"Was ich Dir noch sagen wollte ..."

    • Offizieller Beitrag

    Dies habe ich auf der Seite der Vergessenen Pfoten gefunden und fand es sehr schön geschrieben.


    Was ich Dir noch sagen wollte

    Meine liebe Familie,

    bald ist es soweit. Aufgeregt sitze ich auf meinen gepackten Koffern, das Impfbuch fest in den Pfoten und warte voller Ungeduld auf meine Reise in eine bessere Welt. Diese Welt ist mir jedoch noch nicht bekannt und es wird mir einiges Fremdes begegnen.

    Um mich in ihr - gerade in der ersten Zeit - zurecht zu finden, benötige ich deshalb unbedingt Deine Hilfe, Deine Weitsicht und Dein Verständnis.
    Vielleicht bin ich nicht Dein erster Vierbeiner der Dich ein Stück Deines Lebensweges begleitet, aber bitte bedenke dass Du vermutlich mein erster Menschenfreund bist, mit dem ich zusammen leben darf, der mich in einer häuslichen Umgebung aufnimmt und mit mir zusammen durchs Leben geht.

    Es wird ein aufregender Tag für uns alle, wenn wir uns endlich sehen werden. Du hast lange warten müssen und für mich wird ein Traum wahr! An dem Tag der Erfüllung, habe ich eine lange Reise hinter mir und die neue Umgebung wird mir sehr fremd sein. Egal ob der Flughafen unsere erste Begegnungsstätte ist oder uns das Schicksal durch einen Transportweg über Land zusammen führt. Auch wenn mir ein Geschirr und ein Halsband genauso fremd erscheinen mögen, bedeuten sie für mich jedoch in erster Linie eine doppelte Sicherheit.
    Eine Sicherheit die mich, bleibt sie unbeachtet, das Leben kosten könnte. Schnell ist es passiert, das ich aus einem Halsband schlüpfe in dem ich rückwärts gehe oder aus einem Geschirr komme, dass nicht richtig angelegt ist oder passt.

    Auch wenn Du stolz bist, mich nun endlich nach der aufregenden Wartezeit bei Dir zu haben, fahre bitte ohne Umwege direkt mit mir nach Hause. Mute mir keinen unnötigen Halt zu, ich bin zwar lang gereist, um zu Dir zu kommen, aber ich brauche keine Rast bis zu unserem endgültigen Ziel.

    Straßen, Menschen und die fremde Umgebung, machen mir Angst und ich bin noch verwirrt von dem anstrengenden Tag. Was für Dich eine gut gemeinte Pause ist, bedeutet für mich weiterer Stress und kann in mir eine Panik verursachen, bei der ich kein Halten kenne. Einige Freunde von mir fanden so den Tod, nach nur wenigen Stunden in der langersehnten Freiheit. Gehe mit mir keine Spaziergänge an dem ersten Tag und bin ich zu ängstlich auch nicht am zweiten oder dritten. Das Haus, der Garten, die Nähe der Menschen und die ungewohnte Umgebung sind genug Eindrücke für die erste Zeit.

    Eine Menge gibt es zu erfahren und neu zu entdecken, dies muss ich erst einmal verarbeiten. Wenn ich nicht die Möglichkeit habe, mich vorerst nur in der näheren Umgebung zurecht zu finden, dann bitte sichere mich ab, auch wenn es den Anschein macht, dass mich so leicht nichts erschrecken kann.

    Du weißt nicht was ich schon alles gesehen und erlebt habe und was für mich eine angstbesetzte Situation sein kann, aus der ich flüchten möchte. Vielleicht ist auch meine Freude, endlich angekommen zu sein, so groß, dass ich mich kaum halten kann und ich die Dinge schnell entdecken möchte. Wie auch immer. Sichere mein Leben, Du hast die Möglichkeit dazu, es liegt in Deiner Hand. Ein ausbruchsicheres Geschirr mag vielleicht für Dich „Kosten“ bedeuten, aber ist mein Leben nicht unbezahlbar?

    Auch wenn Du mich aus einer Pflegestelle in Deutschland abholst, achte auf mich! Ich bin in der Regel nicht lang dort gewesen und dieser Umzug ist ebenfalls ein Aufbruch in eine mir nicht bekannte Umgebung!

    Bitte überlege Dir schon im Vorfeld, wie unser Zusammenleben aussehen soll. Für mich ist es einfacher, wenn ich von vornherein weiß, wie es „funktioniert“. Du bist meine Stütze, mein einziger Halt an dem ich mich orientieren kann. Ich werde es nicht verstehen, wenn ich an einem Tag Dinge tun darf, die am nächsten Tag nicht mehr erlaubt sind.
    Es kann gut sein, das mein Aussehen mein vorheriges Leben wiederspiegelt. Ich werde nicht gewaschen und gebürstet zu Dir kommen, dies ist auf Grund der Situation vor Ort nicht möglich.

