hat und das Einsfuffzigherrchen schnell auf kurzen Beinen herbei eilte um zu fragen, was sein Hund angestellt habe. Obwohl wir versicherten, dass er gar nichts gemacht hatte, musste sich der Hund dann noch ein paar Erziehungsübungen unterziehen. Solche Einlagen liefert sie schon ab und an mal.

    Immer wieder finden Menschen sie hübsch, was mich immer etwas wundert, ist sie doch eher unscheinbar. Es ist wohl die Größe und die Scheuheit, die sie stets so zart wirken lässt und ein bißchen den Beschützerinstinkt weckt.

    Manchmal ist sie richtig verschmust. Sie liebt es, sich in stinkenden Sachen zu wälzen und müffelt eigentlich immer etwas. Sie liebt es „Sitz“ zu machen, eigentlich haben wir es kaum trainiert, aber das liegt ihr im Blut. Wenn ihr was nicht geheuer ist, setzt sie sich auch einfach. Auch auf Baumstämme steigen und drüber laufen, mag sie gerne.

    Sie ist wie sie ist, die eine oder andere Macke machen sie liebenswert und an ihren Ängsten werden wir weiter arbeiten.

    • Offizieller Beitrag

    Mein Gott, was hat die Maus bloss vorher erlebt dass sie so viele Ängste hat(te).. ;(

    Wahrscheinlich wird sie nie die Mutigste werden, aber sie hat unheimlich viel Glück gehabt und IHRE, die richtige Menschen gefunden. :freuwink:

    Ich freue mich so.. :wuub:

    Oberchaotin Doina


    "Mitten im Winter habe ich schließlich gelernt,
    daß es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt"
    (Camus)

    Das Chaos will anerkannt, will gelebt sein
    ehe es sich
    in eine neue Ordnung bringen lässt.

    Hermann Hesse

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