    Du kennst meine Geschichte, soweit es möglich war, jedoch bedenke bei alle dem, dass ich es nicht gewohnt bin, ständig beobachtet zu werden. Manchmal ist zu viel, nicht gut für mich. Wir haben noch mein ganzes Leben um uns kennen zu lernen, lass mich bitte ankommen und oftmals ist es am Anfang für mich wichtig, „unbeobachtet“ mein neues zu Hause und das Leben mit Dir zu erkunden. Das heißt nicht, das Du Dich von mir abwenden sollst, jedoch können Augen die mich ständig
    verfolgen, eine Unsicherheit in mir wecken oder ein Aufforderung für mich sein, ständig in Deiner Nähe sein zu müssen. Dies wird Dir auf Dauer lästig erscheinen und für mich ebenfalls Stress bedeuten. Es ist nicht bös gemeint und ich bin froh über jede Aufmerksamkeit, die Du mir zukommen lässt, nur lass mich erkunden und entdecken, ohne das Gefühl - zu Hause - unter ständiger Kontrolle zu stehen.

    Für den Anfang wird es besser sein, Dinge, die ich nicht mit meinen Zähnen begutachten soll, aus meiner Reichweite zu bringen. Dies ermöglicht uns einfach eine stressfreiere Eingewöhnungszeit. Du musst mich für Dinge dieser Art dann nicht maßregeln und ein klassisches „Nein“ lerne ich auch auf einem anderen Weg.

    Einige Grünpflanzen, sowie Stromkabel, heruntergeschluckte Kleinteile können darüberhinaus für mich unangenehme Folgen haben.

    Für mich ist es wichtig, einen Rückzugspunkt zu haben. Einen Ort, an dem ich weiß, dass ich meine absolute Ruhe habe, wo niemand mich stört und welcher mir Sicherheit gibt. Du kannst es Dir vorstellen, wie einen Zufluchtsort, an dem man sich nach einer ereignisreichen Begebenheit zurückziehen kann und weiß, „ alles ist gut“. Hier bin ich Hund, hier darf ich sein, dort kann ich in Ruhe mein Leckerchen essen, dösen oder Dich einfach beobachten. Dieser Ort sollte in Deiner Nähe sein und nicht irgendwo an der Haustüre, wo ich Dich im Wohnzimmer beim Fernsehen nicht sehen kann. Es soll kein Strafplatz sein, sondern ein Platz des Wohlfühlens.

    Ich werde lernen mein Geschäft nicht zu Hause zu erledigen, es hat mir nur bisher niemand gezeigt. Was mir hierbei helfen wird ist - wie bei so vielen alltäglichen Dingen - eine positive Bestätigung, wenn ich den richtigen Ort für meine Hinterlassenschaften gewählt habe. In erster Linie möchte ich nämlich eins: „Dir alles Recht machen“ und wenn ich dann noch ein ganz spezielles Leckerchen bekomme, dass ich nur erhalte, wenn Dir der „Tatort“ zusagt, bekomme ich es viel schneller verknüpft und werde verstehen das es von Vorteil ist, nicht in die Wohnung zu machen. Schimpfen oder gar körperliche Gewalt bedeuten für mich nur Angst und Unverständnis, beides hatte ich schon genug in meinem Leben. Angst lähmt und es ist unmöglich für mich unter diesem
    Gefühl zu lernen. Habe bitte Geduld mit mir. Gib mir die Zeit, richtig anzukommen. Sollte ich am Anfang Probleme mit dem allein sein haben, dann schieb mich nicht einfach weg. Ich möchte bei Dir sein und Dich nicht verlieren! In kleinen Schritten und mit Übung werde ich begreifen, dass Du mich nicht verlässt und immer wieder kommst. Aber das muss ich erfahren. Durch Erfahrung lernt man und hättest Du mein vorheriges Leben gelebt, könntest Du es verstehen. Gewöhne mich von Anfang an daran, ein paar Minuten ohne Dich zu sein. So werde ich lernen und begreifen!

    Meine liebe Familie,

    ich bin mir sicher, dass wir alles gemeinsam schaffen werden und ich verspreche Dir, alles zu geben, um Dir als bester Freund, zur Seite zu stehen. Alles was in meiner Macht steht und mir möglich ist, werde ich tun!

    Lehre mich geduldig die Dinge, die ich nicht weiß. Zeige mir behutsam unseren gemeinsamen Weg und lass mich durch gemachte Erfahrungen, Vertrauen zu Dir aufbauen. Gibt uns beiden die Zeit zu
    wachsen! Dies geschieht nicht von Heut auf Morgen, aber dafür hält eine vertrauensvolle Beziehung ein Leben lang!

    Bitte vergesse nie, meine Liebe zu Dir ist bedingungslos und ich lege mein Leben in Deine Hand!

    Bis bald,
    Deine vergessene Pfote

    Quelle

    Vielleicht kann man das oben festtackern zu "Das Gepäck"?

    Viele Grüße,
    Monika

  • Zitat

    Original von zoomo7
    Dies habe ich auf der Seite der Vergessenen Pfoten gefunden und fand es sehr schön geschrieben.

    Vielleicht kann man das oben festtackern zu "Das Gepäck"?


    Gerne - darf der Text denn kopiert und weiterverbreitet werden? Hast Du mal deswegen gefragt?

  • Zitat

    Original von zoomo7
    .....
    Bitte vergesse nie, meine Liebe zu Dir ist bedingungslos und ich lege mein Leben in Deine Hand!

    .......
    Viele Grüße,
    Monika

    Volltreffer! Genau so empfinden wohl viele unserer geretteten Nasen.


    Wir übernehmen eine große, sehr große Verantwortung, eine Verantwortung für ein ganzes Tierleben!

  • Diese "Bitte" finde ich fast genauso ergreifend wie das "Testament eines Hundes"
    ich muß dann immer feste schlucken um nicht loszuw....
    hätte nie vermutet dass ich wirklich mal so sentimental sein könnte
    :schnief:
    lg Manuela

    "Die kalte Schnauze eines Hundes ist erfreulich warm gegen die Kaltschnäuzigkeit mancher Mitmenschen."

    Man wird versuchen zu verdrängen...aber vergessen wird man nie weil ein Stück vom Herzen mitgenommen wurde!

  • Boah,schluchz** ich habe Pipi in den Augen....echt toll.....
    Das Testament eines Hundes sollten sich auch so viele Leute wie möglich mit Verstand durchlesen....

  • :weinen: :weinen: :weinen:

    Ich habe mir in der kurzen Zeit, in der ich in diesem Forum bin, angewöhnt, zwischendurch als "Geist" hier zu erscheinen.

    Ich bin oft so blind vor Tränen, das ich - trotz gutem Willens - einfach nicht in der Lage bin, auch nur ein Wort zu schreiben.

    Ohne das ich diesen Brief vorher jemals gelesen habe - all diese Worte könnten auch die unseres Katerchens "Mausewitz" gewesen sein, als er wußte, das er zu uns kommen würde.
    Ganz besonders diese Worte haben unser Herz tief berührt :


    Bitte vergesse nie, meine Liebe zu Dir ist bedingungslos und ich lege mein Leben in Deine Hand!

    Es vergeht kaum eine Stunde und fast kein Tag, an dem mein Mann und ich nicht darüber nachdenken, was dieses kleine Katerchen in den vergangenen - schätzungsweise 5 Jahren, bevor er im August 2008 zu uns kam - alles durchlebt und durchlitten haben muss.

    Unsere Liebe zu ihm wurde ;) innerhalb kürzester Zeit ebenfalls immer "bedingungsloser" - hat er uns doch deutlich vor Augen geführt, das es niemals wirklich die "materiellen Werte" sind, die ein glückliches Zusammenleben zwischen Mensch und Tier ausmachen.

    Es ist das "Unbezahlbare von unschätzbarem Wert" , nämlich das grenzen- und bedingungslose Vertrauen und die Liebe ----- und dieses sollte zeitlebens des Tieres, das sich in unserer Obhut befindet, wie/als eine :herzchen: "Kostbarkeit" behütet und beschützt werden.

    Liebe Grüße
    Ursula

    "M e n s c h e n k e n n t n i s dämpft die Menschenliebe - T i e r k e n n t n i s erhöht die Tierliebe."
    (Dr. Bernhard Grzimek)

    Einmal editiert, zuletzt von falbkatze (5. August 2011 um 10:47)

  • Zitat

    Original von zoomo7


    Quelle

    Das ist der Link zur Hompage der "Vergessenen Pfoten" - am besten dort mal nachfragen ;)

    .Liebe Grüße, Marion

    [font='Lucida Sans, Monaco, Geneva, sans-serif'][b][i][color=#660066]"Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast."
    Antoine de Saint-Exupéry

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Claudia,

    das ist ja von der Homepage der Vergessenen Pfoten genommen, deren Beiträge urheberrechtlich geschützt sind.

    Ich würde dort einfach anfragen, ob Du den Beitrag auf Seite nehmen kannst.

    Viele Grüße,
    Monika

    Edit: Marion, Du warst schneller :D